Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Einjährige angeschrien

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Einjährige angeschrien

AndreaW..

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Hallo Frau Henkes, vielen vielen Dank für ihre tolle Arbeit hier. Meine Tochter (12 Monate) schreit/kreischt ziemlich oft einfach so, ohne Grund. Eine Bekannte von mir meinte jetzt ich solle deswegen zum Kinderpsychologen weil das nicht normal ist und ich dies unterbinden muss.  Ich dachte immer es wäre normal. Wie sehen Sie das? Und was soll ich denn machen? Einfach “nein” sagen? Oder ihr sagen “man schreit nicht weil xy…”? Oder einfach nicht beachten? Als meine Tochter heute einpaar Mal so vor besagter Bekannten gekreischt hat, hat diese zu ihr immer “Nein, das macht man nicht!” gesagt mit einem ziemlichen verärgertem Gesichtsausdruck. Ich habe meiner Bekannten gesagt sie solle dies unterlassen, ich bin die Mutter und wenn etwas nicht in Ordnung ist werde ich dies meiner Tochter kommunizieren.  Meine Tochter hat sie dabei fragend angeschaut.  Dann habe ich noch ein anderes Anliegen und zwar habe ich meine Tochter gestern angeschrien, ich bin ziemlich gestresst weil momentan sehr viel in meinem Leben los ist, ich weiß dies ist keine Entschuldigung. Daraufhin hat sie die Mundwinkel runtergezogen und angefangen zu weinen. Ich habe mich dann hingesetzt und ein und ausgeatmet und sie - nachdem ich mich beruhigt habe - auch beruhigt. Kann dies unserer Bindung geschadet haben? Mit freundlichen Grüßen, Andrea 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Tochter war vermutlich ziemlich verunsichert, als Sie sie angeschrieen haben, weil Sie das von Ihnen nicht kennt. Deshalb hat sie geweint. Aber Sie haben die Situation gut für Sie beide aufgelöst. Solche einmaligen, unangehmen Erfahrungen werden in der Regel von Kleinkindern gut bewältigt. Sie haben ja schon erfahren, dass sie in der Regel bei Ihren Bezugspersonen gut umsorgt und sicher sind. Diese gute Erfahrung lässt sich durch ein einzelnes unangenehmes Ereignis nicht erschüttern. Die Erinnerung daran wird bei Ihrer Tochter bald verblassen. Für Ihre Tochter wäre es sicher hilfreich, wenn Sie sich bei großem Stress erst hinsetzten könnten und tief durchatmen. Dadurch könnten Sie sich beiden das Anschreien ersparen. Sie haben auf das Verhalten Ihrer Bekannten sehr angemessen reagiert. Ihre Tochter ist noch viel zu klein, um das Kreischen bewusst unterlassen zu können. Sie versteht das noch nicht und kann ihr Verhalten auch noch nicht derart lenken. Sie müssen deswegen auch nicht zum Kinderpsychologen. Das Kreischen ist oft einfach eine Ausdrucksform von Einjährigen. Ihnen steht Sprache ja noch nicht zur Verfügung. Sie können versuchen zu verstehen, warum Ihre Tochter kreischt. Je nachdem ob es Vergnügen oder Unbehagen ist, können Sie ihr antworten. "So sehr freust/ärgerst du dich, dass du so laut schreien musst. Was ist denn los? Ist es das ..." o.ä. mit ruhiger Stimme vorgebracht, zeigt Ihrer Tochter, dass Sie auf sie eingehen. Wenn Sie das erlebt, kann sie das Kreischen - vor allem auch mit zunehmendem Spracherwerb - reduzieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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