ramalamadingdong
Hat jemand von euch Pflegekinder und mag davon berichten? Hintergrund ist ein Gespräch mit einer Dame, die bei uns bei der Stadt arbeitet (wir kennen uns und kamen beim Einkaufen ins Gespräch, sie erwähnte, dass händeringend noch Pflegefamilien für Kinder gesucht würden). Nun habe ich das ein paar Tage wirken lassen. Ich hatte keine Gelegenheit für Fragen, ich war in Eile und nicht auf die Info vorbereitet. Ich werde sie bei Gelegenheit noch ausfragen, wollte aber hier mal nach Erfahrungen fragen
ich kenne 2 familien mit pflegekindern. die hatten jeweils schon 2 bis 3 eigene Kinder und dann ein pflegenesthäckchen bekommen. grundsätzlich muss man unterscheiden, ob man Langzeitpflege (also über jahre, teilweise bis sie erwachsen sind) oder kurzzeitpflege (meistens sehr kleine kinder, die nicht einfach ins Kinderheim können, aber teilweise nur Tage oder Wochen da sind) möchte. man muss bedenken, dass kinder aus unterschiedlichen Gründen zu pflegekindern werden: tod der Eltern, kindeswohlgefährdung, Vernachlässigung, eltern krank, straffällig, sucht (teilweise auch schon in der Schwangerschaft). das heißt, diese kinder haben auf alle fälle ihr Päckchen zu tragen, können evtl verhaltensauffälligkeiten oder entwicklungsdefizite haben. oft soll der Kontakt zur Ursprungsfamilie nicht abreißen, das heißt, man muss regelmäßig Umgang organisieren. finanziell sind pflegekinder schon lohnenswert, es gibt eine monatliche pauschale, extras für sonderbedarf wie kleidung, geburstag usw., kitakosten werden bei uns übernommen. manchmal ergibt sich die Möglichkeit einer Adoption. da fallen dann aber die geldbeträge komplett weg. andererseits ist es aber auch möglich, dass kinder noch nach jahren in die Ursprungsfamilie zurück sollen, z.b. nach erfolgreichen entzug, therapie, absitzen einer Gefängnisstrafe. damit muss man im Zweifelsfall umgehen können.
Wir hatten uns beworben, Gespräche mit dem Jugendamt geführt, unsere Kinder wurden befragt, das in Frage kommende Kinderzimmer besichtigt.... Wir hätten sofort einen 6 Wochen alten kleinen Jungen bekommen können, leider scheiterte es am Gehalt meines Mannes, es ist zu niedrig. Ich war zu diesem Zeitpunkt (gewollt) nicht in Arbeit. Das Familieneinkommen muß einer gewissen Höhe entsprechenden, damit sichergestellt ist, dass man sich am Pflegegeld nicht bereichert um Urlaube ect zu finanzieren. Ich finde diese Regelung unterirdisch, aber die Ämter werden ihre Erfahrungen gemacht haben. Wir haben dann noch ein leibliches Kind bekommen, da fragt keiner nach dem Familieneinkommen. Für den Kleinen tat es mir leid, er wurde in einem Heim ab 3 Jahren geparkt, da gab es nicht mal ein Babybett (das brachte dann eine Mitarbeiterin vom Enkelkind mit)
Ich bin mit einigen Pflegegeschwistern aufgewachsen (kurz- und langzeit). Ganz grob würde ich sagen, dass es eine wertvolle Chance für die Kinder ist. Und gleichzeitig ist es eine riesige Herausforderung (für alle Beteiligten, aber besonders für die Pflegeeltern). Dir muss klar sein, dass die Kinder aus traumatisierenden Verhältnissen kommen. Auch wenn sie noch ganz jung sind, ist in ihnen tief innen etwas gebrochen. Stell dir ein Fass ohne Boden vor, in die du Liebe hinein gießt. Es wird niemals voll, es reicht nie aus. Die Kinder, die bei uns gelebt haben lechtzten nach Aufmerksamkeit. Da sie sozusagen "unersättlich" sind, müssen sie immer nehmen und können selber nicht geben. Das ist ganz wichtig, dass euch das bewusst ist. Oft geht man mit der romantischen Vorstellung an die Sache, einem hilflosen Kind zu helfen, welches sich voller Freude und Dankbarkeit in die neue/"fremde" Familie einfügt. Diese Erwartung würde sehr wahrscheinlich enttäuscht werden. Gehe eher davon aus, dass du von dem Kind gar nichts zurück erhälst (Liebe, Dankbarkeit, Wertschätzung) und überlege ob du trotzdem einem Kind diese wertvolle Chance geben möchtest und ihm soviel Liebe schenken, wie es nur braucht. Ich finde es wunderbar, dass du dir überlegst, ob das was für euch wäre. Ich bewundere Pflegeeltern für ihrern wichtigen Einsatz und finde es total stark.
