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Kinderpflegerin vs. Erzieherin

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Kinderpflegerin vs. Erzieherin

Chrissie2015

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Hallo an alle,  weiß jemand von euch, wieso Kinderpflegerinnen beim Betreuungsschlüssel nicht genauso zählen wie Erzieherinnen? Mir ist schon klar, dass die Ausbildung zur Erzieherin umfangreicher ist, weil sie eben auch Aspekte wie Verwaltung etc. beinhaltet. Im Umgang mit den Kindern machen doch aber erstmal beide den gleichen Job? Also wieso ist eine Kinderpflegerin im Gegensatz zur Erzieherin erst einmal nicht befugt, alleine eine Gruppe zu beaufsichtigen? Wir reden ja nicht in jeder Sekunde von einer Förderung, sondern im Notfall einfach mal von einer einfachen Betreuung.  Haben also Erzieher(innen) weitergehende medizinische Kenntnisse für den Notfall oder was ist der Grund? Schon mal danke und viele Grüße, Chrissie


User-1721891580

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Antwort auf Beitrag von Chrissie2015

Weitergehende medizinische Kenntnisse nicht, aber pädagogische. Die Ausbildung zur Kinderpflegerin/Sozialpädagogische Assistentin beinhaltet die gleichen Themen, nur oberflächlicher. In der Erzieherausbildung gehts mehr in die Tiefe. Es geht dabei nicht darum, dass Erzieher bei Unfällen besser reagieren können, sondern in der pädagogischen Arbeit qualifizierter sind. Und Kita ist ja nicht nur ein Aufbewahrungsort sondern eine Bildungseinrichtung.  


User-1721891580

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Antwort auf Beitrag von User-1721891580

Wenn die Kinderpflegerinnen die gleichen Befugnisse bekommen, kann man sich die Erzieherausbildung ja gleich sparen :)


Itzy

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Antwort auf Beitrag von Chrissie2015

Ich bin Sozialassitentin, die neuere Bezeichnung für Kinderpflegerin. Da die Ausbildung kürzer und weniger umfangreich ist, dürfen wir nicht auf Fachkraft Std wie Erz. eingesetzt werden. Wir gelten als Ergänzungskräfte sprich wir unterstützen, sind wie Assistenten. Ich mache seit vielen Jahren zwar quasi den gleichen Job, aber rein rechtlich ist es eben nicht ok das ich zum Beispiel in der Abholzeit Kinder alleine beaufsichtige. Das ich mehr Erfahrung habe, egal. Um deine Frage wegen 1.Hilfe zu beantworten, wir haben alle den gleichen Stand. Jede/r Mitarbeiter unseres Kigas absolviert alle 2 Jahre den 2.Hilfe Kurs am Kind. Ich bin sogar ausgebildete Sicherheitsbeauftragte.... Es gibt die sogenannten Betriebserlaubnisse in den steht (vom Jugendamt vorgegeben), wieviel Fachkraft /Erzieherstd und Ergänzungs/zu. B. Sozialassitentinstd eine Einrichtung vorhalten muss. (Ich habe unsere Elterniniative in NRW als Vorsitzende einige Jahre geleitet, inzwischen bin ich dort Mitarbeiterin). Fachkräfte sind nun mal besser ausgebildet, und grundsätzlich finde ich es auch richtig das sie mehr Befugnisse haben. Aber das es kaum eine Chance auf Ausnahmen gibt, z. B. eine Teilanrechnung auf Fachkraft Std. bei entsprechender Eignung, Nachweis diverser Fortbildungen, macht es Einrichtungen extrem schwer ihren Personalschlüssel im Sinne der Kinder aufrecht zuerhalten. Mir würde nichts anerkannt, ich müsste die kompletten 3 Jahre Erzieherausbildung machen... Ich höre jetzt im Kindergarten auf, das System wird sich zeitnah nicht ändern, und da gehe ich lieber andere Wege.


Chrissie2015

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Antwort auf Beitrag von Itzy

