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Überlastung durch Job und Familie, was tun?

Überlastung durch Job und Familie, was tun?

SybilleN

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Hallo zusammen, vielleicht habt ihr ein paar Tipps für mich? Ich habe 4 Kinder zwischen 5 und 13 und arbeite Vollzeit in der IT. Mein Mann arbeitet auch Vollzeit, davon 2 Tage pro Woche in einer ganz anderen Stadt. Mir macht die Arbeit total Spaß und bis ungefähr Mai diesen Jahres tat es mir auch gut. Es war zwar immer viel, alles auf die Reihe zu bringen. Die Kinder haben ja alle ihre Hobbies und Verpflichtungen in/außerhalb Schule / Kindergarten). Irgendwie ging aber das fast immer ganz gut. Unterstützung haben wir leider so gut wie keine. Manchmal (ca.1x im Monat, eher weniger) kommt meine Schwiegermutter und bügelt oder kocht, das ist schon toll. Haushaltshilfe / Reinigungskraft haben wir 3x versucht und es endete jedes Mal in noch mehr Organisationsaufwand/ Arbeit für mich. Wie gesagt: Ich liebe meinen Job, weil es ein guter Ausgleich ist zu meinen familiären Aufgaben und ich da auch mal Dank und Anerkennung von Kollegen zurück bekomme. Wir brauchen auch das Geld, ich habe das höhere Einkommen. Allerdings läuft bei uns in der Organisation seit Mai Einiges schief. Ich kann gar nicht alles benennen. Ergebnis ist jedenfalls, dass wir binnen eines Jahres von 15 Kollegen in einer Einheit auf 8 geschrumpft sind. Die Arbeit blieb jedoch die gleiche. Ich arbeite seit Juni die Arbeit für 3,5 Stellen und ich kann einfach nicht mehr. Ständig dreht sich alles nur noch um die Arbeit, ich werde sogar aus dem Urlaub zurückbeordert. Ich habe keine Vertretung (mehr) - wenn ich krank bin oder frei nehme, bleibt alles liegen. Entsprechend 0 Erholung möglich. Ab Januar soll eine neue Kollegin kommen, für eine der 3,5 Stellen. Aber ich darf mir keine Zeit nehmen, um sie einzuarbeiten (wie lange so jemand wohl bleibt?), ist mir schon gesagt worden. Ich habe schon eine schriftliche Überlastungsanzeige geschrieben, nachdem ich oft mündlich darauf hingewiesen habe. Mein Chef (kinderlos), wollte das aber gar nicht annehmen und als ich es ihm per Mail geschickt habe, sagte er nur, dass ich mir damit alle Chancen auf eine Beförderung verbauen würde, wenn ich das aufrecht erhielte. Ich hab ihm daraufhin gesagt, dass mir die Beförderung nicht so wichtig ist, wie meine Gesundheit und ich die in Gefahr sehe, wenn es so weiter geht. Passiert ist nur, dass die Arbeit noch mehr geworden ist. Ich habe Schlafstörungen, weil mir mitten in der Nacht einfällt, was ich alles noch nicht getan habe, was alles anliegt. Ich bin oft richtig verzweifelt, manchmal weine ich sogar. Etwas, was ich eigentlich nur vom Beginn der Schwangerschaften von mir kenne. Ich stehe jeden Morgen auf mit der Gewissheit, dass mehr auf meine ToDo Liste hinzukommt, als ich abarbeiten kann. Dann kam im September noch eine Covid Infektion hinzu und ich habe seither zum Teil schlimme Konzentrationsstörungen, Oberbauchschmerzen und immer wieder Herzrasen. Einmal habe ich es sogar vergessen, den Jüngsten vom Kindergarten abzuholen. Aber einen Termin beim Arzt bekam ich leider erst für Mitte Dezember. So schleppe ich mich von Tag zu Tag. Ich habe mit dem Betriebsrat gesprochen, die haben mir auch gesagt, dass der richtige Weg wäre, noch eine Überlastungsanzeige zu schreiben, aber ich mir damit gleichzeitig selbst bestätigen würde, nicht belastbar zu sein. Und damit jedes Weiterkommen bei uns unmöglich wäre. Aber ich will da eigentlich auch nicht mehr bleiben: In einem Jahr wird bei uns von Zweier auf "Gruppenbüros" mit bis zu 14 Leuten umgestellt. Ein absoluter Graus für mich. Also muss ich weg von dort. Aber mir fehlt die Kraft. Heute hab ich mich krank gemeldet, weil mir der Jüngste am Freitag nen Virus aus dem KiGa mitgebracht hat. Ich habe Angst, dass ich so viel geleistet habe und dann auf die "psychisch krank" "nicht belastbar" Schiene abgeschoben werde und ggf. das auch bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz ein Problem wird. Habt ihr Tipps und evtl. auch Erfahrungen für mich? Vielen Dank im Voraus!  


die_ente_macht_nagnag

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Antwort auf Beitrag von SybilleN

Du hast doch selbst die Lösung schon, such dir einen neuen Arbeitgeber, reduziere deine Stunden, handle Homeoffice aus, ...  Geh aus der Opferrolle raus. Mit einer Überlastungsanzeige kommst du nicht weiter; wie du selbst gesehen hast. Schaue dich auf dem Arbeitsmarkt um. Teste mal was geht. Selbst wenn du nicht wirklich wechseln willst, kann man viel besser mit seinem aktuellen AG verhandeln. Bis dahin mach nur noch die Arbeit, für die du bezahlt wirst; Überstunden wegen den nicht besetzten Stellen "geht halt gerade nicht"; Aufgaben/ ToDos aufschreiben und priorisieren. Und ob die neue Kollegin eingearbeitet werden muss, kann dir egal sein. Das haben andere zu entscheiden; bürde dir nicht selbst noch mehr Aufgaben aus Loyalität/ Pflichtgefühl auf.