Sehr gut geschrieben. Kann ich so unterschreiben. Meine Eltern hatten und haben Pflegekinder, sowohl Lang- als auch Kurzzeitpflege. Die Kinder haben alle ein Päckchen zu tragen (aktuell sind alle froh, wenn die beiden Jüngsten nicht allzu straffällig werden und den Schulabschluss schaffen) und die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt klappte leider irgendwann auch nur noch mit Hilfe eines Anwaltes. Das alles in Kombination ist ziemlich anstrengend und ich bewundere meine Eltern sehr. Es ihnen gleich tun würde ich dennoch nicht. Man braucht einen langen Atem, starke Nerven und kriegt wenig zurück. Zum Finanziellen: dass es ein gewisses Einkommen braucht, wusste ich nicht. Das Einkommen meines Vaters lag damals ähnlich Hartz 4 Niveau (uns ging es aber immer gut, auch ohne Urlaub oder Ski fahren). Das Pflegegeld hat aber tatsächlich nur die Kosten der Pflegekinder gedeckt. Ein wirklicher "Zugewinn" war es nicht.
Auch ich unterschreibe hier voll und ganz. Ich bin selber mit Pflegekindern aufgewachsen und kann diese Erfahrungen nur bestätigen. Es ist für die Geschwister ebenfalls eine riesige Belastung. Zumindest war es bei uns so und vielen anderen Familien, die ich durch die Pflegeelterntreffen kennengelernt habe. Welche offenen Fragen hast du denn noch?
Meine Eltern haben damals meinen Cousin aufgenommen, als dieser zwei Jahre alt war. Er war ein Langzeitpflegekind, heisst er blieb bis er 18 wurde(also bis dahin war meine Mutter verpflichtet, dem JA regelmässig Bericht zu erstatten und bekam regelmässig Besuche). Es gibt auch noch die Kurzpflege, bedeutet, Kind(er) bleibt(bleiben) solange bei dir, bis die Eltern wieder in der Lage sind, sich zu kümmern. Es werden auch nicht immer vernachlässigte Kinder sein, manchmal ist einfach etwas im Argen(Mutter AE und vielleicht noch physisch angeschlagen mit Klinik oder muss zur Reha o.ä.). Die Kinder bleiben dann ein paar Wochen/Monate oder 1-2 Jahre in der Pflegefamilie(so jedenfalls war es bei einem Jungen aus der Klasse meines Sohnes).
Ein Freund von uns ist mit seinem Geschwister und Pflegekindern aufgewachsen. Er sagt: er hatte das Gefühl, seine Eltern kümmern sich mehr um diese Pflegekinder, als um ihre eigenen. Er (bzw. beide Geschwister) mussten oft auch Dinge verzichten, weil die Pflegekinder xy nicht durften/konnten bzw. Rücksicht genommen werden musste Er bewundert seine Eltern einerseits für ihr Engagement - fragt sich andererseits, warum die eigenen Kinder nicht genug waren. Er ist als Erwachsener jemand, der sehr ehrgeizig ist und sehr darauf bedacht, seine "Ansprüche" geltend zu machen/durchzusetzen. Warum ich das schreibe: ich denke, man sollte sich auch überlegen, wie man das in der eigenen Familie hinbekommen kann. Ob es überhaupt geht, ohne das die eigenen Kinder darunter leiden. Mag sein, dass seine Eltern es eben "falsch" angepackt haben, aber ich fand seine Schilderung ein gutes Beispiel dafür, dass bei allem Engagement und gutem Willen, es keine einfache Aufgabe ist und man sich eben auch Gedanken darüber machen muss, wie die eigenen Kinder damit klarkommen. Es muss eben nicht immer nur eine Bereicherung für diese sein.
Hallo wir haben seit knapp anderthalb Jahren ein Pflegekind in unsere Familie aufgenommen. Falls du fragen hast gern per PN. Lg
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