Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schnuller statt Daumen/Finger lutschen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Schnuller statt Daumen/Finger lutschen

Isamami

Beitrag melden

hallo nochmal! danke für Ihre ausführliche antwort bzgl. meiner "mineralwasser-frage", hat mir sehr weitergeholfen. nun hab ich noch eine frage: mein erstgeborener hat schnuller ohnehin von anfang an verweigert, weshalb ich kein problem diesbzgl. hatte (obwohl ich 8 wochen milch abgepumpt habe und das stillen erst dann reibungslos geklaptt hat). meine tochter aber hat anders als er bauchschmerzen (sie kam etwas früher zur welt) und WILL gar nicht jedesmal zum beruhigen an die brust, obwohl ich sie ihr anbieten würde. ich hab lt. schwestern in der klinik in der ich entbunden habe einen ziemlich guten milchspendereflex und meiner kleinen scheint es oft ein wenig zuviel zu sein, vor allem, wenn sie sich mit dem nuckeln nur beruhigen will (zb zwischen zwei schlafphasen). dann drückt sie sich richtig von der brust weg und weint - lieber nuckelt sie dann an ihrem daumen/an den fingern. und DAS ist ja lt. arzt nicht so toll, da wird der gebrauch eines schnullers empfohlen. ich hab mir schon viel zu dem thema durchgelesen und kenne auch Ihre langen antworten dazu - es geht mir ÜBERHAUPT NICHT DARUM, weniger zu stillen, aber ich möchte meiner kleinen einfach auch helfen. meine stillzeiten schreibe ich auf, keine pause geht über 3,5 stunden und sie trinkt sehr brav. trotzdem hätte ich gern eine ehrliche antwort, es kann ja nicht sein, dass schnullis die gesamte stillbeziehung von vornherein gefährden oder gar zerstören, sonst dürften hebammen, ärzte und schwestern doch nicht empfehlen, nuckelfreudigen kindern schnullis anzubieten?! danke schonmal!


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Isamami, ja es stimmt, Babys haben ein über das reine Nahrungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und es kann anstrengend sein, dieses Saugbedürfnis so wie es von der Natur vorgesehen ist an der Brust zu stillen. Der Schnuller ist nichts weiter als eine der Brust nachempfundene Attrappe. Gelegentlich und gut überlegt eingesetzt kann der Schnuller eine Hilfe im Alltag sein. Doch leider haben wir das Problem, dass Babys nicht mit einer Gebrauchanweisung geliefert werden auf der steht „VORSICHT ich werde leicht augverwirrt!“ Oder „No problem, ich werde mit dem Wechsel zwischen Brust und künstlichen Saugern zurechtkommen!“. Da niemand vorhersagen kann, wie ein Baby auf einen künstlichen Sauger reagieren wird und da es unser tägliches Brot als Stillberaterinnen ist, saugverwirrte Babys mit viel Geduld und Mühe (und nicht selten vielen Tränen auf Seiten der betroffenen Mütter) wieder an die Brust zurückzuführen, raten wir vom Gebrauch des Schnuller, vor allem in den ersten Wochen, bis sich die Stillbeziehung gut eingespielt hat, ebenso ab, wie vom Gebrauch von Flaschensaugern und Stillhütchen. Wenn dein Kind noch saugen möchte, kannst Du ihr auch deinen Finger zum Saugen anbieten (oder lass den Papa den Finger anbieten, schließlich haben Männer auch Finger). Du kannst dein Kind auch durch herumtragen (gut geeignet dazu ein Tragetuch) beruhigen. Der Schnuller ist nicht die einzige Lösung und mit zunehmendem Alter nimmt das Saugbedürfnis ab und das Kind kann mit weniger Zeit zum Saugen zurecht kommen. Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (eben so wenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: • Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. • Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. • Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. • Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. • Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. • Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges“ Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen „Vorteil“ Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch einLutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Vielen Dank für die Antwort! Mir ist es schon sehr wichtig, beim stillen zu bleiben.  Bestehe den die Möglichkeit zum vollen Stillen zu kommen, wenn wir es schaffen den Schnuller wegzulassen und möglichst auch von der Flasche weg zu kommen? Oder ist das jetzt schon zu spät? Bzw zu viel, was wir zufüttern?  Haben sie Tipps vom Schnuller weg zu komm ...

