Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Milchmenge nach Stillpause ankurbeln

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Milchmenge nach Stillpause ankurbeln

Toni93

Hallo,  Ich habe am 24.6.24 per Kaiserschnitt entbunden. Das stillen klappte auf anhieb super. Wenn ich die linke Brust gestillt habe, lief aus der rechten Brust Milch und andersherum. Auch Nachts hatte ich ohne zu stillen einen Regen Milchfluss.  Leider ging es mir nach ein paar Tagen immer schlechter und letztendlich wurde ich mit einer schlimmen Gebährmutterentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Da zu Diagnosezwecken ein CT gemacht wurde musste ich eine kurze Stillpause einlegen. Durch die schwere der Infektion bekomme ich seit ca 1 Woche extrem hochdosiertes Antibiotikum worunter ich ungern stillen wollen würde. Daher pumpe ich seither ab so oft mein Gesundheitszustand es zulässt.  Leider merke ich das die Milchmenge drastisch zurückgegangen ist. Links kommt pro Abpump-Vorgang alle 2-3 Stunden nur 15-20ml und rechts nur 20-25ml. Bisher muss ich das Antibiotikum weiter nehmen, würde allerdings danach gerne wieder stillen. Gibt es eine Möglichkeit außer häufigem pumpen die milchmenge anzukurbeln und wie lange ist das möglich? Glauben sie, dass ich mein Kind nach absetzen der Medikamente wieder voll stillen kann?  Mfg,  Toni 


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe Toni ,   es gibt stillverträgliche Medikamente, bitte sprich mit dem Arzt. Auch kannst du die Milchmenge durchaus auch mit einer Pumpe erhöhen, wenn du jetzt noch nicht stillen kannst oder möchtest. Abpumpen ist eine Fähigkeit, die gelernt und geübt werden muss. Um erfolgreich abzupumpen, muss die Frau nicht nur die geeignete Pumpe zur Verfügung haben und in der richtigen Pumptechnik unterwiesen werden. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ardo erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, musst du wie oben schon erwähnt vor allem anfangs deinen Milchspendereflex anregen. Dazu kannst du einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der deine Arme in einer bequemen Haltung stützt und es dir ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen). Störungen so gering wie möglich halten. Du solltest z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was du brauchen könntest bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann deinen Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch helfen: o Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber du duschst warm. o Da Wärme entspannend wirkt, solltest du dir eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder dich in die Nähe einer Heizquelle setzen. o Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn du angespannt bist. o Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen. o Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise). Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem du das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrichst, deine Brust massierst und dann wieder pumpst. (Bei der La Leche Liga Deutschland kannst du das Infoblatt "Die Marmet Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen) Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen. Um deinen Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, solltest du versuchen, das Saugverhalten deines Babys an der Brust nachzuahmen. Um die Milchproduktion richtig in Gang zu bekommen, solltest du häufiger als fünf Mal pro Tag pumpen. Ein Baby würde jetzt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an deiner Brust trinken. Versuch etwa ebenso oft zu pumpen, wie ein Baby trinken würde, also etwa alle zwei bis drei Stunden. Ob du nachts eine längere Pause einlegst (etwa sechs Stunden) oder nicht, musst du ausprobieren. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt solltest du auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger Iss genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinke entsprechend deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange du dich nicht ausgedörrt fühlst, dein Urin hell ist und du keine Verstopfung bekommst, trinkst du genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn du Milchbildungstee trinken möchtest, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen.   Wichtig ist auch, dass Du gut begleitet wirst, hast Du eine Beraterin vor Ort? Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Auch ich stehe dir gerne zur Seite. Lieben Gruß Biggi


Toni93

Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Da ich noch im Krankenhaus bin, ist das ruhige/entspannte Örtchen zum stillen schwierig. Allerdings werde ich mir den ein oder anderen Tipp ans Herz legen und ausprobieren in der Hoffnung, dass ich  unseren Sohn nach meiner Entlassung wieder mit ausreichend Milch stillen kann.    LG,  Toni


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Biggi, wie kann man die Milchmenge etwas steigern? Seit drei Wochen arbeite ich wieder, seit gestern wieder voll. Mein Baby wird diese Woche 3 Monate alt. Ich pumpe Milch ab um die Zeit zu überbrücken, die ich nicht zu Hause bin. Mittags in meiner Stillpause gehe ich nach Hause. Aber zur Zeit ist es sehr mühsam Milch abzupumpen. Es kommen ...

