Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Keine Wiedersehensfreude

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Keine Wiedersehensfreude

mima278

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Hallo Herr Dr. Nohr, vielen Dank für Ihre letzte Antwort. Ich hätte noch eine Frage zur verm. Bindung. Mein Sohn hatte letzte Woche Kitastart (11 Monate). Er ist generell sehr neugierig u. erkundet alles um sich herum. Er hat in den ersten Tagen vermehrt nach mir geschaut o. kam zu mir, wenn ihm etwas mulmig wurde. Den Abschied an den ersten beiden Tagen hat er m.E. gar nicht als solchen wahrgenommen. Am 3.-5. Tag hat er die Arme nach mir ausgesteckt und geweint, aber ich war noch im Nebenraum u. habe gemerkt, dass er sich schnell beruhigen ließ. Heute hat er freudig gewunken. Die Erzieherin mag er m.E. sehr gern. Was mich beschäftigt ist die fehlende Wiedersehensfreude. Er ist immer sehr müde, wenn ich ihn abhole. In den ersten Tagen hat er zumindest noch die Arme nach mir ausgestreckt. Gestern kam ich als er gerade beim Essen war. Da rief er durch den Raum „da“ und zeigte auf mich. Ich setzte mich dann zu ihm und er hat mich dann nicht weiter beachtet und wollte nach dem Essen einfach spielen. Heute war er wieder beim Essen als ich kam. Er schaute mich zwar an, aber sonst keine Regung, auch nicht als ich mich zu ihm setzte. Er hat sich wieder mit den Erbsen beschäftigt und zur Erzieherin geschaut. Danach noch 2-3 Mal zu mir und als ich dann die Hände ausgestreckt habe, wollte er dann doch kurz auf den Arm und von dort aus wieder abhauen spielen. Hat sich richtig gewehrt in die Trage zu gehen, ist dann aber sofort bei mir eingeschlafen.


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Hallo, aus den Fragen entnehme ich, dass Sie sich schon große Sorgen um Ihre Bindung machen, sie immer wieder verunsichert sind, ob sie gut genug ist. M.E. ist es wichtig auf einzelne Situationen (Wiedersehen, Trennung, Schlafen usw.) zu schauen, aber eigentlich ist es das eigene Gefühl auf das man achten muß und dass man ernst nehmen sollte. Und wenn da eine Verunsicherung auftritt ist die Frage, was hat das mit mir (meiner Bindung, meinen Bindungen usw.) zu tun, warum verliere ich so schnell die Sicherheit und was folgt daraus. Ihr Kind kann nur auf das reagieren was Sie anbieten auf der Bindungsebene. Würde heißen, finden Sie wieder Ihre eigene Sicherheit im Angebot, auch wenn Ihr Kind mal müde, abweisend, desinteressiert reagiert. Vieles was Sie beschreiben spricht doch für einen guten Kontakt, ihr Kind ist ruhig, wenn Sie im Hintergrund sind, braucht Sie in schwierigen Sit. usw.. Machen Sie Ihr Bindungsangebot nicht von der Reaktion abhängig. Das wäre meine Idee. Dr.Ludger Nohr


mima278

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Nachmittags ist er bestens gelaunt und wir lachen viel zusammen und er kuschelt auch mit mir. Er lässt sich auch von mir beruhigen. Allgemein ist er diese Woche nicht mehr so anhänglich wie vor 4-5 Wochen. Gefremdelt hat er kaum (mal in den Arm gekuschelt oder mal kurz geschrien, aber nur ein paar Tage. Bei den Großeltern und Papa aber nie geweint. Aktuell will er zu jedem auf den Arm. Ich habe selbst Psycholoie studiert und kenne die Studien zur Bindung, arbeite aber nicht in diesem Berufsfeld. Daher bringe ich gefährliches Halbwissen mit. Aber gerade wenn man die älteren Einträge bei Dr. Posth etc. liest, heißt es immer: Besonders wichtig sei die Wiedersehensfreude. Wenn die nicht vorhanden ist, dann ist es eine unsicher-vermeidende Bindung. Das macht mir sehr zu schaffen. Ich konnte nicht lange stillen, aber habe den Kleinen viel getragen (in den ersten Monaten hat er tagsüber nur in meinem Arm verbracht, weil er die Nähe brauchte, war aber ansonsten kein Schreibaby oder Ähnliches, auf dem Arm war immer alles gut) und habe ihn nie schreien lassen. Wir spielen sehr viel und haben eigentlich viel Spaß miteinander. Es gibt allerdings mittlerweile keine Situation mehr, wo er exklusiv mich benötigt. Kann das „Ignorieren“/die fehlende Freude auch anders begründet sein?


mima278

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Noch eine Anmerkung zur Müdigkeit, die auch während der Abholsituation da ist (sorry): Generell möchte er mittags nicht gern schlafen und schläft wenn in der Trage oder mal im Kiwa ein, wenn er im dunklen Raum steht und jemand bei ihm ist. Er will sich dann immer mit Spielen etc. ablenken und aus der Situation raus.


mima278

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Ich muss leider noch eine Ergänzung vornehmen. Die letzten Nachmittage hatten wir immer sehr viel Spaß, letzte Woche war er sehr Anhänglichkeit h, aber glücklich und ausgeglichen, gestern sich super drauf. Allerdings war er heute anders als sonst, sehr viel ruhiger und ist nicht mehr so auf mich eingegangen, wollte auch kaum noch auf den Arm und schien zurück gezogen. So habe ich ihn vorher noch nicht erlebt. Haben Sie einen Rat für mich? Kann ich, auch wenn das jetzt zu viel für ihn war, dafür sorgen, dass er sicher an mich gebunden wird/bleibt?


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