Vielen Dank, Muffin und Itzy.  @Muffin: Ich möchte keineswegs alle Erzieher durch Kinderpfleger ersetzen, aber warum diese im Ausnahmefall nicht als vollwertige Betreuungskraft zählen, leuchtet mir einfach nicht ein. Man betreut in unserer Einrichtung im Zweifel lieber gar nicht, als die Kinder dann nur von einer Kinderpflegerin betreuen zu lassen. Da ist der Gesetzgeber wohl etwas übers Ziel hinaus geschossen, meine ich. Und dann wird sich gewundert, warum es zu wenige Fachkräfte gibt.  Dann frage ich mich auch, was man im - ich sag mal - U2-Bereich großartig früh fördern will. Also bei uns wird diesen Kindern nur beim Spielen zugesehen und sie werden auf dem Arm rumgetragen. Ist das woanders anders? Was kann man da früh fördern, was die eigenen Eltern als Nicht-Pädagogen nicht auch hinkriegen (ernst gemeinte Frage)? Und last but not least ist es in unserer Einrichtung mit der Frühförderung generell nicht weit her. Hier wird das Fröbel-Konzept gelebt (oder auch missinterpretiert): alles kann, nichts muss. Das bedeutet, dass ein Kind, das nicht gerne bastelt oder malt, das dann eben auch nie tut und im Extremfall bis zum Schuleintritt weder gelernt hat, einen Stift zu halten, noch eine Schere zu bedienen, wenn die Eltern sich dies nicht auf die Fahne schreiben. Und ja, die Fälle gab es schon. Dafür brauche ich dann auch keine pädagogischen Fachkräfte in der Kita. Ich habe leider zu lange gebraucht, das zu checken und jetzt lohnt sich ein Wechsel nicht mehr.  Jedenfalls hat mein Sohn (4,5 Jahre) dort noch nichts gelernt, was er nicht schon vorher zu Hause gelernt hatte. Die einzigen Lehrer dort für ihn sind die anderen Kinder (Sozialkompetenz). Aber das ist in anderen Einrichtungen hoffentlich anders.  @Itzy: Ich finde das voll daneben, dass man sich nicht einfach weiterbilden kann und verstehe das auch nicht. Das ist in jedem anderen Beruf selbstverständlich. Ich hatte mich schon gefragt, warum unsere Kinderpflegerinnen nicht eine entpsrechende Fortbildung spendiert bekommen. Jetzt weiß ich es. Aber ist seitens des Trägers vielleicht ohnehin nicht gewünscht. Die Mitarbeiter kosten dann nur mehr Geld und der Erziehermangel ist ja nicht mein Problem: sag ich halt den Eltern, dass sie ihre Kinder an bestimmten Tagen nicht bringen dürfen. So what?  Darf ich fragen, wieso du Kinderpflegerin und nicht Erzieherin geworden bist? Aber ganz ehrlich: sogar Lehrer kann man mit einem beliebigen anderen Studium werden ohne das gesamte Lehrerstudium gemacht haben zu müssen. Offenbar wird in der Praxis sogar darauf verzichtet, die Quereinsteiger erst einmal bei einem alten Hasen mitlaufen zu lassen. Nicht, dass ich das jetzt befürworte, aber auf den Kindergarten runtergebrochen: hier kann sich dann keine Fachkraft mit Vorkenntnissen (Kinderpflegerin) einfach zur Erzieherin fortbilden. Das ist schon wirklich sehr merkwürdig. Und da erscheint mir das Betreuungsproblem, das wir in Deutschland haben, doch schon sehr hausgemacht.


kea2

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Antwort auf Beitrag von Chrissie2015

Das sind alles so Fragen, die man sich bei vielen Berufen stellt. Meiner Meinung nach ist der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen hausgemacht. Woran es wirklich mangelt, sind Leute, die sich ausbeuten und ausbrennen lassen wollen.  Was die Förderung von Kindern angeht, kann das selbstverständlich jedes einigermaßen gebildete und engagierte Elternteil mit ausreichend viel Zeit selbst. Nur gibt es Eltern, denen es an einer oder mehreren von diesen Eigenschaften mangelt. Deswegen ist ja die Theorie, dass die Kinder im Hort oder im Kindergarten gefördert werden sollen, um gleiche Vorraussetzungen für den Schulstart zu schaffen. Das wiederum ist aber schwierig, wenn man einen schlechten Personalschlüssel, offene Konzepte, wo man die Kinder bezüglich Förderbedarf gar nicht wirklich im Blick haben kann, und keine Auswahl bei Neueinstellungen hat, weil man froh ist, wenn sich überhaupt jemand bewirbt. Dazu kommt, dass die Kinder früher im Durchschnitt zu Hause besser gefördert wurden. Die Mütter hatten mehr Zeit, weil sie weniger gearbeitet haben. Es gab nicht so viele Kinder, die kein oder kaum Deutsch sprachen. Und vor allem werden heute viel zu viele kleine Kinder täglich stundenlang mit Handys oder Tablets ruhig gestellt. So können viele wichtige Verknüpfungen im Gehirn nicht gebildet werden. Wenn man das berücksichtigen würde, müsste man heute einen viel höheren Personalschlüssel haben, als früher und offene Konzepte verbieten. Das mit den Kinderpflegerinnen ist halt die deutsche Bürokratie. Hast Du nicht den richtigen Zettel, darfst Du hier nix, auch keine Fortbildung machen. Ob Du trotzdem dazu in der Lage wärst, interessiert keinen. Das ist wahrscheinlich auch ein Versicherungsproblem. Die zahlen u.U. nicht, wenn eine Person ohne den richtigen Zettel, Aufsicht hatte, egal, ob das vorher jahrelang lang super funktioniert hat und egal, ob eine Erzieherin, kraft ihrer höheren Qualfikation, den Vorfall hätte verhindern können. Dass man doch keinen Zettel braucht, kann nur von ganz oben beschlossen werden, wenn die Probleme zu groß werden, Leute mit Zettel zu finden. Dann reicht es auf einmal, wenn die Leute nur die Fähigkeiten besitzen (manchmal brauchen sie dann nicht einmal mehr die).  In den Offenen Ganztagsschulen unserer Kinder ist mir z.B. noch nie eine pädagogische Fachkraft als Betreuung begegnet. Das sind alles Mütter oder Omas. So ist Deutschland.


