Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Abschiedsschmerz Kind 2 J

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Abschiedsschmerz Kind 2 J

MamaNov2019

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Liebe Frau Henkes, ich bitte sie um ihren Rat. Unser Sohn 2,5 hat momentan mit Abschiedsschmerz und Trennungsschmerz zu kämpfen. Sobald ich mich verabschiede von ihm, fängt er fürchterlich zu weinen an und klammert sich an mich, zeitweise kreischt er richtig. Er weiß, wohin ich gehe und sage dann zu ihm "ich verstehe dich, dass du traurig bist, wenn ich jetzt fahre, aber ich muss das erledigen/habe einen termin usw. Und komme um xx Uhr wieder" Dann fahre ich...  er ist bei Oma und liebt seine Oma. Mittlerweile kommt Oma schon zu uns, weil er bei ihr gar nicht mehr bleiben mag und Mama dableiben muss. Es ist aber nichts vorgefallen und alles wie immer. Da ist sogar eine große Sandkiste, die er liebt, aber mama muss dableiben.. Ist das schädlich für unsere Bindung, wenn ich ihn weinend und schreiend zurücklasse. Manchmal bin ich dann da geblieben oder hab ihn mitgenommen, das ist aber nicht immer möglich und ich will auch nicht, dass er mit seinem Weinen und schreien meine Termine bestimmt. Wir erziehen bedürfnisorientiert und ich will da sein, wenn er traurig ist, aber mittlerweile mag ich schon gar keinen Termin mehr vereinbaren, weil ich weiß, wies dann wird... ich habe mein Homeoffice im Haus und sobald ich sage, ich geh arbeiten ist es schon vorbei mit ihm... mir graut es davor, wir wünschen uns ein zweites Kind, und da sind auch Untersuchungen notwendig und ich bin dann auch manchmal weg... Was raten sie? Soll ich wirklich immer dableiben und meine Arbeit und Termine ständig verschieben? Was passiert, wenn ich ihn jedes mal so traurig zurücklasse? Das kann ja nicht gut sein... wenn man traurig zurückgelassen wird und irgendwann resignieren Kinder dann oder? Schreien lassen bei Babys verursacht auch Traumas und zerstört die Bindung... man soll ja auf die Gefühle der Kinder eingehen und sie ernst nehmen Liebe Grüße und vielen Dank!!!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn hat mit zweieinhalb Jahren noch nicht genügend Objektkonstanz, um sich sicher zu sein, dass Sie wiederkommen. Diese Sicherheit kann er nur durch das Einüben von Trennungen gewinnen. Damit muss jeder Mensch umgehen lernen, denn sie gehören zum Leben dazu. Sinnvoll ist es hier zunächst dosiert vorzugehen und dem Kind anfangs nur kurze Trennungen zuzumuten. Versuchen Sie den Abschied kurz und unbetont zu gestalten. Erklären Sie Ihrem Sohn immer wieder, dass er nicht alleine sondern bei der Oma ist, die sich gut um ihn kümmert (was er ja schon weiß). Machen Sie immer wieder deutlich, dass Sie wiederkommen. Wohin Sie gehen oder wie lange Sie dann abwesend sind, hat für Ihren Sohn noch keine Bedeutung, weil er das entsprechende Vorstellungsvermögen noch nicht haben kann. Ihm hilft es nicht zu wissen, dass Sie beim Arzt sind. In ihm muss sich festsetzen, dass Sie vorübergehend weg sind, ihn in bester Obhut zurücklassen und zuverlässig wiederkommen. Hier darf die Oma auch gerne aktiv werden und betonen, dass sie sehr gut auf Ihren Sohn aufpassen kann. Für Ihre Bindung sind die beschriebenen Situationen nicht schädlich, weil Sie dafür sorgen, dass Ihr Sohn nicht alleine sondern gut versorgt ist. Im Alter Ihres Sohnes gibt es bereits kleine "Machtkämpfe" mit den Eltern. Sie beschreiben ja, dass Sie Ihre Termine nicht von Ihrem Sohn bestimmen lassen wollen. Möglicherweise steckt also in den beschriebenen Situationen bereits ein unbewusster Anteil Dominanzstreben. Probieren Sie einfach immer wieder aus, wie es gehen könnte, ohne dass Sie entweder Ihrem Sohn zuviel zumuten oder selbst keine Termine wahrnehmen können. Bei vielen guten Erfahrungen mit Ihrer Rückkehr wird Ihr Sohn mehr Objektkonstanz entwickeln und Trennungen von Ihnen besser ertragen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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