Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Daumen lutschen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Daumen lutschen

sefis

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Liebe Frau Welter, mein Kleiner bekommt zum Einschlafen einen Schnuller. Wenn er nach einer Weile tief eingeschlafen ist, nehme ich ihn heraus. Nachts dauert es jedoch manchmal bis zu zwei Stunden, bis er tief schläft, und manchmal fällt der Schnuller auch von selbst heraus. Ich frage mich, wie ich das am besten handhaben kann. Ist es in Ordnung, den Schnuller so lange drin zu lassen, bis er von selbst herausfällt? Tagsüber schläft er meist nur eine halbe Stunde, sodass er gar nicht in die Tiefschlafphase kommt. Kann ich den Schnuller in solchen Fällen ebenfalls drin lassen? Außerdem versuche ich ihm gleichzeitig beizubringen, dass es auch ohne Schnuller geht, in der Hoffnung, den Schnuller mit etwa sechs Monaten abgewöhnen zu können. Ist es richtig, dass etwa zu diesem Zeitpunkt das Saugbedürfnis nachlässt und durch das Kaubedürfnis ersetzt wird? Besonders in der Trage klappt es meist gut. Nun hat er jedoch seine Hand und seinen Daumen entdeckt. Ist das Nuckeln an der Hand und am Daumen im Alter von 11 Wochen bedenklich? Falls nicht, ab wann sollte ich intervenieren? Ich stille übrigens voll, er nimmt sehr gut zu, hat immer viele nasse Windeln und mindestens einmal am Tag Stuhlgang. Vielen Dank und liebe Grüße!


Biggi Welter

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Liebe sefis,   ich persönlich würde den Schnuller nicht so im Mund lassen. Auch haben Babys nicht alle das gleiche Saugbedürfnis, manche Kinder brauchen das Saugen länger, andere kürzer. Es gibt Kinder, die ein sehr starkes Saugbedürfnis haben und deshalb den Daumen zusätzlich zum Stillen brauchen. Dass ein solches Kind dann den Schnuller ablehnt, liegt nicht unbedingt daran, dass das Kind ausschließlich gestillt wird, sondern daran, dass Daumenlutschen ganz andere Gefühle auslöst, als das Saugen an einem Schnuller. Beim Daumenlutschen ist es ja nicht nur das Gefühl des Saugens, das im Mund spürbar ist, es sind ja auch die Empfindungen an diesem Finger und auch die sind für das Kind etwas von Bedeutung. Der Schnuller kann also vom Kind - von vielen anderen Aspekten abgesehen - nicht als vollständiger Ersatz angesehen werden, denn es fehlt einfach ein Teil der Empfindungen, die beim Daumenlutschen wahrgenommen werden. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: • Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. • Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. • Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. • Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. • Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. • Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Ob nun ein Schnuller oder der Daumen zu mehr Verformungen am Kiefer führt, ist selbst unter Experten umstritten. Tatsache ist hingegen, dass ein Kind, das Daumen lutscht, den Daumen immer wieder aus dem Mund nehmen wird, wenn es spielt oder krabbelt, weil es beide Hände braucht, der Schnuller kann beim Spielen weiter im Mund bleiben und so ist die Verweilzeit im Mund beim Daumen schon aus rein praktischen Gründen insgesamt kürzer als bei einem Schnuller. Ein mir bekannter Kinderarzt und Kinderpsychotherapeut sagt immer „Lieber ein verbogener Gaumen, als eine verbogene Seele" und meint damit, dass man ein Kind nicht durch Zwang vom Saugen am Daumen abhalten sollte. Liebe Grüße Biggi


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