Frage im Expertenforum Im Wochenbett und danach an Stephanie Rex:

Baby braucht Mama nicht - Schlechte Bindung?

Stephanie Rex

 Stephanie Rex
Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Baby braucht Mama nicht - Schlechte Bindung?

mara96

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Guten Tag, ich bin Mama eines 10 Monate alten Babys und ich mache mir in letzter Zeit Sorgen um unsere Bindung bzw. dass ich Dinge falsch gemacht habe. Ich beschreibe mal: Ich hatte eine schwierige und lange Spontangeburt, danach musste die Plazenta unter Vollnarkose entfernt werden. Ich hatte meinen Sohn nur wenige Minuten auf dem Arm, nur ganz kurzes Anlegen an der Brust. Dies funktionierte nicht so wirklich, ich war auch sehr erschöpft. Danach habe ich ihn 3h aufgrund der Narkose nicht gesehen.  Von Beginn an hatten wir eine sehr schwierige Stillbeziehung, er bekam meine relativ kleinen Brustwarzen nicht zu fassen, Stillhütchen funktionierten nur kurz, dann nahm er auch die nicht mehr. Ich denke auch, ich habe seine Bedürfnisse damals hier und da fehlinterpretiert.  Im Nachhinein vermute ich, dass er oft nicht satt war und an die Brust wollte. Nach nur 3 Wochen und 5 Milchstaus habe ich aufgegeben, nachdem ich ihn auch ein paar Mal an der Brust angemeckert hatte und wütend wurde. Ich war völlig mit den Nerven am Ende. Mit der Flasche klappte dann alles super. Mein Sohn war von Anfang an sehr pflegeleicht. Schlief mit 7 Wochen durch. Er wollte immer eher abgelegt schlafen, wollte nie auf meiner Brust liegen, nie kuscheln, nicht herumgetragen werden, so wie ich es von allen anderen Mamas höre. Daher haben wir ihn auch viel abgelegt und (leider) wenig Körperkontakt, da er das nie toll fand. Nun mache ich mir Vorwürfe, dass ich ihn zu viel abgelegt habe.  Heute ist er super aufgeweckt, neugierig, altersgerecht entwickelt, er spielt und lacht mit uns und ist ein ganz freundliches, aufgeschlossenes Kind. Aber er sucht nie meine Nähe und fremdelt auch nicht. Ich könnte ihn wildfremden Menschen mitgeben, er vermisst mich nie. Auch nicht, wenn er über Nacht bei der Oma ist. Ich habe das Gefühl, dass er keine richtige Bindung zu mir hat und mich nicht als Mama sieht. Er braucht mich überhaupt nicht und macht keinen Unterschied zwischen mir und anderen Menschen. Andere Babys in der Krabbelgruppe krallen sich richtig an die Mama und da sieht man einfach dieses Bedürfnis nach Nähe. Dieses spüre ich bei ihm gar nicht. Wir haben eigentlich noch nie so richtig gekuschelt und das macht mich so traurig. Ich sehne mich so danach, dass er mal seinen Kopf bei mir ablegt oder sowas. Das passiert ganz ganz selten und nur, wenn er müde ist..Ich habe immer gleich seine Bedürfnisse befriedigt (bis auf das Stillthema) und ihn niemals schreien lassen. Ich merke in letzter Zeit auch, dass ich richtig eifersüchtig bin, wenn er bei anderen auf dem Arm ist (z.B. Omas,...). Da wünsche ich mir immer, dass er nach mir verlangt aber er braucht mich gar nicht. Wenn ich den Raum betrete, lacht er zwar und freut sich. Spielt dann aber gleich weiter, als wäre nichts gewesen.. Ich würde mich über eine Einschätzung sehr freuen! Vielen herzlichen Dank!    Liebe Grüsse Mara 