Hallo, ich habe eine Frage zum Stillen und Schnuller! Ich stille mit einem Stillhüttchen- übe jedoch täglich, dass er ohne den Stillhut an die Brust kommt ! Mal klappt dies mal nicht. Aber es wird täglich besser.    Unsere Maus ist jetzt 4 Wochen alt.  Seit net Woche fällt mir auf, dass er immer öfter an die Brust möchte und wenn er fertig ...

Hallo Frau Welter,   vor 3 Monate kam meine zweites Kind zur Welt. Wir waren fest überzeugt ihr keine Schnuller zu geben, mussten aber schnell feststellen, das es nicht so leicht ist ohne. Jetzt seit 1-2 Wochen kommt hinzu das sie erst nur an der Faust genuckelt hat ( nicht weil sie Hunger hat, macht sie sich direkt nach dem stillen) und jet ...

Liebe Frau Biggi Welter, ich hoffe, es geht Ihnen gut. Ich wende mich an Sie, weil ich Unterstützung in Bezug auf die Schnullernutzung bei meiner 2 Monate alten Tochter benötige. Ich bin mir unsicher, wann ich ihr den Schnuller anbieten soll, da sie ihn die meiste Zeit würgend zurückspuckt. Während Autofahrten nimmt sie den Schnuller jedoch pro ...

Liebe Frau Welter, mein Kleiner bekommt zum Einschlafen einen Schnuller. Wenn er nach einer Weile tief eingeschlafen ist, nehme ich ihn heraus. Nachts dauert es jedoch manchmal bis zu zwei Stunden, bis er tief schläft, und manchmal fällt der Schnuller auch von selbst heraus. Ich frage mich, wie ich das am besten handhaben kann. Ist es in Ordnun ...

Hallo liebe Biggi,   ich habe eine 8 Wochen alte Tochter. Am Anfang hatten wir ein paar Probleme wegen meinen Flachwarzen und haben etwa 2 Wochen mit Stillhütchen gestillt, konnten sie dann aber weglassen. Nach der anfänglichen Abnahme hat meine Tochter immer gut zugenommen. Wir hatten noch eine Bauchwehphase mit schaumigem und grünem Stu ...

Hallo, meine Tochter ist 10 Monate alt und wurde bisher ausschließlich nach Bedarf gestillt und seit dem 6. Monat geben wir Brei. Leider isst sie noch nicht so viel davon, dass sie weniger gestillt werden möchte. Ich möchte nun abstillen, da es mir zu viel wird und ich es nicht mehr so genießen kann wie bisher.  Nun habe ich versucht ihr Premi ...

Liebe Biggi, mein Zwerg wird am Sonntag 1 Jahr & ich kann einfach nicht mehr stillen. Ich habe keine einzige Nacht durchgeschlafen seit dem Zwerg. Das Problem ich habe das Einschlafstillen gelöst und trage ihn in den Schlaf, aber er stillt in der Nacht trotzdem alle 1-2h .. Wie gehe ich das Thema abstillen am besten an? Was gebe ich ihm, wenn e ...

Liebe Biggi, da ich ab April wieder in Vollzeit zur Uni muss, muss unsere dann 12 Monate alte Tochter (jetzt 8M) abgestillt sein. Meine Gedanken kreisen schon seit langem und ich denke mit Grauen an diese Zeit des Abstillens. Sie akzeptiert weder Flasche noch Schnuller. Da sie auch das Füttern quasi gar nicht akzeptiert, sondern alles selber mach ...

Hallo Biggi, mein Kind ist 9 Wochen alt. Das Stillen klappt an sich bisher gut: er ist sehr groß und schwer für sein Alter, er trinkt gut, ich habe keine Schmerzen an den Brüsten. Allerdings gibt es seit bestimmt 4 Wochen ein Problem beim Einschlafstillen: er trinkt dann ca. 10 Minuten, schläft fast ein, doch dann dockt er ab und schreit. Dann geh ...