Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Depressionen

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Depressionen

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Hallo Herr Dr. Posth, ich habe schon bei mehreren Personen mein Herz ausgeschüttet und wollte Sie auch nochmal fragen: Ich weiß, daß Sie mit Einschlaffragen nichts mehr zu tun haben wollen aber mich macht das so fertig! Ich wollte mein Baby NIE schreien lassen - jeder sagte zu mir, daß ich unseren Sohn verwöhnen würde, weil ich immer gleich hinrenne... Die ersten vier Monate lief alles prima - er schlief ganz toll. Mit 4 Monaten wollte ich seine Einschlafzeit abends von 21.30 Uhr auf 20.00 Uhr herunterschrauben und dann lief gar nichts mehr. Er weinte abends immer - auch wenn wir ihn wieder später legten. Wir versuchten sämtliches Kirschkernkissen, manchmal tragen, manchmal stillen, manchmal im Bett beruhigen... Nach drei Wochen (er war 4 1/2 Monate)probierte ich LEIDER die Ferber-Methode aus (ich wußte nicht, daß es erst ab 6 monaten empfohlen wird) - der Kleine hat eine Stunde lang geweint (wie noch nie). Ich bin zwar immer rein aber habe ein total schlechtes Gewissen... Danach probierte ich es mit einem Unterhemd von mir und es klappte. Nach insgesamt 4-5 Wochen ist er auch abends um 20.00 Uhr an der Brust eingeschlafen. Ich war halt auch der Meinung, daß es für ein Baby besser ist zu lernen alleine einzuschlafen, damit es nachts keine Angst bekommt, wenn es alleine aufwacht... Wenn er jetzt (fast ein Jahr) nicht einschlafen kann oder krank ist, kann er auch mal bei uns im Bett schlafen. Wenn er nur quengelt habe ich ihn auch schon in seinem Bett in den Schlaf begleitet. Ich mache mir aber jetzt totale Vorwürfe, weil ich ihn an dem einen Abend eine Stunde habe weinen lassen - er hat noch nie so geweint. Obendrein habe ich auch noch etwas gemacht, was ich NIE wollte... außerdem ist es ungerecht dem ersten Kind gegenüber, wenn ich es bei einem zweiten Kind nicht mache... Außerdem habe ich ihn mit 10 Monaten von zwei Tagesschläfchen auf ein Tagesschlaf umgewöhnt. Er hätte evtl. auch nochmal morgens geschlafen aber da er morgens schon bis 8-8.30 schläft legte/lege ich ihn nur nach dem Mittagessen. Wir kuscheln jeden morgen zusammen im großen Bett - schon immer. Am Anfang holte ich ihn nach dem ersten Stillen zu uns zum Weiterschlafen. Nur ganz bei uns im Bett zu schlafen da hatte ich immer etwas Angst vor... Ansonsten ist er aufgeweckt, kontaktfreudig, verschmust, versteht schon fast alles, ist gerne mit anderen Kindern zusammen, ist liebevoll und vorsichtig im Umgang mit unserer Katze und schon immer pflegeleicht - bis aufs Wickeln manchmal und jetzt will er so langsam seinen eigenen Willen durchsetzen. Ich mache mir jetzt totale Vorwürfe, daß ich ihm mit der Umstellung der Einschlafzeit und dem evtl. (?) daraus entstandenen Stress und den einen Abend weinen was schlechtes getan habe und ihm damit geschadet haben könnte. Es gab Tage in letzter Zeit, da habe ich mich so geärgert, wie mir so etwas passieren konnte und habe teilweise Heulkrämpfe bekommen und konnte nichts mehr essen. Es tut mir sooo leid, er muß sich so verlassen gefühlt haben an dem Abend... Was ist Ihre Meinung dazu? Es vergeht kein Tag, andem ich nicht daran denken muß - ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und es anders machen. Ich mache mir Gedanken, ob ich bei den ganzen Schlafzeiten bzw. Schlafgewohnheiten was falsch mache und ihm damit schade - auch mit der Umstellung auf den einen Tagesschlaf. Es heißt ja immer das erste Jahr sei das Wichtigste... Bekannte von uns legen/legten ihre Babys immer so um 22.00 Uhr oder später - bis zur Kindergartenzeit - und richteten sich es so ein, weil sie selbst morgens lange schlafen wollten - ist das Kindgerechter? Es tut mir Leid, daß es so lang wurde aber würde mich riesig über eine beruhigende Antwort von Ihnen freuen. Vielen Dank Viele Grüsse W.


Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe W., ich hatte Ihnen eine lange Mail geschieben, um sie zu beruhigen. Leider ist beim Absenden mein Computer abgestürzt. Vielleicht schreib ich sie die Tage neu, aber jetzt muß ich erst einmal weitermachen. Viele Grüße


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...er ist außerdem meisten fröhlich und ein kleiner Schelm...


