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Weiß jemand Rat? Pflege Angehörige - vorsicht lang

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Weiß jemand Rat? Pflege Angehörige - vorsicht lang

wolfsfrau

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Hallo, vielleicht hat jemand von euch eine Idee oder einen Denkanstoß. Meine Mutter hat Krebs im Endstadium. Sie wird seit Januar von einem Palliativdienst begleitet. Meine Eltern wurden aufgeklärt über die Möglichkeiten bzgl Pflegegrad, ambulante Pflege, Haushaltshilfe usw. Sie sagten, sie wollen alles in Anspruch nehmen und stünden deshalb schon mit dieser Stelle in Konakt - der Palliativdienst hatte dann auch schon Informationen vom Hausarzt und sagte, dass ein Pflegedienst sofort organsiert werden kann, wenn es nötig wird. Soweit, so gut. Seit einigen Tagen wäre dies notwendig. Meine Mama hat sehr abgebaut, kann nicht allein aufstehen (weder vom Bett noch vom Stuhl), sie kann nicht mehr gehen, die Toilette nicht allein benutzen, sich nicht waschen. Alleine Essen und Trinken geht noch, sie kann jedoch nichts zubereiten oder öffnen bzw. sich Wasser einschenken. Die Medikamente hat sie bisher selbst gestellt für eine Woche, das geht auch nicht mehr, weil sie zeitweise verwirrt ist. Der medizinische Dienst hat Pflegegrad 3 festgestellt, alle stehen in den Startlöchern. Und jetzt machen meine Eltern dicht. Es gehe ja alles noch ganz gut. Sie würden es noch ein bißchen so hinkriegen. Eigentlich brauchen wir die ja noch nicht. Drauf angesprochen, räumt meine Mutter ein, dass es doch ganz gut wäre, wenn jemand zu Hilfe käme und mein Papa geht ab wie eine Rakete. Meine Schwester läuft seit Tagen rund. Sie wohnt direkt nebenan und ist rund um die Uhr verfügbar. Sie geht auch gerne hin und hilft, kann aber weder die Pflege "technisch" und medizinisch richtig übernehmen noch zeitlich alles unter einen Hut kriegen. Es sind natürlich auch keine Hilfsmittel da, keine Einlagen, keine Desinfektionsmittel, keine Unterlagen für s Bett. Das geht alles erst, wenn das Pflegegeld läuft. Wir wissen nicht mehr weiter. Sie erzählen uns unterschiedliche Sachen, werden sauer, drohen uns mit Rauswurf, beschönigen alles. Na klar findet mein Papa, dass es geht - er wäscht sie nicht, macht sie nach der Toilette sauber oder putzt die Toilette, nachdem sie erfolglos versucht hat, dort alleine klar zu kommen. Meine erste Reaktion war, sie auflaufen zu lassen. Wenn sie sich um nichts kümmern und alle anderen arbeiten lassen und nichts erleichtern wollen, dann sollen sie doch 24 STunden mal alleine sein damit. Dann sehen sie, dass es eben nicht läuft. Andererseits tut es mir für meine Mutter so leid. Sie ist sogar vom Fach. Hat sich um alle Großeltern gekümmert und jetzt sollen wir uns als Laien um alles kümmern und haben keine Ahnung, wie es richtig ist. Ihre Zehen sterben langsam ab, ihr Bauch ist voll WAsser, sie ist inkontinent und dadurch schon sehr wund im Intimbereich - wir haben doch keine Ahnung, wie wir das am besten machen. Habt ihr eine Idee, wie wir unsere Eltern umstimmen können? Was meint ihr - weiter versuchen, alles aufzufangen? Oder mal für zwei Tage allein lassen? Wir sind drei Kinder, allen erzählen sie was anderes, keiner darf mit dem Arzt sprechen, mir reden sie alles schön, meiner schwester wollen sie den Mund verbieten, mein Bruder denkt, alles ist super (er wohnt weiter weg), man kommt an sie überhaupt nicht ran.


