Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Neugeborenen Gelbsucht

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Neugeborenen Gelbsucht

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Hallo Frau Welter, meine Tochter wird am Mittwoch 5 Wochen alt und hatte lt. KKH eine leichte Neugeborenen Gelbsucht. Sie mußte nicht unter die Lampe - der Bilirubinwert lag glaub ich bei 13. NUn ist es so, das sie immer noch gelb ist auch in den Augen. Der Kinderarzt bei der U3 sagte, es wäre bei Stillkindern normal und man könnte das hinbekommen, in dem man ihr 2 Tage mal was anderes außer MM gibt. Hinzu kommt, das ich am Donnerstag letzter Woche eine Gallenkolik hatte und Gallensteine festgestellt wurden. Außerdem ein erhöhter Leberwert. Kann sich das über die Muttermilch an sie übertragen und dauert es deswegen länger ? Wie groß ist die Gefahr, wenn ich ihr was anderes aus der Flasche fütter und nebenbei abpumpe die Milch aber wegtue, das sie dann nicht mehr an die Brust will ? Danke Kristina


Biggi Welter

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? Liebe Kristina, die Neugeborenengelbsucht ist eine „physiologische" Gelbsucht. Sie steht in keinem Zusammenhang mit ihren Leberproblemen bzw. Gallensteinen. Ich werde Ihnen nun aus einem Fachbuch zum Thema „Neugeborenengelbsucht" zitieren, woraus Sie erkennen können, dass eine Stillunterbrechung in aller Regel weder sinnvoll, noch notwendig ist: „Die meisten Babys werden mit zusätzlichen roten Blutkörperchen geboren, die in den ersten Lebenswochen abgebaut und aus dem Körper ausgeschieden werden. Bilirubin ist ein gelbes Pigment, das bei dem Abbauprozess gebildet wird. Gelbsucht entsteht dann, wenn überschüssiges Bilirubin im Blut angereichert wird. Dazu kommt es aus verschiedenen Gründen: die erhöhte Bildung von Bilirubin, die eingeschränkte Fähigkeit der Leber des Neugeborenen, große Mengen von Bilirubin zu verarbeiten, und die erhöhte Aufnahmefähigkeit des Darmes für Bilirubin, wenn die Gallenflüssigkeit in den Darm gelangt. Bilirubin wird in der Haut, den Muskeln und der Schleimhaut abgelagert und verursacht eine Gelbfärbung der Haut. Mehr als die Hälfte aller Neugeborenen bekommt eine Gelbsucht innerhalb der ersten Lebenswoche. Dieser Zustand ist vorübergehend und vergeht normalerweise ohne Behandlung innerhalb weniger Tage. Auch wenn einige Ärzte empfehlen, das Stillen zu unterbrechen, damit die Bilirubinwerte sinken, lassen sich die Bilirubinwerte auch durch andere wirksame Behandlungsmöglichkeiten zum Absinken bringen, ohne dass das Stillen gefährdet wird. ... Die Bilirubinwerte bei einem Baby mit einer physiologischen Gelbsucht erreichen üblicherweise ihren Höhepunkt zwischen dem dritten und fünften Lebenstag und betragen normalerweise weniger als 12 Milligramm Bilirubin pro Deziliter Blut oder mg/dl (204 µmol/l); selten erreichen sie einen Wert über 15 mg/dl (255 µmol/l). Bei Kindern asiatischer Herkunft können die Bilirubinwerte noch höher ansteigen und immer noch in einer physiologischen Gelbsucht begründet sein (Hodgman und Edwards, 1992). Auch einige andere ethnische Gruppen neigen dazu, höhere Bilirubinwerte zu haben ... Wird ein gelbsüchtiges Baby häufig gestillt und trinkt es gut, verschwindet die physiologische Gelbsucht ohne eine Behandlung von selbst. In den meisten Fällen verschwindet eine physiologische Gelbsucht allmählich innerhalb von einigen Tagen bis wenigen Wochen, sowie die Leber das angestaute Bilirubin im Körper des Babys verarbeitet hat. Die normale Neugeborenengelbsucht ist keine Krankheit. Sie ist eine harmlose Erscheinung und hat keinerlei Folgen, vorausgesetzt, die Bilirubinwerte des Babys werden nicht zu hoch. Manche gelbsüchtigen Babys sind schläfrig. Sie müssen aufgeweckt und dazu angeregt werden, oft genug an der Brust zu trinken (zehn- bis zwölfmal am Tag, mindestens aber alle zwei Stunden, mit einer einmaligen Schlafpause von vier bis fünf Stunden). Hohe Bilirubinwerte können die Schläfrigkeit verstärken. Das Baby muss möglicherweise häufiger stimuliert werden, damit es oft und gut trinkt. Ansonsten sollte die physiologische Neugeborenengelbsucht jedoch keinerlei Auswirkungen auf das Stillen haben und verschwindet von selbst. Falls eine physiologische Neugeborenengelbsucht sich zu sehr verstärkt, gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die das Stillen nicht beeinträchtigen (siehe „Behandlungsmöglichkeiten für ein Baby mit Gelbsucht"). ... Sind pathologische Gründe ausgeschlossen