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Nur ganz kurz - ich glaube, dass ist ein Problem von Dir und nicht von deinem Kind. Kinder stecken enorm viel negatives weg, ohne einen "Schaden" davonzutragen. So wie Du das beschreibst, geht es Deinen Kindern supergut (überlege doch mal, wieviele Kinder unter widrigsten Bedingungen aufwachsen und sich trotzdem einigermaßen normal entwickeln). Mach Dir keine Vorwürfe!!!! Deine Stimmung zur Zeit schadet Deinen Kindern eher wie das eine Mal schreien lassen!!! (P.S.: Ich kennen übrigens solche Gefühle selber sehr gut - war auch längere Zeit in einer solchen Phase)


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Hallo, auch ich verstehe Deine Probleme nur zu gut. Ich habe meinen Sohn (jetzt 11 Monate) mit acht Monaten ganze drei Tage "geferbert". Danach hatte ich eine echte Depression und bin auch fast verrückt geworden bei dem Gedanken, nicht auf mich selber (habe immer vor der Tür gestanden und habe mitgeheult) sondern auf dieses verachtenswerte Buch und auf Mütter, die dieses Buch auch gerne mal "unsere Bibel" nennen, gehört zu haben. Ich tröste mich mittlerweile mit dem Gedanken, dass so viele Kinder mit den Anleitungen aus dem Buch "behandelt" werden, und dass mein Sohn dies nicht lange mitmachen musste. Er ist auch ein richtiger Sonnenschein mit einem riesigen Vertrauen auch zu fremden Menschen. Ich verstehe Deinen Selbstvorwürfe, aber wenn ich Deinen Text lese, so glaube ich nicht, dass Dein Sohn Schaden genommen hat. Viele Mütter quälen ihre Kinder dauerhaft mit dieser Methode und preisen diese im Nachhinein dann bei anderen als die Lösung aller Probleme an. Denen fehlt es etwas! Glaub mir, bei Euch ist mit Sicherheit alles in Ordnung! Ich habe mit der Sache abgeschlossen, mache mir keine Vorwürfe mehr. Bis dahin habe ich schwer gelitten und es hat eine Zeit gedauert. Guck in die Zukunft und erfreu Dich an Deinem kleinen Sonnenschein! Liebe Grüße Marina


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...achja, diese Phase dauerte 4-5 Wochen und es ging mal besser und mal schlechter... wir haben ansonsten immer versucht ihn zu beruhigen aber hat nicht immer so geklappt und ich wurde auch unsicher und nervös. Wir hielten uns in dieser Zeit oft in dem abgedunkelten Schlafzimmer auf und versuchten ihn auch im Bett zu beruhigen - vielleicht hätte ich ihn öfter herausnehmen sollen...??? Ich mache mir solche Gedanken, daß das Ganze viel zu früh war und ich ihn zu etwas zwingen wollte, was er gar nicht wollte... Man sollte damit ja erst ab 6 monaten beginnen... Kennen Sie jemanden, der die Zeit zurückdrehen kann...??? Ich ärgere mich so über mich selbst und daß es das nächste Kind evtl. besser haben könnte und ich dadurch ungerecht gegenüber dem ersten Kind bin...!?!?! Danke nochmal Viele Grüße Witzkatz22


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Entschuldigung aber mir ist aufgefallen, daß er in letzter Zeit öfter gähnt - auch wenn er grade geschlafen hat oder schon eine Stunde wach ist - sollte ich ihn doch nochmal morgens legen...??? Ich denke im Moment, daß ich bezüglich des Schlafens vieles falsch gemacht habe und bin mir jetzt ganz unsicher... Der Kleine tut mir so leid - obwohl ja jeder sagt wie toll, lieb, nett, freundlich, verschmust, verschmitzt ist... Mein Mann sagt, daß es damals nicht unbedingt an der Umstellung der Einschlafzeit gelegen haben muß, da er evtl. einen Wachstums- / Entwicklungsschub gehabt haben könnte und Einschuß der Zähne und evtl. auch mal Magenschmerzen... Hoffentlich habe ich nicht zu viel falsch gemacht... Witzkatz


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Hallo, was passiert ist, ist Vergangenheit und wir leben in der Gegenwart. Man lernt aus seinen Fehlern, irgenwie habe ich den Eindruck, dass man den Müttern mehr Mut machen sollte, auf ihr Gefühl und nicht auf Bücher, Umwelt etc. zu vertrauen, vielleicht ein großes Schild über alle Krankenhausbetten... Das erste Kind hat übrigens das Privileg, Mama ganz allein zu haben.... Gruß Kira


