Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Frustrationstoleranz

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Frustrationstoleranz

Maj

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Guten Tag, mein Sohn (fast 6 Jahre, der Älteste von drei Geschwistern, Vorschulkind,) hat eine recht geringe Frustrationstoleranz. Wenn ihm etwas nicht so gelingt, wie er es sich vorstellt, dann wird er wütend oder/und fängt an zu weinen. Dann kommen auch oft Sätze wie, „Warum kann ich das nicht ?“, „ Ich muss das doch können, ich bin doch Groß“. Er möchte sich in den Situationen auch nicht helfen lassen, sondern sagt dann er muss es alleine schaffen. Auch wenn er etwas Neues ausprobiert, dann gibt er schnell auf. Ich weiß manchmal nicht, wie ich ihn in diesen Situationen am besten begleiten soll, bzw. stärken kann. Meistens lasse ich ihn dann in Ruhe und wir sprechen hinterher darüber. Aber er ist doch schon oft enttäuscht von sich selber. Wie kann ich ihn in den Situationen besser helfen die Frustration nicht so schnell aufkommen zu lassen, bzw. besser mit den Misserfolgen umzugehen? Vielleicht haben sie da noch einen guten Tip. Vielen Dank schonmal .


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, der Umgang mit Frustrationen ist generell ein schwieriger und für Kinder im Alter Ihres Sohnes besonders schwierig. Die Kinder spüren nämlich ganz genau, dass ihre Möglichkeiten noch recht begrenzt sind. Sie möchten den Älteren oder Erwachsenen nacheifern, um "groß" zu sein, stellen aber fest, dass ihnen das noch nicht gelingt. Mit solchen Begrenzungen umzugehen, ist eine lebenslange Aufgabe, die in der Kindheit beginnt. Es gilt also nicht, Frustrationen zu vermeiden oder sie dem Kind aus dem Weg zu räumen, sondern damit umzugehen und sie aushalten zu lernen. Dazu können die Eltern ein gutes Vorbild sein. Es gibt doch sicher Aufgaben, die Sie selbst nicht schaffen ohne darüber zu verzweifeln. Davon können Sie Ihrem Sohn erzählen. Oder es gibt Vorhaben, bei denen Sie Hilfe benötigen. Da kann Ihr Sohn Ihnen bestimmt helfen. Sie können das auch mit ihm besprechen. "Es ist doch viel besser, wenn ich das nicht allein machen muss. Wenn du mir hilfst, schaffe ich das gleich besser. Die Aufgabe war aber auch so schwer, das hätte ich alleine nie so gut geschafft." Sie finden da schon Worte, die für Sie passen. Sie können ihm auch zeigen, dass Sie selbst erst mal eine Pause brauchen, wenn eine Aufgabe nicht gleich klappt. Das kann man für Kinder gut im "Selbstgespräch" kommentieren. Sie können ihm auch von sich früher erzählen. Ihnen ist es bestimmt oft genauso ergangen wie ihm, bis Sie dann gemerkt haben, wie sie mit Ihrem Ärger anders umgehen konnten. Möglicherweise glaubt Ihr Sohn auch, dass er als Ältester alles können muss. Das passiert schnell, wenn Kinder oft hören, dass sie im Vergleich zu den Geschwistern doch schon groß seien. Da können Sie nur schauen, ob das für Sie zutrifft. Das könnte Ihren Sohn zu der irrigen und überfordernden Annahme verleiten, mehr schaffen zu müssen als er tatsächlich kann. Ihr Sohn braucht dann die Gewißheit, dass die Aufgabe zu schwer war und nicht er unfähig. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Maj

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Situationen sind z.B. wenn er morgens den Reißverschluss seiner Jacke nicht sofort zu bekommt, wenn er etwas malt/ bastelt und es nicht so klappt wie er es sich vorstellt, oder wenn er z.B. Inliner fahren lernen möchte und es nicht sofort klappt, dann gibt er sofort auf. Oder wenn er Lego baut und ihm dabei etwas nicht gelingt. Er zeigt dann lautstark seinen Frust, aber beruhigt sich auch schnell wieder.


Esmeralda

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Ich war auch das älteste Geschwister und kann Frau Henkes Rat da nur unterstreichen. Auch die älteren Kinder müssen klein, tollpatschig, niedlich und schwach sein dürfen. Ich fühlte mich auch ständig unter Druck, weil ich diejenige war, die funktionieren sollte.


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