Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zu wenig Muttermilch?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zu wenig Muttermilch?

Mitglied inaktiv

Hallo Biggi, Meine Tochter ist jetzt 7 Wochen alt. Seit fast zwei Wochen legen wir unsere Kleine ca. 20 Uhr ins Bettchen, dann schläft sie 4 bis 5 Stunden bis sie das nächste Mal was trinken möchte. Wenn sie dann so zwischen 0 und 1 Uhr was getrunken hat, kommt sie dann so gegen 3 bis 4 Uhr. Dann wacht sie so gegen 5 und 5.30 Uhr auf. Allerdings trinkt sie um die Uhrzeit meistens nicht richtig, erst wieder so gegen 7.30 oder 8.00 Uhr. Ca. 1 Woche hält sie am Tage auch oft 3 bis 4 Stunden aus. Vorher hatten wir ein 2 Stunden-Rhythmus. Jetzt zu meinem Problem: Seit 2 Tagen glaube ich zu wenig Milch zu haben. Meine Brüste sind ganz weich, im Gegensatz zu sonst. Sie wollte tagsüber auch wieder spätestens nach 2 Stunden was trinken. Meistens hat sie schon nach 1,5 Stunden gequengelt, aber ich konnte sie dann noch ein wenig ablenken. Das Stillen dauert auch viel länger. Was kann ich tun, damit ich wieder mehr Milch bekomme? Ich möchte so gern weiterhin voll stillen. Ich habe beim Stillen meine Brust ein wenig zusammengedrückt, in der Hoffnung, das meine Kleine dadurch mehr Milch bekommt. Im nachhinein, überlegte ich mir, ob das vielleicht gar nicht so gut ist, da sie ja dadurch nicht so sehr stark saugen muss? Mein zweites Problem ist: Sie hatte 4 Tage kein Stuhl in der Windel. Ich hatte mir solche Sorgen gemacht, da sie sonst mindestens einmal pro Tag die Windel richtig voll gemacht hat. Ich war dann beim Arzt, der mir nach einer Untersuchung sagte, dass er nicht glaubt, dass etwas schlimmes ist. Wenn sie allerdings am 5. Tag auch kein Stuhl hat, sollte ich ihr Babylax geben. Das tat ich dann auch. Es dauerte nicht lange, da kam dann alles raus. Der Stuhl war sehr zähflüssig. Es war so klebrig wie das Kindspech, nur das es eine normale Farbe hatte. Danach war die Windel noch zweimal voll. Heute hatte sie wieder kein Stuhl. Hängt das vielleicht alles zusammen? Kann es sein, dass sie kein Stuhl lassen konnte und ich jetzt weniger Milch habe, da wir den Rhythmus auf 3-4 h umgestellt haben? Wahrscheinlich hat sie weniger getrunken und auch nicht mehr gesaugt als sonst. Weißt du einen Rat? LG Tam PS: Bleibt der Stuhl solange ich stille flüssig oder stellt sich das auf einen festeren Stuhl um?


Biggi Welter

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? Liebe Tam, da haben sich ja eine ganze Reihe von Missverständnissen aufgestaut. Es ist vollkommen normal, dass die Brust nach er allerersten Zeit wieder weich und bei nicht wenigen Frauen auch wieder kleiner wird. Das ist KEIN Zeichen für zu wenig Milch. Das Verhalten Ihrer Kleinen ist ganz normal und nach den ersten vier bis sechs Wochen muss ein voll gestilltes Baby nicht mehr jeden Tag Stuhlgang haben. Es kann nur einmal die Woche oder sogar nur alle zehn Tage und noch seltener Stuhlgang haben. Solange das Kind dabei gut gedeiht, ist alles in Ordnung und es sollte nicht eingegriffen werden. Wenn Sie Milchzucker zu sich nehmen, haben allenfalls Sie Blähungen oder dünneren Stuhl und im ungünstigsten Fall das Baby vermehrte Bläühungen. Schauen Sie sich Ihr Kind einmal in Hinblick auf die folgenden Kriterien an: mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln (um zu sehen wie nass `nassA ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Sind diese Punkte alle erfüllt? Dann gedeiht Ihr Baby gut und bekommt auch die Milch, die es braucht. Sollten diese Punkte wider Erwarten nicht erfüllt sein, dann wenden Sie sich bitte an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und an Ihre Kinderärztin/arzt. Die Stillberaterin kann Ihnen gezielte Tipps geben, wie Sie Ihr Baby zu besserem Trinken an der Brust anregen können, falls dies notwendig sein sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Lassen Sie um Himmels Willen die Finger von einem bestimmten Stillrhythmus und legen Sie das Baby nach Bedarf und ohne Blick auf die Uhr an. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal `mehr Milch bildenA und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet. Ein Wachstumsschub ist mit etwa sechs Wochen zu erwarten. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Schauen Sie wirklich mal in eine Stillgruppe, um sich in Ruhe über das Stillen zu informieren. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Ich habe noch eine Frage: Éine Freundin hat mir jetzt den Vorschlag gemacht, dass ich Milchzucker zu mir nehmen sollte. Könnte das denn auch gut für den Stuhlgang meiner Tochter sein? Oder würde sich das dann nur bei mir bemerkbar machen ?


Mitglied inaktiv

Hallo Biggi, vielen Dank für deine Antwort? Du hast mir ein paar Unsicherheiten genommen. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn ich zu einer Stillberaterin oder einer Stillgruppe in meiner Umgebung gehe. Wäre ganz lieb von dir, wenn du mir eine empfehlen könntest. Unser Wohnort ist 14089 Berlin. Ich habe noch eine Frage: Verändert sich ihr Stuhl während der Stillzeit? Ich meine nicht nur in der Häufigkeit sondern auch in der Konsistenz? LG Tam