janthu

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Liebe Wolfsfrau, das mit deiner Mutter tut mir leid, es ist immer schlimm mit anzusehen, wenn es der eigenen Mutter immer schlechter geht. Ich bin Krankenschwester bei einer ambulanten Pflege und habe schon viele solcher Fälle betreut. Daher kann ich dir sagen, dass das Verhalten deiner Eltern klassisch ist. Die Sorge, Alltagskompetenzen an Fremde abzugeben, die dann ins eigene Haus kommen, ist bei fast allen da. Vielleicht macht ihr den Kompromiss zwei Wochen die Pflege austesten. Wenn sie es dann immer noch ablehnen, muss man nach einer anderen Lösung suchen. Aber aus Erfahrung kann ich dir berichten, das bisher alle Fälle die ich betreut habe, die Pflege dann nicht mehr missen wollten. Auch Pflegegrad 3 scheint mir für deine Mütter zu niedrig zu sein, das ist die Standarteinstufung, da musste ein Höherstufungsantag gestellt werden. Das macht der Pflegedienst, so wie er auch dafür Sorge trägt, dass alle Hilfsmittel Haus kommen. Aber vielleicht ist für deine Mutter eine ganz andere Möglichkeit die beste. Habt ihr euch schonmal mit einem Hospiz beschäftigt? Meine Mutter starb letztes Jahr in einem und ich muss sagen, dass es ganz tolle Einrichtungen sind. Dein Vater könnte sogar als Begleitperson dort mit wohnen. Dort hätte sie die beste Pflege und medizinische Betreuung die man sich wünschen kann. Alles Gute und viel Kraft für die kommende Zeit Lg P.s bei weiteren Fragen kannst du mir auch gern eine PN schicken.


wolfsfrau

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Antwort auf Beitrag von janthu

Danke für deine ausführliche Antwort. Die Dame vom MD meinte, dass nur ein paar Punkte zur 4 fehlen und sie das so einreicht. Da klar ist, das es noch schlechter wird, wird es wahrscheinlich gleich 4 werden. Aber Pflegegrad 3 ist sicher. Die Idee mit dem ausprobieren ist gut. Ich kann mir vorstellen, dass sie es dann auch zu schätzen wissen. Und es ist nicht gleich so "endgültig".


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Habt ihr in der Nähe einen Pflegestützpunkt ( unabhängig, also keine Pflegekasse vom Landkreis)? Hier gibt es so etwas, sie beraten und kommen sogar ins Haus. Ansonsten viel Kraft


katsix2903

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Jeder hat das Recht auf Verwahrlosung! Leider! Sie müssen selber die Erfahrung machen das es ohne Hilfe nicht geht


wolfsfrau

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Antwort auf Beitrag von katsix2903

Vor einiger Zeit hatte jemand wg Medikamenten geschrieben, die nicht genommen werden. Da habe ich sowas ähnliches geantwortet. Ich hatte beruflich mal mit einem Betreuer zu tun, dessen Zögling in absoluter Verwahrlosung lebte. Der Amtsarzt kam und erklärte, dass er eben genauso leben darf, wie er das will. Das Schwere ist jetzt gerade die Abgrenzung - es tut mir so leid für meine Mutter.


katsix2903

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Ist die Begutachtung schon länger her als vier Wochen? Gegebenenfalls Widerspruch einlegen ansonsten kannst du auch einen Verschlechterungsantrag stellen! Bei der Widerspruchsformulierung kann ich dir auch gegebenenfalls helfen


wolfsfrau

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Antwort auf Beitrag von katsix2903

Nein, die Beurteilung war erst Ende letzter Woche. Es soll auch gleich Pflegegrad 4 beschieden werden, eben, weil es so knapp ist und die Verschlechterung in ganz kurzer Zeit absehbar ist.


Schniesenase

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Hallo Wolfsfrau, auch von mir ganz viele gute Wünsche und Mitgefühl. Das ist alles sehr schwierig. Du hast schon viele hilfreiche Hinweise und Gedanken gelesen. Von mir noch ein Vorschlag: Bei uns berufen wir in schwierigen Lebenslagen immer den "Familienrat" ein, was bei Euch bedeuten würde, dass alle eng dazugehörigen Personen (Deine Geschwister, evtl. Geschwister der Eltern) sich bei Deinen Eltern treffen und beraten, wie sie am besten unterstützen können, ebenso die Eltern zu Wort kommen lassen, mit ihren Sorgen und Gedanken. In so einem Rahmen kann niemand mehr etwas anderes hören, alle sind auf demselben Stand, man kann offen reden (vielleicht?), und Ihr könnt den Eltern den tollen Vorschlag mit dem Versuch der Pflege für 2 Wochen (Pflegeschnuppern sozusagen) unterbreiten. Die Schwester kann sich erklären (schafft sie nicht, zu große Verantwortung, mangelndes Knowhowusw.). Es könnte vieles ausgesprochen werden, denn das wird mit der Zeit (Schmerzmittel, Wesensveränderungen etc.) immer schwerer möglich. Sie haben noch einmal das Gefühl, hier sei Familie zusammen, alle sind da, es könnte der erste Schritt zum Abschließen auch für Deine Mutter werden, und Dein Vater könnte vielleicht seine Panik in Planung und Unterstützung verändern. Ich wünsche Euch viel Kraft und Weisheit, allen! Viele Grüße Sileick


