Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Posth, mir ist gestern etwas Schreckliches passiert: Ich habe meine 2-jährige Tochter angeschrien. Wir sind seit Wochen unausgeschlafen, weil sie immer wieder kränkelt (sie schläft bei uns). Gestern war sie sehr jaulig. Nichts hat ihr gepasst und mir sind irgendwann die Nerven gerissen und da habe ich sie angeschrien, daß es mir nun reicht. Bei uns herrscht immer ein ruhiger Ton, wir sind eine wirklich fröhliche Familie, das ist mir noch nie passiert, und sie hat mich so sehr erschrocken angesehen und geweint. Ich war selbst über mich erschrocken und habe sie sogleich gedrückt und getröstet. Das Erlebnis läßt mich nicht los. Ich weiß, daß das nicht hätte passieren dürfen. Wie lange wird sie sich an diese Situation erinnern? Nach dem Mittagsschlaf gestern war scheinbar wieder alles in Ordnung, aber ist es das auch wirklich? Kann ich irgendetwas tun? Vielen Dank für Ihre Hilfe, Monika
Liebe Monika, so etwas passiert nun jeder Mutter und sicher auch jedem Vater einmal. Wenn die menschliche Natur so empfindlich wäre, dass der einmalige Verlust der Beherrschung immensen Schaden anrichten könnte, dann könnte sie nicht weiter existieren. Sicher haben Sie Recht, dass es von der Sache erstens nicht hilfreich ist und zweitens bei häufiger oder gar ständiger Wiederholung das Eltern-Kind-Verhältnis beeinträchtigt. Aber einzelne, isoliert da stehende Versagensmomente der Eltern verkraften die Kinder. Nun kommt bei den Kleinkindern dazu, dass einzelne solche Erlebnisse schon in kurzer Zeit faktisch nicht mehr erinnert werden, nur die emotionale Wirkung bleibt gespeichert. Wenn in diesem Speicher sonst aber ganz viele positive Gefühle gespeichert sind, bleibt das Nettoergebnis auch weiterhin positiv. Viele Grüße