Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ein Jahr ohne Schlaf und Dauernuckeln an der Brust... Ich kann nicht mehr!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ein Jahr ohne Schlaf und Dauernuckeln an der Brust... Ich kann nicht mehr!

Leleyna

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Liebe Biggi, Zum Glück habe ich dieses Forum entdeckt und ich lese gerne deine Antworten. Ich bin nicht die erste hier mit meinem ‚Problem‘, und doch möchte ich dir schreiben, da ja jede Situation etwas anders ist. Mein Sohn ist nun 14 Monate alt und wird noch gestillt je nach Bedarf. Tagsüber wird er manchmal gar nicht mehr gestillt, da vergessen wir es einfach. Aber nachts ist mein großes Problem! Seit der Geburt schläft er in meinen Armen und an meiner Brust ein. Schnuller, Finger etc nimmt er nicht. Er kann sich nur an der Brust beruhigen. Mit Langzeitstillen habe ich kein Problem, ganz im Gegenteil, ich könnte mir gut vorstellen ihn noch 1 Jahr zu stillen, ABER nur Tagsüber (also auch zb abends vorm Schlafengehen und morgens nach dem Aufwachen). Aber nicht in der Nacht. Meine Nächte sehen nämlich so aus, dass er wirklich alle 1-2 Stunden aufwacht. Ich führe gerade Protokoll (laut dem Buch ‚Schlafen statt schreien), denn ich habe selbst gar kein Gefühl mehr für die Häufigkeit des nächtlichen Stillens (sind es nun 3 mal oder gar 10 mal???!). Und siehe da, es sind tatsächlich meist alle 1,5 h! Sehr selten schafft er 4 Stunden, manchmal 3. Dies eher am Beginn der Nacht. Wenn er wach wird kommt er anders nicht zur Ruhe, obwohl er sichtlich müde und sehr erschöpft ist. Er liegt also in meinem Arm und trinkt, bzw nuckelt . Ich würde sagen 50/50 lässt er dann los wenn er schläft, oder ich löse die Brust. Doch leider kann er oft ohne Brust nicht weiterschlafen. Die Folge: ich liege stundenlang in einer sehr unbequemen Position, damit ihm die Brust nicht rausrutscht und er ja nicht aufwacht! Wenn er schläft, traue ich mich auch kaum mich zu bewegen, denn er wacht schnell auf. Klar hat er auch mal Tiefschlaf, wo er nicht auf Geräusche reagiert. Aber das ist auch nicht oft. Familienbett und auch nächtliches Stillen wären eine Option, WENN ich zumindest auch meinen Schlaf bekäme. Aber nach 14 Monaten hat sich leider nichts getan. Wenn es mir gut ginge, würde ich das ja weiterhin in Kauf nehmen. Aber Fakt ist: Mir geht es nicht mehr gut damit. Seit der Geburt bin ich ständig krank und erkältet. Ich habe auch versucht zu meinem Schlaf zu kommen, indem ich mich mittags mit ihm hinlege (aber dann gleiches Spiel wie in der Nacht). Aber so kam ich überhaupt nicht mehr außer Haus unter Leute. Also habe ich mich trotz meiner extremen Müdigkeit daran gewöhnt eben alles sehr übermüdet zu machen (andere Mütter treffen etc.). Zudem habe ich seit September eine ständig wiederkehrende Sehnenscheidenentzündung durch das herumtragen und wenn er nachts in meinem linken Arm liegt. (Wenn er sehr unruhig ist hebe ich ihn von rechts nach links und umgekehrt, selbst liegend.) Ich bin noch Studentin und habe nun noch ein Urlaubssemester drangehängt, da es mir nicht möglich wäre so zu studieren. Ich kann mich nicht konzentrieren, bin sehr vergeßlich und bin quasi auf autopilot seit einem Jahr. So ist es wirklich. Und ständig werde ich erneut krank. Mir fehlt einfach der Schlaf so sehr, dass ich bald nicht mehr funktioniere wenn das so weiter geht. Ich bin IMMER müde, dadurch ist mir immer schwindelig und es ist eben einfach keine Lebsnqualität. Ich wäre gewiß auch eine andere Mutter tagsüber, wenn ich doch mal fit wäre! Also möchte ich nachts abstillen. Nun meine Fragen: 1. Macht es Sinn nachts abzustillen, aber tagsüber weiter zu stillen? Oder wäre es leichter für meinen Sohn ganz oder gar nicht? 2. Würde ich tagsüber noch stillen, würde es vereinfachen ihm feste Zeiten zu geben zum Stillen (zb morgens 1x und abends 1x)? 3. Wäre es zu viel auf einmal ihn gleichzeitig mit dem nächtlichen Abstillen auch in seinem Bettchen einschlafen zu lassen? Unsere aktuelle Situation: Momentan haben wir keine Wohnung, da ich mich vom Kindsvater getrennt habe (seit januar). Ab März haben wir wieder eine eigene Wohnung. Ich wollte ab der 1. Nacht in der neuen Wohnung auch neue ‚Gesetze‘ einführen. Also ab Nacht1 kein Stillen, kein Einschlafen an der Brust, und am liebsten Einschlafen im eigenen Bett im eigenen Kinderzimmer. Mit dem Abstillen habe ich jetzt noch nicht begonnen, da ich ihm jetzt nicht diese Sicherheit nehmen wollte, wo er ja noch nicht mal ein ‚sicheres‘ Zuhause hat bis März. Zum Abstillen habe ich keine Unterstützung nachts, da ja der Papa dann fehlt. Da mein Sohn oft aufwacht wenn ich nachts ins Zimmer schleiche und auch schlafen gehe, dachte ich, es ist besser für uns wenn er in einem anderen Zimmer schläft, damit er nicht von mir gestört wird. Was mache ich nun? Ich weiß du wirst mir am liebsten dazu raten, weiter zu stillen und ihm gerade jetzt in der Trennungsphase seiner Eltern dies nicht zu nehmen. Aber ich kann einfach nicht mehr und möchte es trotzdem so angenehm wie möglich machen, aber eben auch konsequent und überzeugt sein von dem was ich tue. Ich möchte kein hin und her, sondern das was ich anfange auch durchziehen, denn dies gibt ihm ja wiederum auch Sicherheit. Was rätst du mir? Und wie könnte ich das am besten umsetzen? Oder fändest du es besser zu warten bis er sich an die neue Wohnung gewöhnt hat? Aber dann wieder eine Umstellung…. Das ist einfach zu viel für so einen kleinen Mann… Vor allem jetzt wo ich alleinerziehend bin, muss ich schnell fertig studieren, damit ich finanziell unabhängig für meinen Sohn und mich sorgen kann. Ich kann also nicht noch ein oder mehrere Urlaubssemster dranhängen. Es tut mir nur so Leid für meinen Sohn. Doch auch ihm würde es gut tun, einfach mal entspannt zu schlafen. Was mittags oft funktioniert: im Kinderwagen spazierend einschlafen, oder mit Nuckelflasche (mit warmem Wasser) schiebe ich ihn hin und her ohne dass er mich sieht und er schläft. Aber nachts nimmt er keine Flasche und wird sehr wütend. Er hört nicht auf zu brüllen bis er die Brust bekommt. Außerdem weint er dann auch ganz schrecklich, aber er kennt es ja auch nicht anders seit er geboren wurde hatte er immer die Brust… Entschuldigung für diesen ewig langen Text… hier spricht 1 Jahr Verzweiflung aus mir… Liebe Grüße, Katrin


