Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Mit 13 Monaten zum nachts Abstillen Flasche/Schnuller einführen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Mit 13 Monaten zum nachts Abstillen Flasche/Schnuller einführen?

SophieCharlotte

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Liebe Biggi, liebe Kristina, mein Sohn ist 13 Monate alt und schon immer ein schlechter Schläfer gewesen. Während mein Mann und ich uns in der ersten Zeit noch die Nächte aufteilen konnten, lässt sich der Kleine seit nunmehr fünf Monaten nachts ausschließlich durchs Stillen beruhigen und zurück in den Schlaf begleiten. Alle Methoden, die wir zuvor zusätzlich anwenden konnten (Tragen/Schaukeln, leises Singen, Flüstern), klappen seither nicht mehr. Die Nächte sind seitdem auch dauerhaft unruhig, im Schnitt wird der Kleine alle zwei Stunden wach, häufig sind jedoch auch halbstündige Abstände und Dauernuckeln an der Tagesordnung. Zusätzlich zum permanenten Schlafmangel belastet mich das Stillen an sich nachts inzwischen sehr. Ich halte das ständige Nuckeln einfach nicht mehr aus, in vielen Nächten fühle ich mich dazu genötigt und in meiner persönlichen Intimsphäre verletzt. Das belastet auch die Beziehung zu meinem Sohn, da ich zunehmend genervt reagiere. Vor Kurzem haben wir deshalb einen Versuch gestartet, meinem Sohn das Einschlafstillen abzugewöhnen (nach der sanften Methode von Inga Ahlers). Das Positive vorweg: Er wurde tatsächlich viel seltener wach. In mehreren Nächten hatten wir nur drei Unterbrechungen, wobei er sich je einmal schon durch ein "shhhhh" und sanftes Hand auflegen beruhigte und zurück in den Schlaf fand. Auch die bisher sehr unruhigen Morgenstunden schlief er gut. Die Wachphasen und auch das Zubettbringen abends waren allerdings der Horror. Der Kleine nimmt seit diesem Umbruch vor fünf Monaten nachts keinen Körperkontakt mehr an, windet sich, überstreckt sich, reißt aus. Auch Stimmen machen ihn nachts wahnsinnig. Er merkt einfach inzwischen, dass ihn das zusätzlich wach macht, weiß aber schon, dass er eigentlich wieder einschlafen möchte. Das steht für ihn so im Widerspruch, dass er sich ganz schnell in Rage schreit. Beruhigungsmechanismen des Tages können wir hier komplett vergessen. Auch Zimmerwechsel, Licht oder andere Reize helfen nicht, sein Schreien zu unterbrechen. Im Gegenteil, sie überfordern ihn nur noch mehr. Wir wollen unseren Sohn keineswegs schreien lassen, auch nicht begleitet über einen so langen Zeitraum (teilweise ließ er sich über eine Stunde lang nicht beruhigen). Da nichts half, habe ich dann letztendlich jedes Mal doch gestillt und ihn (eher wenig erfolgreich) versucht, vor dem Einschlafen abzudocken und dann ins Bett zu tragen. Für uns ist seit dieser Erfahrung relativ klar: Er kann sich ohne Nuckeln nicht beruhigen und/oder braucht nachts noch 1-2x Stillen für Flüssigkeit und Nahrung. Alle Versuche, ihn anderweitig in den Schlaf zu begleiten und zu beruhigen hatten den gegenteiligen Effekt. Da ich das Stillen nachts aber wirklich zeitnah beenden will, frage ich mich, ob es sinnvoll ist, nun doch noch einen Schnuller oder eine Flasche als Ersatz einzuführen. Den Schnuller hatten wir bislang nicht in Betracht gezogen, weil wir von vielen gehört haben, denen das Kind dann nachts genauso häufig wach wird und nach dem Schnuller verlangt. Der Flasche mit Pre-Milch stand ich bisher skeptisch gegenüber, weil hier ja doch um einiges mehr Kalorien enthalten sind. Inzwischen weiß ich mir aber nicht mehr anders zu helfen und wäre offen gegenüber den Varianten. Wie beurteilt ihr die Situation? Kann es für uns sinnvoll sein, eine Flasche oder einen Schnuller einzuführen? Wenn ja, was würdet ihr bevorzugen? Und wie gewöhnen wir unseren Sohn am besten daran? Danke für eure Geduld bei dem langen Text und im Vorhinein schon mal für die Antwort. Liebe Grüße SophieCharlotte


Biggi Welter

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Liebe SophieCharlotte, Dein Sohn zeigt ganz deutlich, wie sehr er das Saugen noch braucht und wenn Du wirklich jetzt bald komplett abstillen möchtest in der Nacht, braucht Dein Baby eine Alternative. Du kannst Deinem Baby ein Lutschetuch anbieten oder ein von Dir getragenes Shirt, auch ein Schmusetier wird von manchen noch genommen. Ob jetzt noch ein Schnuller oder eine Flasche sinnvoll sind, kann ich nicht beurteilen, ich kenne Dein Kind nicht. Vielleicht kannst Du Deinem Baby aber auch einfach noch etwas Zeit schenken, je reifer Dein Baby wird, umso besser wird es von ganz alleine länger und auch durchschlafen. Dein Sohn will Dich nicht ärgern oder wird verwöhnt, wenn Du ihm die Nähe schenkst, die er noch so braucht. Lieben Gruß Biggi


