mamabab
Guten Tag. Ich muss mir hier mal was von der Seele reden und hoffe auf ein paar nette Kommentare. Mein Sohn (4 Jahre) ist ein super süßer und eigentlich total lieber und einfühlsamer junge, noch in der Autonomiephase. Seit mehreren Wochen bringt er mich sehr oft und sehr dolle an meine Grenzen und lässt mich verzweifeln. Er hat oft so extreme wutanfälle das er um sich schlägt ohne Rücksicht auf Verluste. Läuft nur eine Kleinigkeit nicht so wie er es gern hätte dann rastet er völlig aus und ist schwer tu beruhigen. Das kostet mich momentan viel Kraft weil es gefühlt immer schlimmer wird und ich teilweise schön richtig aufpasse in seinen Augen nichts falsch zu machen damit er ruhig bleibt. Oft reicht es schon wenn er mir eine frage stellt und ich die falsche Antwort gebe, z.b. was macht papa heute an der arbeit, meine antwort : ich weiß es nicht. Kann schon für extreme wutanfälle sorgen, weil ich ihm keine genaue Antwort gebe. Er schreit dann los , rennt auf mich zu und haut, kneift und tritt auch manchmal. Und es tut extrem weh da er sehr stark ist. Ich versuche immer ruhig zu bleiben und ihn runter zu bringen aber oft hilft das leider nicht und ich muss dann seine kleine Schwester nehmen und erstmal kurz den Raum verlassen, sonst bekommt sie es auch ab. Ihr tut er leider auch sehr viel weh und ist sehr grob. Eben habe ich ihn vom Kindergarten abgeholt und dann fragt er mich ob ich ihm einen lolli mitgebracht habe (hat die Oma gestern gemacht) ich habe nein gesagt und er ist total ausgetickt noch im Kindergarten und draußen dann noch viel schlimmer. Seiner Schwester war das zu laut und sie hat nein gerufen, daraufhin hat er ihr total feste in den Arm gekniffen. Sie ist übrigens erst 1.5 Jahre alt. Sonst ist er ein total aufgeweckter freundlicher und fröhlicher junge. Aber er bringt mich wirklich an meine Grenzen. Bin auch meistens alleine mlt den Kindern da der papa viel arbeitet. Wir sind viel mit Freunden unterwegs und da geht es auch meistens weil er mit seinen kumpels beschäftigt ist. Aber unter uns ist es heftig.
Hallo, einerseits ist dies gerade bei kleinen Jungs nichts Seltenes. Bei vielen von ihnen funktioniert die sog. Impulskontrolle noch nicht gut, und auch die Frustrationstoleranz ist praktisch noch nicht vorhanden. Trotzdem solltest du etwas klarer und straighter reagieren. Wenn du sehr soft und weich bist, erfährt dein Sohn keine Grenze. Die aber will er. Denn ein Teil seines Verhaltens dient dazu, zu erfahren, wo deine Grenzen sind und wie weit er gehen kann. Wenn du so schwammig wie Schaumstoff reagierst, wenn also bei dir gar kein Halt und keine Grenze zu fühlen ist, dann verunsichert das deinen Sohn. Es gibt zwei gute Wege, wie man mit den Trotzanfällen umgeht: Wenn es möglich ist, reagiert man gar nicht. Und wenn das nicht geht, weil er schlägt, reagiert man sofort und sehr klar. Wenn er also einen Wutanfall bekommt und schreit, mach erstmal nichts. Du musst ihn dann auch nicht trösten oder beruhigen, das hilft ihm nicht, wie du ja schon festgestellt hast. Warte, bis er von selbst runterkommt. Egal wo, auch im Kiga. Zeige nicht zu viel Interesse, reagiere etwas beiläufig und ruhig auch leicht gelangweilt. Wende dich einer anderen Tätigkeit zu. Denn ein Verhalten, das bei den Großen keinerlei Resonanz auslöst, wird für das Kind uninteressant. Wenn er aber dich oder das Geschwisterchen schlägt oder Dinge kaputtmacht, nimm seinen Arm und sage sehr klar: "Nein! Wir schlagen uns hier nicht!" Oder: "Nein! Wir machen nichts absichtlich kaputt!" Das reicht schon. Nicht lange auf ihn einreden. Bleibe kurz und