Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Große Schwester beißt kleinen Bruder

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Große Schwester beißt kleinen Bruder

amselmama

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Meine Tochter (27 Monate) hat Anfang Januar einen Bruder bekommen. Sie hat ihn gleich ins Herz geschlossen, gibt ihm Küsschen, streichelt ihn, sieht ihn als Familienmitglied, möchte, dass er mit auf den Spielplatz kommt, etc. Morgens guckt sie zuerst wo er ist. Wenn sie nicht gleich zu ihm kann, weint sie. Kurz nach dem er nach Hause gekommen ist, hat sie angefangen, ihn zu kneifen, beißen, hauen. Sie macht dies ohne Vorwarnung, auch wenn ich dabei bin, hauptsächlich abends bzw. wenn sie müde ist. Wenn ihr Bruder wach ist, wird er ständig von ihr belagert. Er wird geküsst, gestreichelt und aus dem Nichts beißt, kneift oder haut sie ihn. Nachdem ich sie ermahnt habe, ist sie gleich wieder bei ihm und küsst ihn. Auch uns haut und beißt sie wenn sie müde ist, z.B. beim Umziehen: Sie hält sich an mir fest, umarmt mich ganz lieb und beißt mir in den Hals. Sie scheint es nicht böswillig zu machen, findet es eher lustig. Sie ist in diesen Momenten oft aufgedreht und übermütig. Manchmal sagt sie von sich aus, dass sie ihren Bruder gebissen hat. Auch wenn ich sie frage, ob sie ihn gebissen hat, sagt sie ja und zeigt wo sie ihn gebissen hat. Ich werde dann streng mit ihr, nehme sie auf den Schoß und erkläre ihr, dass sie ihn nicht hauen, beißen, kneifen darf. Aber es bringt nichts. Woran liegt es? Was kann ich tun, damit sie damit aufhört?


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Ihre Tochter zeigt das typische und häufige ambivalente Verhalten älterer Geschwister. In ihr sind beide Haltungen nebeneinander: Sie liebt ihren Bruder und er soll gefälligst wieder weg und ihr nicht den Sonnenplatz wegnehmen. In diesem Alter ist sie sich auch der Eltern nicht sicher genug um einfach zu glauben, dass sie auch mit dem Bruder noch genügend Liebe, Platz, Wichtigkeit bekommt (auch wenn die Eltern das immer betonen). Sie muß diese Erfahrung ausreichend machen, um mit dieser Ambivalenz klarzukommen. Das zum Verständnis. Daneben ist es natürlich wichtig, dass sie ihren Bruder nicht verletzt und das muß sie lernen. Neben den schon von Ihnen genannten Hinweisen kann auch die Verbalisierung des "unpassenden" Gefühls (manchmal magst du es gar nicht, dass wir so viel Zeit mit deinem Bruder verbringen oder manchmal hättest du uns viel lieber ganz allein o.ä.) ihrer Tochter deutlich machen, dass dieses Gefühl von ihr verstehbar ist. Nichtsdestotrotz müssen Sie Ihren Sohn schützen und Ihre Tochter praktisch, aber ohne zu viele Vorwürfe oder Erklärungen, an solchen Aktionen hindern. Mit der Zeit wird sie ihren Ärger in anderen Formen ausdrücken, aber eine gewisse Rivalität ist meist Teil einer Geschwisterbeziehung. Dr.Ludger Nohr


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