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Katrin, Du bist völlig überlastet und ausgepowert und am liebsten würde ich zu dir kommen, dich in den Arm nehmen und dir dann eine heiße Badewanne einlassen ;-)…… Es tut mir leid, dass es dir so mies geht, aber natürlich spiegelt dein Kind deine Verfassung und es spürt deine Ängste und Sorgen und klammert so umso mehr. Wenn Du jetzt abstillen möchtest, würde ich das Kind nicht noch gleichzeitig ausquartieren, denn so fühlt es sich doppelt abgelehnt. Steh deinem Kleinen zur Seite und halte ihn, bis er den Abschied von der Brust verarbeitet hat. Wenn du spürst, dass jetzt die Zeit ist, eure Stillzeit zu beenden, hast du mehrere Möglichkeiten: Du kannst erst einmal nur Nachts abstillen und mit deinem Kleinen eine "stillfreie" Zeit in der Nacht vereinbaren. Elizabeth Pantley, die Autorin von "Schlafen statt schreien" hat diese Methode entwickelt: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Außerdem solltest Du wirklich versuchen, dir Hilfe zu holen, damit DU wieder zu Kräften kommst. • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und Kraft für die Zukunft zu tanken. Ich wünsche dir von Herzen, dass Du den Umzug gut schaffst und Freunde hast, die dich unterstützen (wenn Du nicht weit von Augsburg wohnst, komme ich ;-))). Ganz llliebe Grüße Biggi


AnnaLuisa030812

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Hallo liebe Katrin, ich kann Dir zwar auch keinen direkten Tipp geben, aber als ich Deinen Beitrag gelesen habe, fand ich mich zu 100% darin wieder (muss am Namen liegen ;)). DU BIST NICHT ALLEIN!! Meine Tochter zeigt genau dasselbe Verhaltensmuster. Etliche Ratgeber habe ich schon gelesen (u.a. auch das genannte Buch von E. Panthely oder dieses zweifelhafte Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen"). Wir haben nun im Absprache mit der KInderärztin einen Termin bei einer Psychologin, die auch Erfahrungen in der Schreiambulanz hat, vereinbart. Ich denke, so etwas kann nicht schaden, bevor man allein an der Psyche seines Babys herum doktort. Vielleicht würde Dir und Deinem Sohn so etwas auch helfen. Zumindest kann man sich dann Gewissheit verschaffen, dass man alles probiert hat. Ich wünsche Dir alles Gute und würde mich freuen, wenn Du im Forum berichtest, wie es Euch ergangen ist!. Viele Grüße Katrin


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