Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Bindung und Nähe

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Bindung und Nähe

Silversteinfan

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Guten Tag Frau Henkes, mein Sohn ist fast 9 Monate alt und ist aktuell sehr auf mich fixiert und Nähebedürftig. Ich möchte ihm im Sinne einer bedürfnisorientierten Erziehung auch gerne die Nähe und Sicherheit geben, die er braucht. Trotzdem ist es manchmal schwer, da es Tage gibt, an denen er sich fast nicht ablegen lässt. Er weint auch oft, wenn ich gehe, z.B. ins Bad, und er bei einer anderen Bezugsperson (Vater, Oma) bleibt. Er schreit dann so herzzerreißend, dass ich mich richtig schlecht fühle. Da ich ja diese Alltagsaktivitäten, wie mal alleine Duschen, irgendwie durchführen muss/möchte, gehe ich dann eben trotzdem. Auch wenn ich dann nicht lange weg bin, frage ich mich, ob es sich negativ auf unsere Bindung und sein (Ur-)Vertrauen auswirkt, dass ich ihn in den Momenten weinend zurück lasse? Ich weiß, dass es entwicklungsbedingt normal ist, dass er sich jetzt so stark an mich als Hauptbezugsperson bindet aber was kann ich tun, um solche Situation für uns beide angenehmer zu gestalten? Ich weiß nicht so richtig, wie ich sein "Bindungkonto" noch mehr füllen kann, da ich ihn viel Trage und mit ihm Kuschel. Wenn ich daran denke, dass er in knapp drei Monaten in die Krippe kommt, da ich wieder arbeiten muss, kommen bei mir Befürchtungen auf, ob das gut geht. Vielen Dank für Ihre Antwort   


Ingrid Henkes

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Guten Tag, zur Zeit vertrete ich vorübergehnd Frau Henkes. Ab dem Alter von 8 Monaten beginnt Entwicklungsphase, in denen Babys sehr sensibel auf Trennungen von den Eltern, insbesondere von der Mutter, reagieren. Sie sind jetzt aufgrund der fortgeschrittenen Entwicklung in der Lage zu begreifen, dass Menschen und Dinge verschwinden können. Sie haben aber noch keinen Zeitbegriff und können überhaupt nicht einschätzen, wie lange so eine Trennung dauert: nur ganz kurz oder für Stunden. Bei Trennungen kann deswegen großer Schmerz entstehen. Heilsam ist die Erfahrung, dass z.B. die Mama verschwindet (Dusche) sie aber wiederkommt. SO lernen Babys, schrittweise, mit Trennungen umzugehen. In diesem Alter lieben viele Babys das Guckuck-Spiel: so lernt es spielerisch, dass jemand aus dem Blickfeld verschwindet, aber wieder auftaucht. Wenn die Oma oder der Vater das Kind Ihrer Abwesenheit betreuen, ist es auch ein Lernprozeß, dass jemand den Trennungsschmerz begleitet und dass die Mutter wiederkommt.  Sie müssen auch noch die Fähigkeit lernen, im Beisein des anderen allein sein zu können, d.h. sich auch dann gebunden zu fühlen, wenn die Mutter beschäftigt ist und das Baby nebenan sich auch mit etwas beschäftigt, ohne direkten Körperkontakt. Das sind alles vorbereitende Maßnahmen, um mit Trennungen umgehen zu können. Je älter die Babys werden, desto mehr verstehen sie, dass die Mutter wieder zurückkommt und lassen sich leichter beruhigen. Alles Gute und herzliche Grüße Barbara Saitner


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