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Interview Prof. Dr. Rass zur Fremdbetreuung U3

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Interview Prof. Dr. Rass zur Fremdbetreuung U3

misssilence

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...ich habe das Interview vor einiger Zeit bereits gesehen. Und es gibt NICHT die aktuelle Studienlage wieder! Es ist NICHT geeignet, eine Argumentation pro oder contra frühe Fremdbetreuung zu untermauern. Die Dame ist voreingenommen, die Interviewerin übrigens auch, und sie gibt korrelative oder interpretative Zusammenhänge als Fakten wieder - ein wissenschaftlicher Super-GAU und spricht überhaupt nicht für die Kompetenz dieser Frau. Zudem ist es nicht besonders aktuell. Das Ansehen kann man sich sparen. Hier das übersetzte Abstract der zitierten Studie aus 2009 (!!!! Uralt !!!!): In dieser Studie wurde untersucht, wie sich frühe Eltern- und Kinderbetreuungserfahrungen auf die langfristige Funktion der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse auswirken. In Übereinstimmung mit der Abschwächungshypothese hatten Personen (n = 863), die (a) ein höheres Maß an mütterlicher Unsensibilität und (b) mehr Zeit in Kinderbetreuungseinrichtungen in den ersten drei Lebensjahren erlebten, im Alter von 15 Jahren niedrigere Cortisolwerte beim Aufwachen. Die Zusammenhänge waren nur geringfügig. Nichtsdestotrotz waren die Ergebnisse (a) insofern additiv, als sowohl ein höheres Maß an mütterlicher Unsensibilität als auch mehr Erfahrung mit Betreuung in Kindertagesstätten eindeutig (aber nicht interaktiv) ein niedrigeres Cortisol beim Aufwachen vorhersagten, (b) nicht durch spätere Betreuungserfahrungen, die gleichzeitig mit dem Cortisol beim Aufwachen im Alter von 15 Jahren gemessen wurden, oder durch frühe demografische Variablen erklärt wurden, und (c) nicht durch das Geschlecht oder ein schwieriges Temperament moderiert wurden. Heißt: die erhöhten Werte waren gar nicht signifikant, erst, wenn es auch Schwierigkeiten in der häuslichen Betreuung gab, verstärkte die Fremdbetreuung den negativen Effekt hieraus. Die Studie war zudem aus den USA und mit einer nicht repräsentativen Stichprobe. Eine wesentlich bessere Zusammenfassung gibt es hier: https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/qualitaet-und-qualitaetssicherung/qualitaet-standards-forderungen-studien/1602/


User-1736223046

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Oder hier: https://gute-erste-kinderjahre.de/ubersicht-studien/ Fazit: „Zusammenfassend kann man feststellen, dass Wissenschaftler in vielen groß angelegten, zuverlässigen Studien immer wieder zu dem Ergebnis kommen, dass Krippenbetreuung für Kinder unter 3 Jahren, je früher sie einsetzt und je länger sie dauert, umso mehr Risiko für die kindliche Entwicklung bedeutet. Dagegen erweist sich, dass die häusliche Erziehung weniger Risiken birgt.“


KKM

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Ob Studie oder nicht: Nach meiner Auffassung steht und fällt es mit der Qualität der Betreuung! Ein gutes Elternhaus mit Zuwendung ist top, Vernachlässigung ist schlecht. Gute Betreuung mit zugewandten Erziehern und gutem Betreuungsschlüssel ist top, ständige Notbetreuung ist schlecht. Wenn Fremdbetreuung per se schlecht wäre, hätte z.B. Frankreich seit Jahren gestörte junge Erwachsene... Ich habe den Eindruck, dass Kinderbetreuung in Deutschland in 1. Linie wirtschaftlich und nicht kindbezogen beurteilt wird. Kosten sollte es nach Möglichkeit wenig bis nichts.... Und das funktioniert eben nicht!


Muhkuh-87

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Entschuldige, aber eine von mir ernst gemeinte Frage: was ist deine Intention bezüglich des Posts? (Vielleicht stehe ich auch nur auf dem Schlauch?!)


misssilence

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Antwort auf Beitrag von Muhkuh-87

Tja, ich weiß es ehrlich gesagt selbst nicht. Ich habe mal wieder vergessen, dass es bei RuB nur reichlich wenige User gibt, die wissenschaftliches arbeiten verstehen. Das zeigt alleine schon ein Kommentar, der einer neutralen Beschreibung eines Studien Settings einen Interpretations- und Meinungsartikel gegenüber stellt. Ich werde zukünftig besser nachdenken...


