Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kleiner Finger von Mama genauso schlimm wie Schnuller

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kleiner Finger von Mama genauso schlimm wie Schnuller

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Hallo Frau Weller, ich habe zwei Fragen: Mein Kleiner (7 Wochen alt, aber 3,5 Wochen zu früh) lässt sich bei Schreien aktuell nur durch Stillen oder Nuckeln an meinen kleinen Finger beruhigen. Soll man Nuckeln am kleinen Finger von Mama genauso sparsam geben wie einen Schnuller? Oder kann ich ihm den Finger immer geben wenn er weint? Sollte ich anstelle dessen immer sofort die Brust geben, auch wenn das letzte mal Stillen beispielsweise erst eine halbe Stunde her ist? Kann das auch zu einer Saugverwirrung führen? Manchmal wird er beim Stillen auch unruhig und dockt an und ab und macht den Mund auf/sucht an der Brust. Ist das schon ein Zeichen für eine Verwirrung? Einen Schnuller mag er aktuell nicht nehmen, habe ich aber schon ab und zu probiert gehabt. In der Klinik wurde er anfangs auch mit Flasche gefüttert. Außerdem habe ich das Problem, dass er den Mund nicht weit genug aufmacht beim andocken und das Stillen daher noch weh tut. Auch wenn der Mund weit auf war, so macht er den Unterkiefer immer schnell wieder enger. Wenn er angedockt ist, hat er keinen 160 Grad offenen Mund sondern weniger als 90 Grad. Er bekommt aber gut Milch und nimmt gut zu. Ich werde deswegen demnächst zu einem Stilltreff gehen um Rat zu holen. Haben Sie dazu Tipps vorab, wie kann ich ihm das beibringen? Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße! Carina


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Liebe Carina, vom Finger wird ein Baby kaum saugverwirrt, aber es kann sein, dass es eigentlich Hunger hat. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Marathonstillen kann für Dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Gerade wenn Du beim Stillen noch Schmerzen hast, solltest Du keinen Schnuller geben und die Anlegetechnik überprüfen lassen. Es wäre deshalb sinnvoll, wenn Du einmal versuchen würdest, einen schnellen Termin mit einer Kollegin vor Ort auszumachen, die Dir dann genau zeigen kann, wie Du Dein Baby korrekt anlegen musst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Solange nicht die Ursache der schmerzenden Brustwarzen beseitigt ist, sind alle Tipps wirklich nur Kosmetik und bringen keine langfristige Lösung! Bis du eine Kollegin gefunden hast, hier einige Tipps in Sachen Anlegetechnik: Beim korrekten Anlegen wartest Du, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind "aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das du dir bei La Leche Liga herunterladen kannst: http://lalecheliga.de/images/Infoblaetter/LLL_Anlegen_und_Stillpositionen.pdf LLLiebe Grüße Biggi Welter


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