Liebe Biggi, erst einmal: vielen herzlichen Dank für Deine Arbeit!! Ich habe schon so oft deine Antworten auf Fragen verzweifelter Eltern gelesen und mich dadurch selbst so verstanden und hilfreich unterstützt gefühlt. Das tut echt gut. Heute möchte ich mich mit einer eigenen Frage an Dich wenden: Meine Tochter ist 1 Jahr und 5 Monate alt. S ...

Liebe Biggi, meine Kleine ist nun schon 15 Monate wird aber noch vorallem Abends vor dem Schlafengehen und Nachts 2-3x gestillt. Ab und Zu auch noch 1x nachmittags wenn sie das Mittagessen verschmäht. Ihr Vater und ich sind nun seit einiger Zeit getrennt und nun haben wir überlegt dass sie auch mal eine Nacht bei ihm schlafen könnte. (auch u ...

Hallo Mein Sohn ist 4 Wochen alt. Ich möchte gerne abpumpen damit der Papa mal einspringen kann. Dabei fällt Mir immer auf, dass aus meiner linken brust mach 15 min. Ca 30 ml da sind aus der rechte. Aber 100 ml  Ist so ein Unterschied normal. Ich habe die Madela symphony. Die Handpumpe habe ich auch da ist es genauso.  Ist das normal? Mei ...

Hallo Biggi, ich stille meine Tochter jetzt seit genau 2 Monaten und 1 Woche. Jedoch hatten wir leider direkt nach der Geburt Schwierigkeiten mit dem Stillen. Meine Tochter kam per Kaiserschnitt zur Welt und hat in den ersten Lebenstagen hat sie 13% vom Gewicht verloren. Daher musste ich sie zufüttern (mit Brusternährungsset). Sie war allgemein ...

Liebe Biggi, ich hatte bisher gut und genug Milch für mein Baby, sodass er immer zufrieden war. Kurz bevor er 3 Monate alt wurde, habe ich wegen meinem Alltag nicht genug angelegt. Ich hatte einen Milchstau. Seitdem hat sich meine Milch extrem verringert, trotz regelmäßigem Pumpen hat es sich nicht gebessert. Hinzu kommt, dass mein Bab ...

Liebe Biggi, ich brauche dringend Input in Sachen Stillen, v.a. zur Steigerung der Milchmenge, und entschuldige mich vorab, daß ich etwas weiter ausholen muß, um nichts eventuell Relevantes zu vergessen.  Meine Tochter und ich hatten in Sachen Stillen einen holprigen Start und ich bin nie zum Vollstillen gekommen (im Krankenhaus war Streß pur, ...

Liebe Biggie   Seit 5.5 monaten wird meine tochter voll gestillt. Eigentlich sind wir ein gutes Team geworden und in Ruhe im dunkeln Zimmer klappt das Stillen super. Nun hat sie seit ca. 2 monaten die angewohmheit super viel zu trinken über 1-2 wochen. Dann plötzlich fangen die fasten-tage an. Ohne das etwas anders wäre... sie trinkt eifach ...

Liebe Biggi, ich hoffe sehr, dass du uns einen Rat für unser Problem geben kannst. Bei unserem Sohn (7M) wurde bei der U5 eine abfallende Gewichtszunahme festgestellt. Er hat sich bislang immer auf der 50er Perzentile bewegt und liegt jetzt etwas über der 10er Perzentile (mit 68cm und 7kg). Da ich immer sehr häufig (tags- und auch nachts) ge ...

Guten Tag, ich musste meine kleine Maus von vornherein zufüttern, da meine Milch erst eine Weile gebraucht hat. Jetzt habe ich allerdings das Problem (Baby 3 Monate alt), dass ich morgens sehr viel Milch habe und mittags und abends die Milchmenge immer weniger wird. Daher muss ich mein Baby weiterhin zufüttern. Ich habe schon alles mögliche pro ...