worden, so ist normalerweise keine Behandlung erforderlich, und die Gelbsucht vergeht ohne Folgeschäden von selbst. In einigen Fällen können bis dahin allerdings bis zu drei Monate vergehen. Eine verlängerte Gelbsucht oder erhöhte Bilirubinwerte können schließlich von selbst vergehen, ohne dass das Stillen unterbrochen wird. Allerdings kann es bis zu drei Monate dauern, bis die Werte auf die eines Erwachsenen abgesunken sind. Stillt die Mutter weiterhin, wird das Bilirubin weiter ausgeschieden, bei einigen Babys schneller als bei anderen. Manche Ärzte raten zu einem zeitweiligen Abstillen, um festzustellen, ob ein Bestandteil der Muttermilch die Gelbsucht auslöst, aber dieses Vorgehen ist weder notwendig noch bringt es einen Vorteil mit sich. Bei einem gesunden, voll ausgetragenen Baby wurden keine kurz- oder langfristigen gesundheitlichen Folgen mit Werten unterhalb von 23 bis 29 mg/dl (400 bis 500 µmol/l) in Verbindung gebracht (Newman und Klebanoff, 1993). Bei einem Baby mit verlängerter Gelbsucht sind hohe oder schnell ansteigende Bilirubinwerte ungewöhnlich. Wenn es jedoch dazu kommt, sind sie möglicherweise behandlungsbedürftig. Auch wenn es ungewöhnlich ist, dass die Werte bei einem Baby mit lang andauernder Gelbsucht schnell ansteigen oder mehr als 20 mg/dl (340 µmol/l) erreichen, kann eine Behandlung erforderlich werden, wenn die Werte über 20 bis 25 mg/dl (340 bis 430 µmol/l) steigen. In diesem Fall kann die gleiche Behandlung erfolgen wie bei Werten aufgrund einer physiologischen Gelbsucht (siehe „Behandlungsmöglichkeiten für ein Baby mit Gelbsucht"). Da es bei einer verlängerten Gelbsucht nur selten zu hohen Bilirubinwerten kommt, ordnen einige Ärzte in diesem Fall zuerst Untersuchungen an, mit deren Hilfe körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, die nicht im Zusammenhang mit dem Stillen stehen (zum Beispiel Infektionen, Darmverstopfung oder andere Erkrankungen). Bis die Testergebnisse zur Verfügung stehen, können die Bilirubinwerte mit Hilfe einer Fototherapie zum Absinken gebracht werden (L. Gartner, persönliche Mitteilung 1995). Solange die verlängerte Gelbsucht als eine eigene Art von Gelbsucht angesehen wurde, wurden einige Behandlungsformen besonders für Babys mit verlängerter Gelbsucht empfohlen. Zum Beispiel empfahl man die Fütterung mit abgepumpter Muttermilch (der eigenen Mutter), die auf 56° C erhitzt und dann abgekühlt wurde oder die Verabreichung von Spendermilch. Aufgrund des neuen Verständnisses der verlängerten Gelbsucht als einer zeitlich ausgedehnteren normalen Neugeborenengelbsucht werden diese speziellen Behandlungsmethoden nicht mehr länger empfohlen (Gartner, 1996). Sollten die Werte bei einem Baby mit verlängerter Gelbsucht über 20 mg/dl (340 µmol/l) ansteigen, sollten dieselben Maßnahmen wie bei einem Baby mit erhöhten Werten bei einer physiologischen Gelbsucht in Betracht gezogen werden." Quelle: „The Breastfeeding Answer Book" Ausgabe 1997 Die Empfehlung der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte (AAP) lautet : Für den ungewöhnlichen Fall, dass der Bilirubinspiegel eines Babys einen bedenklichen Wert erreicht, gibt die AAP die folgenden fünf Behandlungsmöglichkeiten an: 1. Beobachten, 2. Weiterstillen und Fototherapie, 3. Ergänzung des Stillens durch künstliche Säuglingsnahrung mit oder ohne Anwendung von Fototherapie, 4. Unterbrechen des Stillens; Ersatz der Muttermilch durch künstliche Säuglingsnahrung, 5. Unterbrechen des Stillens; Ersatz der Muttermilch durch künstliche Säuglingsnahrung; Anwendung von Fototherapie. Die AAP rät davon ab, bei gesunden, voll ausgetragenen Babys das Stillen zu unterbrechen, und ermutigt dazu, weiterhin häufig zu stillen (mindestens acht- bis zehnmal innerhalb von 24 Stunden)". Wird eine weiter gehende Behandlung erforderlich, fordert die AAP den Kinderarzt dazu auf, mit den Eltern die fünf Behandlungsmöglichkeiten (s.o) zu erörtern." Eine Stillunterbrechung mit Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung birgt immer das Risiko der Saugverwirrung und auch eine Erhöhung des Allergierisikos. Diese Risiken sollten sorgfältig abgewogen werden. Sprechen Sie am besten nochmals mit Ihren Kinderarzt, ob und warum er bei Ihrem Kind eine Unterbrechung des Stillen für angebracht hält. Eventuell können Sie auch die Meinung eines zweiten Kinderarztes einholen, ehe sie das Stillen tatsächlich unterbrechen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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