knapp, mehr kann er in dem Moment sowieso nicht aufnehmen. Danach reagierst du wieder eher gelangweilt, auch wenn er weiter tobst. Geh mit dem Geschwisterkind nötigenfalls aus der Situation raus. Auch für Schlagen also nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken, sonst verstärkst du das unerwünschte Verhalten. Bleib gelassen, steige nicht groß auf den Rabbatz ein. Das gilt auch, wenn du (verständlicherweise) empört bist, weil er die kleine Schwester schlägt. Ich kenne das auch (bei uns große Schwester, kleiner Bruder). Aber Geschwister-Eifersucht ist normal und unvermeidlich, auch heftige. Und auch hier ist es wichtig, wirklich gelassen zu bleiben und nicht Partei zu ergreifen für das kleinere Kind. Denn das verstärkt die Eifersucht des großen Kindes noch. Besser einfach nur beiläufig das kleine Schwesterchen aus der Situation rausnehmen. Damit das alles wirkt, musst du gleichzeitig deinem Sohn viel positive Aufmerksamkeit schenken. Die kommt ja manchmal im Alltag zu kurz, wenn man sich auch noch um ein kleines Kind kümmern muss. Lass ihn bei allem mithelfen, was irgend geht. Kleine Kinder wollen nicht immer nur spielen, sondern sie wollen sich wichtig, groß und gebraucht fühlen. Ein Vierjähriger kann schon fast alles: sich selbst duschen, sich anziehen, Blumen gießen, im Garten helfen, beim Obst- oder Gemüseschneiden helfen, beim Heimwerken helfen, beim Einkauf mitmachen und-und-und. Alles dauert dann länger, und das Ergebnis wird unvollkommen. Aber dafür hat man ein stolzes Kind, das sich groß und für die Familie hilfreich fühlt. Es ist dann nicht mehr darauf angewiesen, durch Tamtam negative Aufmerksamkeit zu erzwingen. Wenn du mehr dazu erfahren willst, wie man Wut und Trotz bei kleinen Kindern auflöst, lies mal das wunderbare Buch "Mein kompetentes Kind" von Jesper Juul. Es hat bei uns Wut und Trotz fast innerhalb von Tagen abgestellt, ich hätte das nie gedacht. LG
Oh, das klingt anstrengend. Ich freue mich, dass du deinen Sohn grundsätzlich so positiv beschreibst. Das passt total zu seinem Verhalten: bei dir fühlt er sich so geliebt und geborgen, dass er sich traut seine schlechtesten Seiten zu zeigen. Das ist ja ganz typisch für eine gute Beziehung, das es im Privaten hoch kocht. Aber auch wenn man das theoretisch weiß, ist das Verhalten natürlich belastend. Vorallem, wenn du ihn so nicht kennst. Was ich mich frage, ist ob sich in den letzten Wochen etwas geändert hat? Also ob etwas mit dem Eintreten dieser extremen Wutanfälle übereinstimmt? Läuft z.B. eure Tochter jetzt? Das bringt ja die ganze Familienordnung durcheinander. Oder sind neue Kinder in seiner KiTa? Oder die Schüler weg? Wenn er sich mit 4 jetzt plötzlich zu den alten Hasen zählt/gezählt wird, fordert ihn die KiTa vielleicht mehr. Außerdem haben auch ältere Kinder noch Gehirnschübe, wie du sie wahrscheinlich für Babys im ersten Jahr kennst. Und die gehen auch weiterhin mit den typischen Symptomen (quengeln, weinen, Schlafänderung, etc) einher. Vielleicht war euer Sohn damals auch schon so wütend? Oder sonst eine Änderung? Andere Aktivitäten? Tagesablauf? Arbeitszeiten von deinem Mann? Ich würde da auch nach möglichen Ursachen für seine veränderte Art suchen. Denn das du/ihr ihn seid 4 Jahren erzieht und als grundsätzlich lieb und einfühlsam seht, aber etwas total Grundlegendes wie klare Grenzen total versaut habt, würde ich ehr nicht erwarten. Zumal auch deine Beschreibung, dass du den Raum verlässt, ja eine sehr klare Grenze ist. Solange er in selbem Ausmaß unkonditionierte Zuneigung erfährt (ich liebe dich, egal was du machst), wird das schon passen.