Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stimmt es das die Muttermilch nach einem Jahr nicht mehr gehaltvoll ist?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stimmt es das die Muttermilch nach einem Jahr nicht mehr gehaltvoll ist?

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Hallo Biggi, ich möchte mich schon mal bedanken für alle guten Tipps, die man bei euch bekommt. Meine kleine Tochter ist jetzt ein Jahr geworden. Ich stille sie immer noch nach Bedarf, meistens zum Einschlafen (Mittagsschlaf, abends) und noch mehrmals nachts (manchmal kommt sie alle zwei Stunden). Mein Problem ist, dass ich gerne das nächtliche Stillen einstellen würde, aber ich weiß nicht wie. Man sagt mir, ich solle ihr Wasser anbieten, aber sie nimmt nur schlecht die Flasche und meistens geht es dann auch nicht ohne Tränen :-(. Außerdem isst sie sehr schlecht und trinkt fast nichts. Ich habe verschiedene Trinkgefäße ausprobiert und alle möglichen Getränke, aber sie nimmt kaum etwas. Meistens ein paar Schluck Wasser aus dem Becher und das war's. Morgens mag sie nichts essen (naja, satt von der Nacht). Mittags ist sie vom Tisch, mal mehr, mal weniger (auch schon mal nur drei Nudeln und das war's). Manchmal schafft sie ein halbes Gläschen Obstbrei am Nachmittag, was ich ihr aber schon oft reinzwingen muss, aber sie hatte so furchtbare Verstopfung, dass ich Angst habe, sie verstopft wieder. Sie mag als Obst fast nur Banane, aber da sie so Verstopfung hatte, habe ich die vom Speiseplan gestrichen. Abends ist sie ein halbes Brot und manchmal schiebe ich ihr, während sie spielt noch ein bisschen Abendbrei rein, weil ich dann hoffe, dass sie länger schläft. Was kann ich tun? Oder kann ich gar nichts tun? Der Kinderarzt meinte, die Sache mit dem nächtlichen Stillen läge in meiner Hand. Aber ich möchte meinem Kind das Essen nicht aufzwingen. Die Kinderärztin meiner Freundin meinte, dass man nach einem Jahr abstillen sollte, weil die Muttermilch dann sowieso nicht mehr so gehaltvoll wäre. Stimmt das? Eine Freundin gibt abends eine Flasche mit Pre-Milch (235ml) und das Kind schläft durch. Wenn ich meine Kleine nur stille ohne Abendbrot, würde sie ein genauso gehaltvolles "Abendessen" erhalten wie eine Pre-Flasche oder ist die Muttermilch nach einem Jahr stillen nicht mehr so gehaltvoll und es deshalb ganz natürlich, dass die Kleine nachts immer ran will, weil es sie nicht mehr satt macht? Ich möchte eigentlich nicht komplett abstillen. Abends und nachmittags an der Brust kuscheln würde mir schon fehlen. Aber die Nächte sind manchmal extrem und dann muss ich auch schon bei jemandem ausheulen. Leider habe ich in meinem Umfeld kein Verständnis dafür (außer bei meinem Mann, denn wir können beide die Kleine nicht leiden sehen ;-)). Dann heißt es: Still doch endlich ab. Das Kind muss auch mal weinen und sollte außerdem lernen alleine zu schlafen (sie schläft zur Zeit bei mir im Bett). Du bist selbst dran schuld!!! Es heißt auch: Wenn du abstillst, wird dein Kind besser essen und wenn das Kind tagsüber isst, wird es nachts nichts mehr wollen!!! Es ist so schwer diesen Kreislauf zu durchbrechen... Was kann ich tun? Viele Fragen auf einmal! Danke schon mal für deine Antwort!!! lisbethchen


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Liebe Lisbethchen, nach sechs oder auch zehn Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab sechs Monaten keineswegs plötzlich "schlechter" oder "weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Bei der Einführung der Beikost sollte der Ausdruck Bei Kost wörtlich verstanden werden. Die Bei Kost soll die Muttermilch nicht ersetzen sondern ergänzen. Ein halbes Glas ist für ein so kleines Kind schon eine ganz beträchtliche Menge. Eine Mahlzeit muss auch keinesfalls "vollständig ersetzt" sein, ehe die nächste Beikostmahlzeit eingeführt wird. Allerdings solltest Du dir von einem Abendbrei nicht zu viel erhoffen: entgegen der weitverbreiteten Meinung wird durch die Einführung eines Abendbreies das Schlafverhalten des Babys nicht positiv beeinflusst. Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in "zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach "wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys "begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch "nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Es ist nun einfach auch eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Lass dich nicht verunsichern, in deinem Innern weißt Du, dass dein Kind nicht dein eind ist, der bekämpft werden muss. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi


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