Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Autonomiephase?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Autonomiephase?

EAA20

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Sehr geehrte Frau Henkes,  ich interessiere mich im Allgemeinen sehr für entwicklungspsychologische Aspekte und habe eine Frage zum Verhalten meiner Tochter. Sie ist 2,5, besucht keine Kita, ist sprachlich sehr weit. Wir besuchen einige Spielgruppen und das Kinderturnen. Seit kurzem ist das Zu-Bett bringen äußerst schwierig. Sie lässt sich kaum umziehen, die Pampers wechseln oder die Zähne putzen. Teilweise auch mit extremen und langem Geschrei mit Tränen. Wir versuchen immer ruhig zu bleiben, ihr Nähe anzubieten, wenn sie diese möchte. Im Bett selbst rutscht sie von mir weg, sagt "ich will nicht" zu allem. Zum Schnuller, zu meiner Hand, zum Buch lesen. Ich akzeptiere das natürlich und bleibe einfach neben ihr liegen. Teilweise möchte sie wieder aufstehen, schubst mich weg. Dann schnappt sie sich ein Buch und möchte dies alleine mit ihrer Puppe anschauen. Kurz vorm einschlafen jedoch, kuschelt sie sich in meinen Arm. Tagsüber wird sie auch schnell wütend, wenn etwas anders läuft als gewohnt. Da weint sie teilweise auch 30 Minuten und ich merke, dass sie irgendwie selbst überfordert ist. Ich muss zugeben, dass diese Situationen mich schon stressen. Ich möchte aber für sie da sein und ihr helfen, diesen "Anfall" zu überstehen. Aber oft werde ich weggeschubst. Ein anderes Mal, möchte sie sich wiederum auf meinem Schoß ausweinen. Ich bin nur perplex, dass es so plötzlich umgeschlagen ist. Das Schlafen gehen, war sehr unkompliziert in den letzten Monaten und es gab auch keine Veränderungen bei uns oder bezüglich der Routine. Kann sich die Autonomiephase so urplötzlich zeigen? Und dann insbesondere bezogen auf die Schlafenszeit? Ich versuche immer darauf zu achten, sie zwar auszupowern, aber auch nicht zu überreizen.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Tochter ist wohl in der Trotzphase. Da geht es nicht nur um Autonomie sondern darum, den eigenen Willen zu erleben und möglichst durchzusetzen. Den eigenen Willen zu entdecken verhilft den Kindern aus der frühen, engen Abhängigkeit von der Mutter. Sie merken jetzt, dass sie der Mutter etwas entgegensetzen und sich unterscheiden können. Das kann für Eltern eine sehr anstrengende Phase sein, da dieser Wille häufig genau das bisher Vertraute und Regelmäßige wie Schlaf oder Essen in Frage stellt. Ihr Umgang mit dem Verhalten Ihrer Tochter ist sicher sehr hilfreich für diese. Sie kann ausprobieren und sich gegen Sie stellen, spürt aber, dass Sie für sie dableiben und ihr aus dieser Situation heraushelfen. Sie merkt auch, dass Sie sich nicht wegschubsen lassen, auf Distanz gehen können aber sie nicht alleine lassen. Das sind sehr wichtige, basale Erfahrungen für Ihre Tochter. In der dieser Phase muss sie natürlich auch lernen, dass Sie die Richtung entscheiden. Aus dem Bett aufstehen darf sie dann nicht, aber sie kann der Puppe etwas vorlesen. Sie können Ihre Tochter fragen, ob Sie zuhören dürfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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