Gieskanne
Unser Sohn ist 9 Jahre alt und hat "alles", was man sich in dem Alter wünschen kann. Trotzdem ist er sehr undankbar, will immer mehr haben und vergleicht sich mit anderen Kindern, die in seinen Augen natürlich noch bessere Sachen haben. Zur Kinderkommunion hat er sich darüber beschwert, dass er nur einen niedrigen vierstelligen Betrag geschenkt bekommen hat... Wir haben schon oft mit ihm darüber geredet. Auch, wie schwer und wie wenig andere Kinder es haben. Er ist dann auch sehr einsichtig, es tut ihm dann sehr leid. Nur leider kommt nach einiger Zeit dieses undankbare Verhalten wieder zum Vorschein, wenn das Gespräch eine Weile her ist. Vom Charakter ist er eigentlich sehr sensibel. Natürlich sind wir mit daran Schuld, weil er bislang alles bekommen hat. Was können wir tun, wenn das "Kind schon in den Brunnen gefallen" ist? Kommen wir da jemals wieder raus? Was können wir noch tun, damit er dankbarer ist?
Dr. med. Ludger Nohr
Sie sprechen ein leider sehr häufiges, wichtiges Thema an. Kinder haben alles, aber es ist nie genug. Die Zeit der Freude über Neues wird immer kürzer, das nächste Geschenk soll den Frust mindern. Aber das funktioniert nicht, sondern das Rad dreht sich immer schneller. Ziel kann aber nicht primär mehr Dankbarkeit für all das Materielle sein, sondern mehr Zufriedenheit mit dem was er hat. Das ist schwer in einer Gesellschaft, in der man mehr gemessen wird an dem was man hat, als an dem, was/wer man ist. Und Eltern leben das Konsumbedürfnis leider oft vor. Wie kommt man daraus? Aus dem Gesagten wird klar, dass es zuerst um die elterliche Haltung geht. Wie konsumieren Sie? Welche Haltung können Sie Ihrem Sohn gegenüber vorleben und durchhalten? Und wie können Sie ihm gegenüber seinen Frust und seine Enttäuschung aushalten, wenn er etwas nicht hat/bekommt ", was alle anderen haben"? Wie können Sie eine eigene Haltung dazu entwickeln was ein Kind braucht, ohne sich vom dauernden Vergleich mit anderen "tollen Eltern" jagen zu lassen. Wieviel Zeit bleibt für persönlichen Kontakt, miteinander spielen, Zeit miteinander verbringen? Sie sehen, ich schreibe schon lange nicht mehr über Sie persönlich, da ich Ihre Haltung und Lebensweise nicht kenne. Vielleicht ist trotzdem der ein oder andere hilfreicheGedanke dabei, den sie als Eltern mal besprechen können. Sie können da wieder raus kommen, aber es ist ein längerfristiges Ziel. Es dauert Jahre bis kinder diesen Sinn verstehen können (und vielleicht dankbar sind). Aber das ist unser Job als Eltern: Eine lebenswerte Haltung(und da ist Konsum nur ein kleiner Teil, sozialer Austausch und Beziehungen sind viel wichtiger) vorzuleben und sich so entwickeln zu lassen, ohne Anspruch auf schnellen Erfolg oder gar dauerndes Verständnis und Dankbarkeit der Kinder. Die können es noch nicht wissen, brauchen unser Vorbild, unsere Klarheit. Dr.Ludger Nohr
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