Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ekel wird schlimmer

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Ekel wird schlimmer

Muani

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Hallo Frau Henkes, mein Sohn 2 Jahre, 4 Monate ekelt sich in letzter Zeit extrem vor Essen. Das Seltsame: ich kann ihn mit allem füttern, er ist auch ein toller Esser, aber sobald er einen Löffel in der Hand hat (bevor er überhaupt anfängt zu löffeln) fängt er an zu speicheln bzw. würgt. Anfänge davon gab es schon vor einem Jahr, als ich eine Waffel vor ihn gelegt habe und er sich beim Anblick übergeben hat. Damals dachte ich es ist eine einmalige Sache, aber es kam immer häufiger vor und jetzt nimmt er nichts, was nicht trocken ist (Rohkost, Reis, Nudeln ohne Soße) in die Hand. Auch am Töpfchen ekelt er sich beim Anblick. Auf die Toilette will er nicht. Früher hat er sein Geschäft sogar im Töpfchen zur Toilette getragen. Jetzt würgt er bereits schon beim Aufstehen (hält es sogar tagelang ein). Er spricht schon super und kann über Gefühle reden, aber wenn ich ihn auf den Ekel anspreche, redet er nie, sagt nur sehr selten „ich mag das nicht“. Der Vater ist, was Essen angeht, auch sehr wählerisch, Gemüse darf nur püriert werden. Als Kind wollte er nie was essen außer trocken. Ich frage mich, ob da Handlungsbedarf besteht, weil es nur schlimmer zu werden scheint? Herzlichen Dank für Ihre Arbeit und viele Grüße


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich fürchte ich habe das Problem noch nicht richtig verstanden. Taucht das Würgen nur auf, wenn Ihr Sohn selber isst und nicht, wenn Sie ihn füttern? Eine Eßproblermatik vererbt sich gewiss nicht vom Vater. Aber möglicherweise gibt es Muster im Verhalten, die Ihr Sohn beobachtet und nachmacht. Das kann ich aus der Distanz nicht einschätzen. Ihr Sohn muss in diesem Alter auch noch nicht die Toilette benutzen. Vielleicht war das Sauberkeitstraining etwas zu früh für ihn, so dass er jetzt mit dieser Abwehr in Form von Ekel reagiert. Ich glaube nicht, dass Ihr Sohn über seinen Ekel nicht sprechen möchte. Er wird das einfach nicht können. Anders als Angst oder Wut wirkt Ekel ja eher wie ein rein körperliches Phänomen, das Ihren Sohn "überfällt" und das er sich nicht erklären kann. Da Sie eine Zunahme der Ekelreaktionen beobachten, die eher altersuntypisch sind, sollten Sie den Kinderarzt darauf ansprechen. Er kennt Ihren Sohn und kann Ihnen weitere Empfehlungen geben. Er kann vor Ort auch besser einschätzen, ob Handlungsbedarf besteht und Sie eine/n Kindertherapeuten/In hinzuziehen sollten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Muani

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Genau. Der Ekel kommt nie, wenn er das Essen nicht sieht, da isst er zB Suppen/Eintöpfe etc. Das würde er aber nicht tun, wenn das Essen vor ihm steht und er den Löffel in der Hand hat. Ich nehme dann den Teller zu mir und alles ist für ihn wieder ok. Mit dem Töpfchentraining könnte sein, dass es zu früh war. Er hatte anfangs großen Spaß daran. Er weigert sich auch sein großes Geschäft in die Windel zu machen. Das hält er noch länger inne und weint, wenn es kommt. Danke für Ihre Antwort, ich hoffe auch, dass der Kinderarzt helfen kann. Viele Grüße


Curcuma

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Hallo, Dr. Posth, der Vorgänger von Dr. Nohr/Frau Henkes hier im Forum, hat viel und meiner Meinung nach sehr Erhellendes zur Sauberkeitserziehung geschrieben; er lehnte u. a. das Wort „Erziehung“ ganz stark ab. Vielleicht helfen Dir seine Antworten weiter, die Du hier finden kannst: https://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/stichwortsuche.htm?stichwort=sauberkeitserziehung Beispiel, was zu dem von Dir angesprochenen Einhalten passt: „Der momentane Zustand entspricht dem, was man in der Medizin als habituelle Obstipation bezeichnet. Der häufigste Grund hierfür ist ein zu früher Beginn mit der Sauberkeitserziehung. Das Kind benutzt das Einhalten des Stuhls als Durchsetzung seines Willens, was ihm aber schlecht bekommt, da der Stuhl die Eigenschaft hat, im Enddarm hart zu werden und dann bei der Ausscheidung Schmerzen zu bereiten. Das Ganze ist also eine Art Betriebsunfall, denn die Durchsetzung des Willens hat mit etwas ganz Anderem zu tun als mit der Ausscheidung. Nur weil man dem Kind durch zu frühes Sauberkeitstraining die Möglichkeit an die Hand gegeben hat, sich auch hier durchzusetzen (aber eben mit Nichtausscheiden), entsteht dieses Problem. Organische Probleme hätten auch schon in den ersten 3 Lebensjahren auftreten müssen. die einzige chance aus dem Dilemma herauszukommen ist, dem Kind seine Windel wieder zurückzugeben und es ganz allein bestimmen lassen, wann es ausscheidet. Wenn dann der kreisaschlus durchbrochen ist, wird Ihre Tochter eines Tages von sich aus sagen, dass sie keine Windel mehr braucht.“ Viele Grüße!


Muani

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Danke für den wertvollen Tipp! Werde das Forum mal abklappern. Wollte nur kurz klarstellen: Er trägt Windeln. Ich biete ihm nur gelegentlich an, das große Geschäft auf dem Töpfchen zu machen. Wenn er es möchte, macht er es und danach wird eine Windel wieder angezogen. Wenn er nicht möchte, dann muss er nicht. Er ekelt sich beim Anblick bzw dem Gedanken „da ist was“.


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