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Hallo, Kira hat absolut recht. Lass die Vergangenheit endlich ruhen und konzentriere Dich auf die Gegenwart. Auch wenn Du einen Fehler gemacht hast, ist die Tatsache doch, dass Dein Kind einen aufgeweckten und zufriedenen Eindruck macht. Das zählt und nichts anderes. Du hast ihn doch nicht über Tage oder gar Wochen ALLEINE schreien lassen. Überleg Dir mal, wieviele Ferber-Anhänger-Eltern das ihren Kindern antun, ohne im Nachhinein ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Den meisten fällt es zwar schwer, aber sie tun es trotzdem immer wieder. Ich werde beim zweiten Kind auch vieles anders machen. Das kommt zum Beispiel zunächst einmal zum Schlafen direkt neben mich ins Bett. In den Genuss ist mein Sohn auch erst später gekommen, weil ich mich von so vielen verdammten Besserwissern habe verunsichern lassen. Mir hat sogar schon die Nachsorge-Hebamme geraten, ihn, wenn er nachts weint, in seiner Wiege liegen zu lassen und mit leisem Sprechen zu beruhigen. Und ich Idiotin habe es tatsächlich so gemacht, obwohl ich aus meinen mütterlichen Gefühlen heraus eigentlich das Bedürfmis hatte, ihn auf den Arm zu nehmen und in den Schlaf zu tragen und zu wiegen. Mein erstes Kind hatte es da tatsächlich schwerer als es ein zweites Kind mal haben wird. Darum hatte ich auch genug Depressionen. So haben wir beide einen riesigen Fehler gemacht, aber immerhin sind wir uns darüber bewusst, dass es ein Fehler war und handeln jetzt anders. Ich kenne auch eine Mutter deren 12 Monate alte Tochter den ganzen Tag wie eine Klette an ihr hängt, die sich nicht aus dem Bereich des Körperkontaktes von ihr herausbewegt. Nachts wurde und wird dieses Kind auch mit Ferber behandelt, was meiner Meinung nach eine Mitursache für die schreckliche Ängstlichkeit des Kindes ist. Jetzt glaub aber nicht, dass die Mutter auch nur einen leisesten Zweifel an der Methode hat. Sie findet es total klasse, dass ihr Kind so gut schlafen kann. Das Verhalten Deines Kindes spricht doch eindeutig dafür, dass er sich wohl fühlt und dass er keinen Schaden genommen hat. Zum guten Schluss möchte ich Dich noch vor einem Fehler warnen, den ich aufgrund der Ferber-Geschichte häufiger mal begangen habe. Ich habe mich meinem Sohn gegenüber so schrecklich schuldig gefühlt, dass ich überhaupt nicht mehr in der Lage war, ihm irgendetwas zu verbieten oder Regeln aufzustellen. Er durfte beim Wickeln aufstehen, wenn er sich im Auto gelangweilt hat und geweint hat habe ich eine riesige Show für ihn abgezogen und ich habe ihm auch nichts aus der Hand genommen, was eigentlich nichts für ihn war (Fernbedienungen, Handy, Telefon...). Ich war auf dem besten Weg in die antiautoritäre Erziehung. Aus purem Mitleid. Glücklicherweise hat mich eine Kinderärztin, die die Sache bei einer großen Untersuchung im Krankenhaus erkannt hat (er hat einen angeborenen Haltungsschaden), eingenordet. Ich habe die Depressionen überwunden, aber ich war damit auch beim Arzt und habe ihm meine Schuldgefühle erläutert. Er hat mich sehr ernst genommen und ich habe vier Wochen lang Anti-Depressiva bekommen. Er hat mir eine post-natale Depression diagnostiziert, und das war es wohl tatsächlich. Er meinte, dass ca. 10 Prozent aller jungen Mütter darunter leiden würden, wovon aber nur die wenigsten behandelt würden. Diese Depressionen können auch auftreten, ohne dass man tatsächlich einen Fehler gemacht hat. Ich glaube, ich hatte die Depressionen sowieso, die Ferber-Aktion und die Gedanken daran, wie ich immer versucht habe, ihn in seiner Wiege liegend zu beruhigen, haben dann das Fass zum Überlaufen gebracht. Der berühmte Tropfen auf den Heißen Stein. Möglicherweise ist es bei Dir ähnlich. So dramatisch ist Dein Fehler nämlich auch wieder nicht, dass Du Dir monatelang den Kopf zerbrechen müsstest. Wenn es Dir so mies geht, dann geh doch einfach mal zu einem Arzt und schilder ihm Deine Probleme. Ich hoffe sehr, dass ich Dir helfen konnte!!!!!!!!!!!!!! Liebe Grüße und gute Nacht!!! Marina


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...jetzt hole ich ihn zu mir ins Bett und lege ihn zurück in seines wenn er eingeschlafen ist - wenn es schon später ist, bleibt er bei uns im Bett liegen - oder ich sehe noch fern, wenn er schon schläft und er liegt dann neben mir!


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hallo witzkatz, ich lese schon länger deine postings in den unterschiedlichen expertenforen bzgl. deines "ferber-ausrutschers". entschuldige bitte meine deutlichen worte, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass dein sohn irgendein problem hat, sondern du. dein verhalten hat ihm sicher nicht geschadet, du hast ja abgebrochen als du gemerkt hast, dass es ihm schlecht geht dabei. aber ich glaube dass DU dir dringend hilfe holen solltest, da deine verunsicherung meiner ansicht nach heftige formen annimmt, die über das übliche mass an unsicherheit im umgang mit kindern weit hinausgeht. den hinweis weiter oben, dass du dich um ärztliche hilfe bemühen könntest, kann ich nur unterstreichen. alles gute und liebe grüsse, sandra


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