Pocahontas1234

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Antwort auf Beitrag von SybilleN

Normal hätte ich geschrieben, Stunden reduzieren, aber das scheint bei deiner jetzigen Arbeit wohl nicht möglich zu sein.  Aber wenn du eh schon sagst du willst dort weg...  Du sagst dir fehlt die Kraft. Lass dich krank schreiben und tanke wieder Kraft. Dann kannst du nach Stellen suchen. Das klingt für mich nicht nach einer Arbeit die man lange durchhalten kann. 


Kerstin123

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Antwort auf Beitrag von SybilleN

Ja, wie schon geschrieben Job wechseln, allerdings ist es mittlerweile üblich, dass in Großraumbüros gearbeitet wird, zumindest bei größeren Firmen und in der IT, da wirst du dich auch woanders umgewöhnen müssen    Was mir sonst noch einfällt, Krankschreiben lassen und/oder  Kur (zB Mutter Kind Kur oder mütterkur ohne Kinder) oder Reha beantragen (wobei da die Genehmigung recht lange dauern kann und es auch lange Wartezeiten gibt auf freie Plätze)


Kerstin123

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Antwort auf Beitrag von Kerstin123

Ich hatte die Antwort nochmal bearbeitet, leider wurde das nicht gespeichert  es gibt auch die Möglichkeit Bildungsurlaub zu machen zB zum Thema Umgang mit Stress  kurzfristig gegen die Schlafstörungen Entspannungsübungen Yoga oä, da gibt es einiges auf YouTube oder ggf auch als präventionskurs bei der Krankenkasse  Am Arbeitsbeginn die Aufgaben mit der Eisenhower Matrix priorisieren am Ende des Arbeitstages die Aufgaben aufschreiben die für den nächsten Tag dringend anstehen.. Wenn es aufgeschrieben ist, musst du nicht mehr daran denken (hoffentlich vor allem auch nachts nicht mehr) nach der Arbeit vor dem Feierabend ein Ritual einführen zB Spazieren gehen, Tee trinken, eine Bewegungs oder Entspannungsübung machen 


kea2

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Antwort auf Beitrag von SybilleN

Ehrlich? Bei dem Job würden auch Menschen ohne Kinder auf einen Burnout zusteuern. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Du nicht schon eins hast, bei den Symptomen, die Du beschreibst. Such' Dir einen anderen Job, und mach Dir dabei keine Gedanken über Deinen aktuellen Arbeitgeber. Der macht sich auch keine um Dich. Wenn es nicht geht, lass Dich 14 Tage krank schreiben. Das kann auch ein Hausarzt. Deinen neuen Arbeitgeber gehen psychische Krankheiten genauso wenig an, wie körperliche. Wenn Du mehr Geld nach Hause bringst, soll Dein Mann auf Teilzeit reduzieren und sich um Haushalt und Kinder kümmern.  Lass' Dir bloß kein schlechtes Gewissen einreden, oder dass Du nicht leistungsfähig genug bist! 4 Kinder und Haushalt ist nicht wenig und nichts, was man nebenher macht, auch, wenn Politiker und Arbeitgeber das gerne behaupten. Diese Menschen sind entweder kinderlos oder profitieren davon, dass Ihre Partnerin, die Großeltern oder Personal zu Hause den Laden schmeißen. Die moderne Frau soll heutzutage nicht nur Vollzeit arbeiten, sondern auch alles im Bereich Kinder und Haushalt machen, während die "armen" unterdrückten Frauchen in der BRD früher nur für Haushalt und Kinder zuständig waren. Die DDR-Frauen durften damals auch schon zwei Vollzeit-Jobs machen, einen im Betrieb und einen zu Hause. Was für ein Fortschritt! Darauf können wir stolz sein! Niemand dankt es einem, wenn man sich kaputt schuftet. Weder der Betrieb, noch die Familie. Und wenn Du einmal ganz unten bist, dauert es ein halbes Jahr und länger bis Du wieder einigermaßen einsatzfähig bist. So einsatzfähig, wie vor einem Burnout, wirst Du nie wieder. Auch das muss man sich mal auf der Zuge zergehen lassen. Wenn man älter wird, wird man auch noch automatisch weniger leistungsfähig. Bei uns Frauen funken die Wechseljahre noch ordentlich dazwischen.  Meine Erfahrungen mit dem Thema sind: Ein spinnerter Arbeitgeber mit überzogenen Anforderungen auch im Bereich IT, dem 3/4 des Personals, inklusive meiner Wenigkeit, laufen ging, bevor wir alle zusammen im Burnout landeten. Außer mir mit meinem 20-Stunden-Job hatten die nicht einmal Kinder. Ich hatte übrigens auch schon Burnout-Symptome, als ich die Notbremse gezogen habe, trotz 20 Stunden-Job. Eine Woche im Arbeitsamt für Frauen mit Workshops etc. rund um den Wiedereinstieg, bei dem 90% der Teilnehmer entweder, weil sie im Job verheizt worden waren oder weil Job und Kinder zu viel waren, aus einem Burnout kamen. Die Erfahrungen meines Mannes als Betriebsrat in einem  der größten deutschen Unternehmen, wo die Leute reihenweise mit Burnout umkippen, obwohl es Männer sind, von denen nicht einmal erwartet wird, dass sie neben dem Vollzeit-Job noch vier Kinder und Haushalt unter einen Hut bekommen.