Regina87

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Meine Schwimu hätte ähnliche "Probleme" mit ihrer Mutter. Sie wurde immer schwächer auf den Beinen, nahm Medikamente unregelmäßig. Obwohl sie es nicht wollte, hat Schwimu über Omas Kopf hinweg entschieden. Alternative wäre Altersheim, das wollte sie natürlich nicht. Ähnlich lief es dann auch ab, als sie den Gasherd an ließ. Über ihren Kopf hinweg, hat Schwimu Essen auf Rädern geordert. Es mag "grausam" klingen, aber das war die beste Möglichkeit für alle. Schwioma war aber auch schon über 90 und "allein" Wie alt sind denn deine Eltern? Ich würde zunächst versuchen über den finanziellen Aspekt sie umzustimmen (Kosten für Hilfsmittel u.ä.) Hilft das nix dann die "Mitleidstour". Auf Dauer wird einer oder alle darunter leiden. Und dann auch das Argument, dass sowohl dein Vater als auch ihr, die Zeit mit eurer Mutter nutzen könnt ohne den ganzen Stress mit Pflege und co. Und wenn auch das nichts bringt, würde ich es wohl auch über deren Kopf hinweg entscheiden, sofern es juristisch möglich ist (Patientenverfügung u.ä.) Auflaufen lassen könnte ich nicht. Wenn dann was passiert, würde ich mich verantwortlich fühlen, nicht eher gehandelt zu haben. Ich wünsche euch viel Kraft für diese Zeit...


Nakarta

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Kann es evtl. sein, dass den beiden (insbesondere deinem Vater) gerade nochmal die Endgültigkeit der Situation bewusst wird. Sie können die Situation/die Krankheit nicht mehr kontrollieren, die Hilfe von außen anzunehmen würde diesen Kontrollverlust offiziell machen. Vermutlich sieht deine Mama den Bedarf schon ein, weiß auch um das was kommt, möchte aber - wie so viele Patienten- deinen Papa nicht verletzen indem sie ihre Meinung zum Thema durchsetzt, sein Leid verstärkt. Manchmal hilft es in solchen Situationen genau das zu verbalisieren in einem ruhigen Moment:""Papa, wir machen uns Sorgen um euch. Bestimmt ist es sehr schwer für dich mitanzusehen wie es Mama jetzt geht, zumal ihr Ende für uns alle damit soviel näher kommt. Aber wäre es nicht schön, ihr könntet die verbleibende Zeit so schön wie möglich miteinander verbringen, indem ihr euch bei den pflegerischen Sachen helfen lasst, sich da andere drum kümmern?" Nach meiner Erfahrung hilft es in solchen Situationen ungemein ehrlich zu sein, nicht um den heißen Brei herumreden. Das ist oft Grundlage für ein friedliches Ende. Es tut mir sehr leid für euch, ich hoffe ihr findet euren Weg!


Nakarta

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Auch Palliativstationen oder Hospiz können eine gute Alternative sein. Man lebt nicht nur nur ein Mal, man stirbt auch nur ein Mal. Das sollte man nicht vergessen. Mit den richtigen Umständen kann es für alle ein weitgehend friedlicher Prozess sein der viel Würde erhalten kann, der im Anschluß auch das Trauern erleichtert. Es lohnt sich dafür zu "kämpfen" indem man unaussprechliched thematisiert, ehrlich ist und nach und nach alle ins Boot holt.


DanniDanni

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Jeder hat das Recht auf Verwahrlosung. Ist so. Alternativ kann man immer den sozialpsychiatrischen Dienst vom Kreis/ Stadt kontaktieren. Dann kommt ein Mitarbeiter raus und macht sich von der Lage ein Bild und kann zB eine gesetzliche Betreuung einrichten lassen. Die kann zB auch nur Aufenthaltbestimmung betreffen, dass man in ein Hospiz gehen kann. Ruf sofort den sozialpsychologischen Dienst an. Die sind da die ersten.


wolfsfrau

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

an euch! Jetzt ist es mir einfach ein bißchen klarer im Kopf. Besonders der Satz "man lebt nicht nur einmal, man stirbt auch nur einmal". Hospiz steht auch im Raum. Angeblich wären beide damit auch einverstanden. Angeblich schreibe ich deshalb, weil das mit dem Pflegedienst eigentlich auch vorher geklärt war. Ich glaube schon, dass es damit zu tun hat, die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Sie hat ihre Diagnose schon seit fast 1 1/2 Jahren und es hieß damals, 6 Wochen bis 6 Monate. Nun hat sie sich so lange durchgebissen und es ging ihr sogar gut dabei. Da macht man sich schon mal vor, dass es ja doch nicht so schlimm ist. Wir werden uns heute Abend mit beiden zusammen setzen und auch ganz deutlich sagen, dass eine Betreuung durch uns zwar geleistet werden kann im Sinne von einfach da sein, auch mal mit zur Toilette gehen, Essen bereiten, Einkaufen, Haushalt.... Aber das wir uns nicht in der Lage sehen, sie pflegerisch angemessen zu versorgen. Danke für eure Ideen und Erfahrungen!