SophieCharlotte

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Liebe Biggi, vielen Dank für die Antwort und deine Einschätzung. Wirklich ganz abstillen müsste ich nachts nicht unbedingt - ich wäre schon noch bereit, meinen Sohn ein bis zwei mal zu stillen. Aber eben nur das und nicht halbstündlich oder dauernuckelnd über mehrere Stunden, wie es momentan die Regel ist. Wie gerne würde ich ihm, wie du schreibst, noch mehr Zeit geben, aber da ich mich seit einem halben Jahr komplett aufopfere und inzwischen fast jede Nacht zusammenbreche und wegen der Situation unter Panikattacken und massiven Schlafstörungen leide, ist das keine Option mehr. Da müssen wir eine Alternative finden, wie er sich beruhigen kann. Wir werden deine Ideen mit aufnehmen und einfach verschiedene Möglichkeiten nochmal durch probieren. Wenn er Schnuller oder Flasche annimmt, würde ich ihm diese auch zugestehen, wenn ich ihm die Umgewöhnung von der Brust weg so leichter machen kann. Hoffentlich merkt mein Sohn dann auch, dass er Nähe und Geborgenheit bei mir auch ohne Stillen finden kann. Beste Grüße SophieCharlotte


Bibilblox

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Liebe SophieCharlotte, Fast alles, was du hier beschreibst, kann ich 100% nachvollziehen, denn ich befinde mich in einer sehr ähnlichen Situation. Nur, dass mein Sohn seit Geburt noch nicht einmal den Schnuller oder die Flasche wollte. Jetzt, mit 13Monaten, nimmt er die Flasche oder Schnuller manchmal tagsüber mehr so als Spiel. Dieser Beitrag ist, wie ich sehe, älter, daher würde mich jetzt natürlich brennend interessieren: wie habt ihr es am Ende geschafft?


SophieCharlotte

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Hallo Bibilblox, erstmal sehr liebe Grüße an dich – ich kann mich noch genau an die Verzweiflung erinnern und das krampfhafte Suchen online nach Tipps. Zu wissen, dass du nicht alleine bist, hilft hoffentlich schon etwas. Schnuller oder Flasche haben bei uns in der Praxis leider überhaupt nicht geklappt. Obwohl ich so gelitten habe, habe ich letztendlich auch keine andere Variante gefunden, abzustillen oder das Stillen zu reduzieren. Sämtliche Tipps des Internets, von Bekannten, aus der Familienberatung (da war ich zwischenzeitlich) halfen mir nicht, denn so belastend ich das Stillen fand, ich konnte die Verzweiflung meines Sohnes noch weniger ertragen. Die Rückkehr in den Beruf hat mir grundsätzlich etwas geholfen, auch mal Abstand zum Mama-Sein zu gewinnen. Außerdem hatte ich wegen anderer Beschwerden eine Psychotherapie begonnen. Gleichzeitig ist mein Sohn in die Kita gekommen und da haben wir mit ca. 16 Monaten (3 Monate nach Kita-Start) mit dem dortigen Mittagsschlaf angefangen. Bis er dann zu Hause das erste Mal Mittagsschlaf ohne Stillen im Bett machen konnte, hat es dann noch fast ein halbes Jahr gedauert. Das ging erst mit meinem Mann und später dann mit mir. Was ich aber nach der Familienberatung irgendwann geschafft habe: Ihn nicht mehr an der Brust/nuckelnd einschlafen zu lassen, sondern nach dem Trinken abzulegen. Das hat auch sehr lange gedauert, da er sich sehr dagegen gewehrt hat und sich oft blitzschnell wieder abgedockt oder doll geweint hat. Aber irgendwann ging es. Ich habe ihn mit dem Finger gelöst und dabei gesagt „ich lege dich jetzt ab“. Nach ein paar Monaten brauchte ich es nur noch sagen und er hat sich dann von selbst abgedockt. Rückblickend würde ich sagen, dass mein Sohn generell sehr lange gebraucht hat, um neue Schlafsituationen anzunehmen. Eine Freundin sagte mal, dass Kinder ja eigentlich erst mit 2 Jahren neurologisch „ausgereift“ sind; dass sie früher auf die Welt kommen hat mit unserem aufrechten Gang zu tun. Für unseren Sohn hat sich das sehr bewahrheitet. Er ist – wie ich – sehr sensibel und Ideen wie z.B. eine Einschlafmusik waren für ihn viel zu viel. Das wurde in der Kommunikation einfacher, als er Sprechen gelernt hat. In Bezug auf Stillen und Schlafen hat sich die Situation rund um seinen zweiten Geburtstag entspannt, da hat er sich alleine abgestillt. Wir haben zu dem Zeitpunkt nur noch abends und nachts zum Einschlafen gestillt. Ich war irgendwann dazu übergegangen, ihn nicht mehr „automatisch“ zu stillen, sondern beim ins Bett bringen darauf zu warten, dass er danach fragt. Eines Tages hat er nicht gefragt und hat sich nach unserem Gute-Nacht-Buch zum Schlafen umgedreht. Als das geklappt hatte, wusste ich, jetzt oder nie. Zwei Tage später hat er nochmal nach dem Stillen gefragt, da musste ich konsequent bleiben, war aber auch kein Problem für ihn. Seitdem schläft er nachts im Normalfall einfach durch. Eine 180-Grad-Wendung. Ich würde es selbst nicht glauben, wenn ich es nicht erlebt hätte. Eine lange Einschlafbegleitung und Familienbett haben wir immer noch, aber die Sicherheit geben wir ihm gerne im Austausch für endlich wieder Nachtschlaf. Sicher wäre es auch irgendwie gegangen, früher abzustillen oder das Schlafmuster zu beeinflussen, aber gegen die Natur zu arbeiten ist verdammt schwer…für mich zu schwer. Ich hoffe, mein Erfahrungsbericht hilft dir etwas, auch wenn ich nicht viele Tipps weitergeben kann.


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