Muhkuh-87

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Och du, zwischen verstehen und verstehen wollen ist ein Unterschied ;) Als reine, objektive Information finde ich das super und ist mit Sicherheit auch eine gute Diskussionsgrundlage (Grundlage, da, wie du ja sagtest, veraltet). Also bloß nicht entmutigen lassen. Irgendjemand erreicht das immer ;)


misssilence

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Antwort auf Beitrag von Muhkuh-87

Danke :D Meine Strategie war aber sicher dieses Mal nicht optimal. Egal, dafür hatte ich einen Anlass, mich erneut mit dem Thema zu beschäftigen.


Fleurdelys

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Ich habe deinen Post mit Interesse gelesen, vielen Dank dafür! Kann nur leider selbst nichts Passendes dazu beitragen


Chriss123

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Also ich fand deinen Beitrag super. Bin selbst Naturwissenschaftlerin und nach den letzten Beiträgen zum Thema hier hatte ich mich dank der Polemik schon fast dazu aufgerafft, am Wochenende den Arbeitsaccount für private Recherche von Originalstudien zu missbrauchen. Bisher hatten mir da objektive Zusammenfassungen gereicht, aber irgendwann wird man ja unsicher wenn es ums geliebte Kind geht. Muss ich jetzt nicht mehr, denn allein dein Schreibstil genügt mir um das abzuhaken und meine gerade noch Zweijährige weiter mit gutem Gewissen der bösen, bösen KiTa auszusetzen. Bis ich die Artikel wirklich verstanden hätte, wär das Kind sowieso Ü3 und dann ist Fremdbetreuung ja augenscheinlich auch im RuB völlig unbedenklich...


JoMiNa

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Danke auch von mir, ich finde es wichtig, dass du das nochmal hervorgehoben hast. Denn mit solchen pauschalen Aussagen, die mit diesem Interview untermauert werden, wird meiner Meinung nach auch potenziell Schaden angerichtet. Und zwar dadurch, dass Eltern verunsichert werden, oder sich einem sehr hohen Druck ausgesetzt fühlen, dem sie gar nicht standhalten können. Wobei ich mich frage, ob die Aussagen in dem Interview tatsächlich so pauschal sind. Denn meistens tun sich seriöse Wissenschaftler schwer mit eindeutigen Aussagen. Je mehr man in einem Thema drin steckt, desto mehr wird einem die Komplexität bewusst. Nicht umsonst wird in dem Interview und auch in der ersten Antwort hier von „Risiken“ gesprochen - das ist für mich nicht gleichbedeutend mit „Schäden“. Scheinen manche hier aber so zu interpretieren.


misssilence

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Antwort auf Beitrag von JoMiNa

Ja, im Interview ist das krass pauschalisiert - daher nehme ich diese Professorin auch nicht für voll. Denn wie du sagst: seriöse Wissenschaftler sind sehr vorsichtig und relativieren ihre Aussagen. Und die entsprechende Aussage geht ja nicht einmal aus der Studie hervor. Die Autoren selbst - siehe übersetztes Abstract - sagen, dass der gemessene erhöhte Cortisolspiegel sich nur marginal und nicht statistisch relevant auf die Entwicklung oder das Bindungsmuster zur Mutter ausgewirkt hätten.


JoMiNa

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Danke für die Antwort. Das klingt dann eher nach Ideologie als nach Wissenschaft… Ich bin ja für Leben und Leben lassen. Aber in diesem Fall braucht es eine Gegendarstellung. Eltern haben es heutzutage schon schwer genug… und vor allem lassen sich davon diejenigen verunsichern und runterziehen, die nur auf das Beste für ihr Kind bedacht sind und auf eine gute Bindung und Qualität bei der Kinderbetreuung achten. Bei denen, denen alles egal ist, kommt es sowieso nicht an.


Regenbogenfarben1

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Von mir auch einen lieben Dank, dass Du das nochmal in Worte gefasst hast, missssilence!