Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Neurodermitis durch Stillen verstärkt?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Neurodermitis durch Stillen verstärkt?

discordia3

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Hallo, ich habe seit Jugendtagen eine leichte neurodermitis auf den Augenlidern. Sie ist sehr schwach ausgeprägt und tritt vorwiegend in den Herbst/Wintermonaten in Form von Juckreiz und trockener haut auf. In den letzten Jahren habe ich sie teilweise vergessen, weil ich selten Probleme hatte. Nun Stille ich seit etwa 6 Wochen meine Tochter und mein linkes Auge sieht aus, als sei ich eine Schlange, die sich die haut abstreift. Jetzt frage ich mich, ob das eventuell an den Hormonen und dem hormonumschwung nach der Schwangerschaft liegen könnte. Ich möchte keine kortisonhaltige Creme nutzen, wenn es nicht sein muss. Wäre es hormonell würde ich es wohl einfach aussitzen, es sei denn Sie haben einen guten Tipp für mich! ;) Liebe Grüße und schönes Wochenende discordia3


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Liebe discordia3, generell sind sämtliche Situationen, in denen es zu Hormonumstellungen kommt für Menschen mit Neurodermitis oft problematisch und so kann ich mir gut vorstellen, dass es auch bei dir daher zu einem so starken Schub gekommen ist. Sollte es dir dann doch zu lange dauern, kannst du jedoch auch in der Stillzeit mit Kortisonsalben behandelt werden. Kortison ist in der Stillzeit nicht generell kontraindiziert. Zitat aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: "4.11.7 Cortcosteroide Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Glucocorticoide. Therapeutisch verwendet werden die nicht fluorierten Corticoide Prednison (z.B. Decortin®), Prednisolon (z.B. Solu Decor tin®), Methylprednisolon (z.B. Urbason®) sowie Deflazacort (Calcort®), Hydrocortison (z.B. Hydrocortison Hoechst®), Prednyliden und die fluorierten Derivate Amcinonid (Amciderm®), Beclometason (z.B. Sanasthmyl®), Betamethason (z.B. Celestamine®), Budesonid (Pulmicort®), Cloprednol (Syntestan®), Dexamethason (z.B. Fortecortin®), Flunisolid (Syntaris®), Flumetason (z.B. Cerson®), Fluocortolon (Ultralan®), Fluticason (z.B. Flutide®, Flutivate®), Mometason (z.B. Ecural®), Triamcinolon (z.B. Volon®). Einige Präparate werden ausschließlich inhalativ zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen verwendet. Die M/P Quotienten von Prednison und Prednisolon liegen zwischen 0,05 und 0,25. Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa 9 Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden entsprechend der 9fach höheren Dosis etwa 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war das Corticoid nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen). Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10 80 mg) einen entsprechend geringeren Übergang für den Säugling ermittelt (Übersicht in Bennett 1996, Greenberger 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1 2% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1 g Dosis hätte der Säugling mit der ersten Mahlzeit eine Stunde nach Injektion 0,2 mg Prednisolon/kg Körpergewicht erhalten, über 24 Stunden wären es 0,32 mg/kg. Das ist selbst bei dieser mütterlichen Höchstdosis nur etwa ein Sechstel einer üblicherweise gut verträglichen therapeutischen Kinderdosis (2 mg/kg/Tag). Für den Säugling ergibt sich kein Risiko durch eine kurz dauernde Hochdosisbehandlung, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt wird. Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/Tag wird mit der Muttermilch nur eine Prednisolonmenge übertragen, die weniger als 10 % der körpereigenen Cortisol Produktion entspricht. Zu den übrigen Corticoiden liegen keine ausreichend dokumentierten Transferdaten vor. Empfehlung für die Praxis: Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Corticoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z. B. beim Asthmaanfall oder bei multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe solch hoher Dosen sollte, wenn es sich einrichten lässt, 3 4 Stunden mit dem Stillen gewartet werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Corticoide sind wahrscheinlich auch verträglich. Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Corticoids bei Asthma ist ebenso unbedenklich wie andere lokale Corticoidanwendungen." Lieben Gruß, und schnell gute Besserung! Kristina


Astrid

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Hallo, man kann zusätzlich zu Neurodermitis auch ein seborrhoisches Ekzem haben. Typisch für Letzteres sind Entzündungen auf den Augenlidern sowie sich pellende Haut. Gegen das seb. Ekzem hilft Cortison nicht so gut, weil die Ursache Bakterien und Pilze sind, die sich zu stark vermehren. Hier hilft besser Nizoral-Creme aus der Apotheke, die man nur in winziger Menge braucht und die daher unbedenklich beim Stillen ist. LG


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