Itzy

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Antwort auf Beitrag von kea2

Ich habe die Erzieherausbildung nicht gemacht, weil die Einrichtung, in der ich gelernt habe, furchtbar war. Und damals haben sie mir wirklich die Lust am Beruf versaut. Da ich auch immer Interesse an Großküche und Systemgastronomie hatte, bin ich noch Hauswirtschafterin geworden. Ich habe immer wieder zwischen den Berufen gewechselt, was sehr spannend war. Aber jetzt gehe in die Schulbegleitung. Etwas was mich sehr reizt. In meinem Umfeld gibt es mindestens 3 Erzieherinnen die nicht mehr in ihrem erlernten Beruf arbeiten weil die Bedingungen nicht einfach sind. Was auch unverständlich ist, ich arbeite in Gruppenform 3, heißt Kinder zwischen 3-6 Jahren. Da gibt es keine Anrechnungsmöglichkeiten für Fachkraftstunden. Wäre ich aber in Gruppenform 2, da wäre das möglich. Da sind Kinder die sich noch nicht so gut mitteilen können, aber da ist es ok..... Es gibt Möglichkeiten für Ausnahmen bei Kinderpflegerinnen um auf Fachkraft Std zu kommen. Aber das regelt jedes Bundesland individuell, schon da fängt es an... Falls es dich genauer interessiert, such mal nach Personalvereinbarung, Ergänzungskraftstunden Kita und dein Bundesland. In NRW steht das im KiBiz.


Mamamaike

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Antwort auf Beitrag von Chrissie2015

Hallo, ich arbeite in beiden Berufen in der Ausbildung und kann daher sagen, dass ein gravierender Unterschied ist, dass es  Sozialassistenz wirklich primär um Pflege/Assistenz geht und nur ganz grundlegend um Pädagogik, während sich in der Erzieherausbildung alles um Pädagogik dreht. Die Praktika sind jeweils berufsspezifisch mit anderen Anforderungen, und im ersten Beruf sind die Absolventen in der Regel 18 Jahre alt (auch einige älter), bei den Erziehern sind sie mindestens 20, viele älter und auch Mütter oder Menschen, die vorher bereits  einen anderen Beruf erlernt haben. Außerdem schließt dieser Beruf mit einem ganzen Jahr Berufspraktikum ab, oder es wird in Teilzeit immer in einer Einrichtung praktisch gearbeitet. Von daher ist es bei Berufsanfängern meiner Meinung nach sehr verständlich, dass sich das im Betreuungsschlüssel niederschlägt. In der Theorie ist es eben Aufgabe der Sozialassistenten zu unterstützen, Aufgabe der Erzieherin zu fördern und zu bilden. Dass das in der Realität wegen u.a. Personalmangel zu kurz kommt - geschenkt. Dass es unterschiedliche pädagogische Ansätze gibt: Weiß man vorher, im besten Fall hat man als Eltern Auswahl (in der Regel eher nicht). Ich glaube auch, dass der Unterschied mit der Berufserfahrung geringer wird. Im Moment ist es aber eben nicht vorgesehen, dass ein niedrigschwelliger Aufstieg möglich ist.  Ich kenne zB auch richtig kompetente Krankenschwestern, die locker jeden (neuen) Assistenzarzt fachlich in die Tasche stecken - operieren können sie dann aber eben doch nicht, weil die Berufsbilder unterschiedlich sind. Sozialassistenz und Erzieher liegen auf jeden Fall näher beieinander, aber das macht es noch nicht zum selben Beruf... Ich recherchiere gerade sehr viel zum Thema Betreuung im (früh-)kindlichen/vorschulischen Bereich, und da gibt es durchaus Ansätze, die Arbeit von Sozialassistenten und Erziehern neu zu verknüpfen, um eben den geänderten gesellschaftlichen Anforderungen besser gerecht werden zu können. Das befindet sich aber noch in der Theorie- oder Kleinversuchsphase. Auch hat sich mit der neuen Ausbildungsordnung in RLP dahingehend eine Änderung ergeben, dass Erzieher mit der Vorbildung Sozialassistenz das Berufspraktikum auf sechs Monate abkürzen können, wenn sie das wollen. Es tut sich also gerade einiges, wenn auch meiner Meinung nach langsam und wenn auch das gesamte System davon profitieren würde, wenn mehr Geld investiert würde. Viele Grüße