Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zwillinge stillen trotz geringer Gewichtszunahme

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zwillinge stillen trotz geringer Gewichtszunahme

schnuff84

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Hallo, ich bin schwanger mit Zwillingen (32. SSW). Schon immer war ich sehr schlank bis dünn (1, 70m c. 52kg) obwohl ich noch nie Kalorien gezählt habe. Im ersten ss Drittel habe ich abgenommen da ich starke Übelkeit hatte. Nun wiege ich ca. 60 kg. Beide Kinder entwickeln sich super. Ich würde gerne stillen aber habe Angst dass ich dann wieder sehr abbaue. Immer wenn ich übers stillen lese heißt es nur dass man die Schwangerschaftspfunde schnell wieder abbaut. Aber leider habe ich es nicht geschafft mir Reserven anzulegen. Nimmt man durchs stillen wirklich so ab? Kann man denn auch stillen und etwas zufuettern? Danke für die Antwort. Sina


Biggi Welter

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Liebe Sina, statistisch gesehen erreichen stillende Frauen ihr Vorschwangerschaftsgewicht schneller wieder als nicht stillende Frauen und statistisch gesehen braucht eine stillende Frau zwischen 300 und 600 kcal pro Tag mehr als eine nicht stillenden Frau. Mach dir keine Sorgen, Du wirst sowieso mehr Hunger bekommen und dann auch mehr essen :-). Zwillinge sind eine besondere Herausforderung und die Belastung einer Mutter von Zwillingen ist nicht einfach doppelt so anstrengend, wie bei einem Einling, es ist deutlich mehr. Diesen Punkt müssen sich sowohl die Zwillingsmutter als auch die Menschen in ihrer Umgebung unbedingt immer wieder vor Augen führen. In Bezug auf das Stillen und die damit zusammenhängende Dinge wie das Prinzip von Angebot und Nachfrage usw. gilt das Gleiche wie bei Einlingen. Zwillinge können gleichzeitig oder nacheinander gestillt werden, je nachdem, wie sie wach sind und Hunger haben. Die Milchmenge stellt sich auf den Bedarf von zwei Kindern ein und letztlich ist das Stillen von Zwillingen in der Regel für die Mutter sehr viel kräftesparender als das Flaschefüttern (frau kann Zwillinge gleichzeitig im Liegen stillen und dich dabei ausruhen, aber sie kann keine zwei Babys gleichzeitig mit der Flasche füttern und dabei auch noch im Bett liegen) und es kostet weniger Arbeit und Kraft die Babys zu stillen, als Flaschen zuzubereiten, warm zu machen, zu reinigen und sterilisieren ... Es ist wirklich durchaus möglich Zwillinge zu stillen und es muss auch nicht naturgemäß Probleme dabei geben. Ich kann jedoch jeder Zwillingsmutter nur raten, sich bereits rechtzeitig vor der Geburt (und Zwillinge neigen dazu vor dem errechneten Termin zu kommen) gut über das Stillen im Allgemeinen zu informieren und sich zusätzlich gezielte Informationen über Zwillinge, auch über den Alltag mit zwei Babys gleichzeitig, zu suchen. Das größte Problem wird sein, genügend Schlaf zu bekommen, nicht dass die Milch nicht reicht. In Bezug auf die Milchmenge gilt das Gleiche wie bei einem Baby: je häufiger angelegt wird, umso mehr Milch wird gebildet. Eine Zwillingsmutter sollte: 1. sich möglichst oft ausruhen 2. genügend trinken 3. gute, nahrhafte Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen 4. sich (zumindest für die Anfangszeit) eine Hilfe für das Kochen und die Hausarbeit besorgen. Günstig wäre auch der Besuch eines LLL Gruppentreffens VOR der Geburt der Kinder. Unter Umständen kennt die Beraterin auch eine Zwillingsmutter, die bereit wäre sich mit Dir auszutauschen und von ihren Erfahrungen profitieren zu lassen. Ich schaue gerne nach, ob es in Eurer Gegend eine LLL Gruppe gibt. Dazu benötige ich Wohnort mit Postleitzahl. Falls Du Deinen Wohnort nicht hier öffentlich angeben willst, kannst Du mir auch ein privates Mail schicken. Es gibt ein wunderbares Buch zum Thema Stillen von Zwillingen. Es heißt "Zwillinge stillen - Hilfe für alle Situationen" ist von meiner LLL Kollegin Susanne Wittmair, einer Zwillingsmutter, geschrieben worden. Es ist im Verlag von Gratkowski, Postfach 401111, 86890 Landsberg/Lech erschienen. Vielleicht magst du dir das noch besorgen? Gerne stelle ich auch einen Kontakt zu ihr her, wenn du das möchtest. Ich hoffe, ich konnte erstmal weiterhelfen, ganz llliebe Grüße Biggi


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Liebe Maria, abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Statt nun das Stillen einzuschränken oder gar abzustillen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinen Kindern zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedesmal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Es gibt ein wunderbares Buch zum Thema Stillen von Zwillingen. Es heißt "Zwillinge stillen - Hilfe für alle Situationen" ist von meiner LLL Kollegin Susanne Wittmair, einer Zwillingsmutter, geschrieben worden. Es ist im Verlag von Gratkowski, Postfach 401111, 86890 Landsberg/Lech erschienen. Vielleicht magst du dir das noch besorgen? Gerne stelle ich auch einen Kontakt zu ihr her, wenn du das möchtest. Ich hoffe, ich konnte erstmal weiterhelfen, ganz llliebe Grüße Biggi


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