Stephanie Rex

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Liebe Mara, folgende Sätze sind für mich ausschlaggebend: "Heute ist er super aufgeweckt, neugierig, altersgerecht entwickelt, er spielt und lacht mit uns und ist ein ganz freundliches, aufgeschlossenes Kind".  Und:  „Mein Sohn war von Anfang an sehr pflegeleicht. Schlief mit 7 Wochen durch. Er wollte immer eher abgelegt schlafen...." Deine Aussagen zeigen, dass dein Sohn sehr ausgeglichen ist und sich sehr gut regulieren kann aber auch seine Bedürfnisse zeigt. Das sind alles sehr gute Eigenschaften. Jeder Mensch ist unterschiedlich und individuell, so auch die Kuschel und Nähe Bedürfnisse. Wenn du uns Erwachsene anschaust, ist es auch bei uns Erwachsenen sehr unterschiedlich. Dein Sohn ist sehr weit.  er fühlt sich sehr sicher und weiß genau, dass du da bist und auch für ihn immer der Ruhepol sein wirst. Auch wenn's mit dem stillen nicht so gut geklappt hat, hast du alles für dich mögliche in diesem Moment gegeben. Es tut mir natürlich sehr leid, dass du einen nicht so guten Stillstand hattest. Für das nächste Kind würde ich dir auf jeden Fall einen Stillvorbereitungskurs empfehlen, der dich für das zweite Kind etwas mehr vorbereitet, so dass du für die Wochenbett Zeit sicherer bist. Wenn ihr eine Badewanne habt geh einfach mal mit ihm baden. Dies ist auch eine schöne Möglichkeit auf engem Raum vertraut zu spielen. Solltet ihr keine Badewanne haben, kannst du dich auch einfach mit ihm in eine warme Dusche setzen. Auch wenn du mit deinem Kind gemeinsam spielst und er so deine Aufmerksamkeit zu 100 % bekommt, ist es Liebe und Nähe. Nähe drückt sich nicht nur in kuscheln aus, sondern auch in anderen Dingen wie zum Beispiel Baden, für ihn Dasein, seine Bedürfnisse erkennen, deinen Sohn ernst nehmen und in Ruhe (ohne Handy und Fernsehen) spielen.     Verduch dich davon freizumachen, wie es bei anderen Familien ist. Auch dort kannst du nur die äußere Fassade sehen und nicht wie es zu Hause ist. Daher schaue ganz positiv auf dein Kind und deine Familie und du kannst dich sehr glücklich schätzen ein so ausgeglichenes Kind zu haben!    Ich hoffe, dass ich dir deine Sorge etwas nehmen konnte und wünsche euch noch besinnliche und ruhige Weihnachten! Liebe Grüße Steffi Rex    


Bibinopolis

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Hallo Mara,   genau so war es bei meinem Sohn auch, du könntest glatt meine Geschichte erzählen (Wahnsinn).  Heute ist er 7 Jahre alt und immer noch nicht der große kuschler, aber wir wissen, dass wir uns lieb haben und kleine Umarmungen zwischendurch sitzen auch wohl drin:)  Er erzählt mir sehr viel und weiß, dass er sich immer auf mich verlassen kann, genau wie anders rum. unsere zweite ist das komplette Gegenteil - ein Kuschelmonster - wie unterschiedlich und doch aber gleich Kinder sein können 🤗☺️   alles gute für euch und du machst alles perfekt! 


Mizzi0103

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Unser Sohn war als Baby auch überhaupt kein Kuschler und auch als er in die Kita kam (Eingewöhnung mit 11 Monaten) hatten wir nie Trennungsschwierigkeiten. Er kam prima ohne Mama zurecht. Heute ist er 3 Jahre alt und ich weiß inzwischen, dass dieses Verhalten ein Zeichen von sehr sicher Mutter-Kind-Bindung sein kann und keineswegs darauf hinweist, dass etwas in der Mutter-Kind-Beziehung nicht stimmt. Mein Sohn ist immernoch sehr selbstständig und erkundet unabhängig von mir die Welt, nur wenn etwas nicht stimmt (z.B. wenn er krank ist) braucht er mich als seinen sicheren Hafen. Du hast also alles richtig gemacht. Mach weiter so!


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