Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

5,5 jähriger plötzlich aggressiv, normal? Wackelzahnpubertät?

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: 5,5 jähriger plötzlich aggressiv, normal? Wackelzahnpubertät?

Moonmoth

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Guten Tag, Mein Sohn ist 5,5 Jahre alt. Er war schon immer emotionsgeladen und tendiert zu Wutanfällen. Bislang kamen wir mit Empathie, Benennen von Gefühlen und Kuscheln immer recht zu zurecht. Seit einigen Wochen ist er wie ausgewechselt. Auch sein Zwillingsbruder benimmt sich „seltsam“ (Eltern von gleichaltrigen Kindern haben mir ähnliches bestätigt). Sein Zwillingsbruder tendiert allerdings „nur“ zu schnellerem Wütendwerden und wirft mit Schimpfwörtern um sich, während der Sohn um den es hier geht, extrem aggressiv ist. Die aus Erwachsenensicht belanglosesten Situationen bringen ihn vollends aus der Fassung. Teilweise weiß man nicht einmal was los ist. Ein Beispiel von gestern:  Die Kinder dürfen täglich eine halbe Stunde fernsehen. Zur zeitlichen Visualisierung läuft eine Sanduhr. Nachdem diese gestern abgelaufen war, wies ich darauf hin, und ließ die Sendung noch zuende laufen, da nur noch 3 Minuten übrig waren. Mein Sohn war damit nicht einverstanden, schrie sofort herum, er wolle mehr Fernsehen. Jeglicher Versuch, mit ihm ruhig zu sprechen, schlug fehl. Er kreischte und schrie, pfefferte die Fernbedienung in die Ecke und fing an mich zu hauen. Letztens hat er seiner Schwester (1,5 Jahre alt) vor Wut versucht das Bein wegzutreten, als sie nicht sofort fiel, lief er hinterher und versuchte es nochmal, bis sie hingefallen war. So schnell konnte ich gar nicht eingreifen. Und das ist genau unser Problem. Er wirft absichtlich Sachen durch die Gegend, knallt Türen, tritt gegen Möbel, haut, tritt und tut mir und seinen Geschwistern weh. Natürlich weiß er, dass das nicht in Ordnung ist. Ich bespreche das mit ihm sobald er sich beruhigt hat (was dauern kann) und mache ganz deutlich, dass Emotionen ok sind, er meckern, stampfen oder vielleicht in ein Kissen hauen kann, aber keine Gegenstände zerstört werden und niemandem wehgetan werden darf. Ich habe da Gefühl, dass er aktuell mit sich selbst total überfordert ist. Hinzu kommt noch dass er neuerdings oft in seiner Wut „Ich erschließ dich!“ sagt und/oder mit seinen Fingern eine Pistole formt und „schießt“. Jeden Tag haben wir aktuell mehrfach dasselbe Theater. Teilweise finde ich sein Verhalten sogar gruselig. Ich weiß so langsam nicht weiter.  Mein Mann schickt unseren Sohn in solchen Situationen sofort aufs Zimmer. Ich bin kein Freund davon, weil ich glaube, dass das Kind mit seinen Emotionen eh überfordert ist und Isolation da nicht hilft, sondern er sich mutmaßlich allein mit seinen Emotionen noch überforderter fühlt (abgesehen davon geht er natürlich nicht freiwillig aufs Zimmer, sondern muss zappelnd und kreischend dahin getragen werden). Allerdings weiß ich auch nicht wie ich ihn in seinem Anflug von Aggressionen stoppen soll. Ich muss ja teilweise Gegenstände aber vor allem mich bzw. seine Geschwister schützen. Ist das Verhalten altersgemäß normal? Wie kann man ihm helfen?


Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes ist bei Fünfjährigen durchaus nicht unüblich. Es ist richtig, dass Kinder in diesem Alter lernen müssen, mit solch heftigen Gefühlen umzugehen. Das beschriebene Verhalten ist aber auch ein deutlicher Schrei nach Grenzen. Das ist die Hilfe, die Kinder von den Eltern benötigen. Sie können sich selber noch nicht begrenzen und strukturieren. Ihr Sohn verhält sich so, gerade weil er weiß, dass das nicht in Ordnung ist. Er erwartet, dass Sie sein Verhalten unterbinden. Sie haben ja Forderungen an Ihren Sohn - Gegenstände dürfen nicht zerstört werden, keiner darf verletzt werden. Ihr Sohn erwartet von Ihnen, dass Sie diese Forderungen durchsetzen, wenn Sie Ihnen wichtig sind. Erklärungen helfen in der jeweiligen Situation oft nicht und hinterher begrenzen sie nicht mehr. Da wirkt eine direkte Handlung - wie sie Ihr Mann vornimmt - oft hilfreicher, weil sie dem Kind zeigt, dass die Eltern ihm gewachsen sind. Das gibt dem Kind dann wieder Sicherheit. Ihr Sohn gewinnt soziale Kompetenzen, wenn er lernt, dass nicht die Gemeinschaft vor ihm geschützt werden muss, sondern dass er die Gemeinschaft vorübergehend verlassen muss, wenn er die anderen schädigt. Später können Sie das mit ihm besprechen oder ihm in seinem Zimmer helfen sich zu beruhigen. Seine Androhung, Sie zu erschießen, können Sie gelassen aushalten. Ihr Sohn will Sie provozieren. Wenn Sie ihm antworten, dass das aber blöd für ihn wäre, weil er dann keine Mama mehr hätte, wird er verstehen, dass Sie sich nicht provozieren lassen. Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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