Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Neurodermitis bei Stillkind

Biggi Welter

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Frage: Neurodermitis bei Stillkind

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Hallo Biggi, mir hat gerade eine Kollegin erzählt, dass Neurodermitis von einer Übersäuerung der Mutter bzw. der Muttermilch kommen könnte. Kennst du dich damit aus? Bringt es was meine Ernährung umzustellen? Zur Zeit ernähre ich mich nicht so gesund. In der SS hatte ich SS-Diabetis und musste Diät leben. Leider habe ich dann wenn es wieder weg ist den Umkehrschub und mag all das was ich nicht durfte. Die Phase geht dem Ende zu und ich wäre bereit, einiges wieder zu ändern. Allerdings nicht zu stark, sonst lande ich wieder auf der anderen Seite. Wie viel geht eigentlich von dem was ich esse in die Milch? Wie stark wäre z.B. das Risiko wenn ich mehr Zitrusfrüchte esse für den Popo? Irgendwie weis ich nicht wirklich was ich machen soll. Die Haut wird immer schlimmer, die Schwiegermutter aus Afrika sendet jetzt was Heilpflanzliches wo ich meine Probleme mit habe. Aber ich kann meinem Mann ja auch nicht absprechen das er auch das Beste für Jeremy möchte und er vertraut seiner Mutter in der Hinsicht. Ich dagegen bin mit reiner Schulmedizin groß geworden, meine Mutter hat absolut nichts mit Kräutern gemacht auch keine Wadenwickel etc. Deshalb ist das für mich alles sehr fremd und verwirrend. Und irgendwie kann ich das im Moment grad gar nicht brauchen, da dann die Milchmenge zum pumpen wieder weniger wird (bin die die voll arbeitet und voll stillt bzw. pumpen muss - übrigens reicht die Milch nachdem ich jetzt mehrmals pumpe und auch wieder verstärkt am WE, Wasser wollte ich ja nicht wirklich geben) etc. Würd mich über einen Rat sehr freuen. LG Grit


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? Liebe Grit, Muttermilch hat einen recht konstanten pH-Wert und kann nicht durch die Ernährung „übersäuert“ werden. Eine solche Erklärung für die Entstehung von Neurodermitis ist also wenig logisch. Dass ein Kind tatsächlich auf etwas reagiert, was die Mutter isst oder trinkt ist viel seltener als immer wieder behauptet wird. Eine stillende Mutter muß weder bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Kuhmilch) zu sich nehmen, noch müssen alle stillenden Mütter bestimmte Nahrungsmittel meiden. Von Ausnahmefällen abgesehen macht die Mehrheit der stillenden Mütter die Erfahrung, dass sie alles, was sie mögen, in Maßen essen können - auch Schokolade und stark gewürzte Speisen - ohne dass sich dies auf ihre Babys auswirkt und viele kleine Babys haben Blähungen ganz gleich, was ihre Mütter essen. Auch wenn viele Mütter davon gehört haben, dass durch den Genuss von `blähenden" Lebensmitteln Blähungen bei ihrem Baby hervorgerufen werden, ist diese Meinung mit Vorsicht zu genießen. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genausowenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH-Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft. In diesem Zusammenhang ist interessant, wie unterschiedlich die Empfehlungen für stillende Mütter in verschiedenen Ländern sind. In Neuseeland zum Beispiel wird stillenden Müttern geraten keine Tomatensuppe zu essen, in Italien jedoch dürfen die Mütter mit Tomaten zubereitete Gerichte ohne Bedenken essen, außerdem wird ihnen empfohlen, möglichst viel weiße Nahrung wie Teigwaren und Weißwein zu sich zu nehmen. Diese Empfehlung beruht auf der Vorstellung, dass Milch am reichlichsten durch Nahrungsmittel gebildet wird, die die gleiche Farbe besitzen. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden Allerdings profitieren manche Kinder mit Neurodermitis tatsächlich von einer Umstellung der Ernährung der Mutter, allerdings nicht wegen irgendwelcher Säuretheorien, sondern weil es Kinder gibt, die auf bestimmte Bestandteile der Nahrung der Mutter bereits über die Muttermilch reagieren. Hier sind vor allem Kuhmilch, Ei, Soja und Fisch zu nennen, die nicht selten Auslöser sein können. Falls jedoch ein solcher Diätversuch gestartet wird, sollte die immer von einer Ernährungsberaterin mit entsprechender Erfahrung begleitet werden, um Mangelerscheinungen bei der Mutter zu vermeiden. Wegen dem Mittel der Schwiergermutter würde ich schlicht mit der Ärztin/Arzt des Kindes sprechen. Auch in der Schulmedizin werden pflanzliche Präparate eingesetzt und viele Medikamente, die in der Schulmedizin geläufig sind, haben einen pflanzlichen Ursprung. Es ist dann sicher ein Weg, dass Du mit deinem Partner darüber sprichst, dass die Ärztin/Arzt Bedenken geäußert hat und Du die Behandlung deines Kindes nicht durch zu viele verschiedene Mittel unübersichtlich machen willst. LLLiebe Grüße Biggi Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel "Breast feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27 32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der "Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: "Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." ("CONCLUSIONS: Breast feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) "Breast is best". Ein Abstract der Studie ist unter www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin post/Entrez/query?uid=9880445&form=6&db=m&Dopt=b im Internet zu finden.


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