Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind ist sehr kontaktfreudig

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind ist sehr kontaktfreudig

Sara.J

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Guten Tag, meine Tochter (14 Monate) zeigt in den letzten 3/4 Monaten hin und wieder Verhaltensweisen, die mich daran zweifeln lassen, ob unsere Bindung gut genug ist. Sie ist ein Wunschkind (nach 4 Künstlichen Befruchtungen geboren- natürlich war die Schwangerschaft irgendwie etwas durch Angst geprägt, aber an sich ok), sie wurde per Kaiserschnitt geboren und musste 3 Tage auf der Neo verbringen (haben sie dort alle paar Stunden - eigentlich immer, wenn sie wach war- besucht). Sie schläft bei mir im Bett, habe sie 13 Monate gestillt & sie auch viel mit der Trage getragen. Ich lasse sie nicht schreien, bis jetzt war eigentlich auch immer entweder ich oder der Papa bei ihr, ...   Mit ca. 10 Monaten begann sie, andere Menschen interessant zu finden und dabei kam es auch zu einigen Situationen, die mich stutzig machen...zB - Wir gehen in eine Spielgruppe; und auch wenn sie mich dort nicht komplett ignoriert- sie sucht sehr aktiv den Kontakt zu anderen Müttern. Hält ihnen Spielzeug hin, krabbelt auch mal auf deren Schoß ... wirklich keines der anderen Kinder verhält sich so  - hin und wieder kam es auch vor, dass sie bei Besuchern bei uns zu Hause auf den Arm möchte (auch bei denen, die sie kaum kennt- man erkennt dort meistens einen Prozess, wo sie 'warm wird'- dieser ist aber sehr schnell). Dann will sie teilweise auch nicht zurück zu mir oder meinem Mann; weint sogar oder krallt sich fest Sie hat nur sehr sehr verhalten gefremdelt; mal kritische Blicke- oft nur wenige Augenblicke, bevor sie total kontaktfreudig ist. Sie sucht meinen Schutz, wenn sie Angst hat oder müde wird eigentlich ... Mich irritiert es sehr; manchmal frage ich mich, ob sie mich sehr schnell ersetzen könnte. Könnten dies schon Hinweise auf eine unsichere Bindung sein? Sucht sie Schutz/ Bindung bei unseren Gästen/ anderen Mamas? Oder kann es einfach eine sehr starke Extrovertiertheit/ Offenheit sein?    Könnte ein solches Verhalten auch ein frühes Anzeichen für eine Neurodivergenz sein (haben einige Fälle von ADHS in der Familie) 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Sie für Ihre Tochter ersetzbar werden. Sie sucht auch bei anderen Menschen keinen Schutz. Ihre Tochter ist nach Ihrer Beschreibung sicher gebunden und in gutem Kontakt mit Ihnen. Vermutlich ist sie sich Ihrer so sicher, dass sie auf dieser Basis leicht Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen kann. Das ausgeprägte Explorationsverhalten Ihrer Tochter bezüglich sozialer Kontaktaufnahme kann sich auf die psychische Entwicklung positiv auswirken. Ihre Tochter erlebt unbekannte Menschen offenbar als interessant und nicht ängstigend. Für Ihre Tochter ist es wichtig, dass Sie solche Kontakte nicht unterbinden, damit sie angstfrei bleiben kann. Gleichzeitig sollten Sie das Verhalten behutsam in etwas distanziertere Bahnen zu lenken versuchen, damit Ihre Tochter allmählich lernen kann, vertraute von unbekannten Menschen leichter zu unterscheiden. Das gelingt in der Regel, indem Sie die beteiligten Erwachsenen darauf ansprechen, dass sie Ihre Tochter nicht auf den Arm oder Schoß nehmen sollen. Sie sollten Ihre Tochter an Sie verweisen. Sie können Ihrer Tochter erklären, dass man unbekannten Menschen nicht so schnell so nahe kommt. Dies spielt jetzt noch keine Rolle für Ihre Tochter, weil Sie immer in Ihrer Nähe sind. Aber mit zunehmender Entwicklung wird die Übernahme von Selbstschutzverhalten bedeutsam. Das Verhalten Ihrer Tochter ist kein Hinweis auf ADHS.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Sara.J

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Hallo nochmal.  Inzwischen sind ja 2 Monate vergangen und irgendwie mache ich mir noch immer Sorgen.  Letzte Woche waren wir zusammen bei einer Freundin (sie hat sie lange nicht gesehen & sie war noch nie bei ihr zu Hause) und meine Tochter wollte direkt zu ihr auf den Arm und hat fast nur mit ihr gespielt und wollte später nicht zurück zu mir... Dann waren wir in einer neuen Spielgruppe und sie hat zwar 2-3 Minuten am Anfang bei mir gesessen; aber dann sehr schnell begonnen, sich unzugucken, auf andere zuzugehen etc. Mir ist sie fast ausgewichen.  Letzte Woche haben wir uns einen Kindergarten angeschaut; auch da sofort total offen zu der Leiterin (obwohl ich auch hier anmerken muss, dass mein Mann die Leiterin kennt & herzlich begrüßt hat) und später zu allen Erzieherinnen. Ein kleines Zögern & dann Spielzeug weitergereicht etc.    Zu Hause ist es so: sie kommt zwischendurch und will auf den Arm; gibt mir Spielzeug, um mit ihr zu spielen; zeigt, wenn ihr etwas nicht passt; verlässt meine Seite nicht, wenn sie sieht, dass ich Schuhe anziehe; kommt mir auch oft (nach einer Zeit) hinterher, wenn ich kurz in einem anderen Raum bin; kommt zu mir, wenn ein unbekanntes Geräusch komm; sie kommt kuscheln- aber auch eher kurz; wenn sie müde ist, sucht sie meine Nähe. Nachts kuschelt sie sich meistens an mich. Wenn ich gehe protestiert sie manchmal - nicht immer und freut sich genauso manchmal und manchmal nicht, wenn ich wiederkomme. Das sind ja eigentlich Anzeichen einer guten Bindung.    Was mich irritiert, ist, dass sie für mein Empfinden gelegentlich die 'Fremden' (neu kennengelernten) bevorzugt - und das könnte ja ein Zeichen einer unsicheren- vermeidenen Bindung sein? oder nicht?    Wobei ich sagen muss, dass sie jetzt nicht komplett zu ganz fremden Menschen auf der Straße geht - aber sie 'lernt sie schnell kennen' (oder bei denen, mit denen mein Mann und ich reden) und ist dann offen und sehr darauf bedacht, mit diesen Menschen in Kontakt zu sein. Manchmal 'spricht' sie auch Menschen an und sind diese dann nett - sind sie halt interessant und ich oft uninteressant.    Mich irritiert das so, weil andere Kinder nicht so zu sein scheinen & auch manche Erwachsene sich verwundert zeigen....


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