Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Schwangerschaftsdiabetes-Insulin trotz guter Werte?

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Schwangerschaftsdiabetes-Insulin trotz guter Werte?

hankek

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Hallo. Ich bin 30. SW. Vor 3 Wochen war mein freiwilliger Zuckerbelastungstest in der Praxis meiner FA zu hoch (4,4-9,4-7,9). Ich war dann vor 2 Wochen für einen Tag/Nacht in der Klinik für weitere Tests. Da mußte ich dann immer meine Werte messen, hatte eine Ernährungsberatung und Ultraschall. Werte waren alle gut, Ultraschall auch, d.h. Fruchtwasser war normal, der Kleine nur eine Woche zu groß. Ich sollte nun 2 Wochen meine Werte daheim kontrollieren. Man sagte mir, wenn die Werte gut sind, brauche ich kein Insulin. Nun hatte ich heute also den Nachsorgetermin und die Werte, die ich gemessen habe, waren plötzlich total egal. Diese waren übrigens gut und so steht das auch im Befund. Dennoch soll ich nun auf Insulin eingestellt werden mit der Begründung, dass es eine Studie gibt, die besagt, dass Schwangere mit einem Anfangs-BMI über 35 (meiner war übrigens 32) sowieso gleich auf Insulin eingestellt werden sollen, weil dann das Komplikationsrisiko um 10 % geringer ist. Das würde ja heißen, dass alle dicken Schwangeren gleich von Anfang an Insulin nehmen sollten. Also ich fühle mich echt veräppelt, da macht man diese Diät, nimmt ab, Werte sind gut und dann sowas. Das hätte denen dann ja auch schon vor 2 Wochen einfallen können. Ich überlege gar nicht wieder ins Krankenhaus zum Einstellen des Insulins zu gehen. Da die Werte ja gut sind, kann es meinem Kleinen ja nicht schaden oder doch? Danke.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1.dem Schwangerschaftsdiabetes kommt in der Tat eine sehr große klinische Bedeutung zu und umso wichtiger ist die rechtzeitige und am besten leitlinienkonforme Einstellung des Schwangerschaftsdiabetes und der Betreuung der schwangeren Frau. 2. wenn ein Schwangerschaftsdiabetes oder ein Diabetes Typ II vorliegt, sollte die Schwangere optimalerweise in einer diabetologischen Schwerpunkteinrichtung, die entsprechend kompetent in der Betreuung von Schwangeren mit Schwangerschaftsdiabetes/Diabetes ist, mitbetreut werden. Dazu gehört dann eine professionelle Begleitung, Ernährungsberatung mit klaren Handlungsanweisungen, Überwachung der Blutzuckerwerte und enge Abstimmung mit der behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt und ggf. der Frauenklinik. 3. eine Diabetikerin kann heute eine Schwangerschaft in aller Regel "normal" austragen und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Es ist aber zu fordern, dass sie sich schon bei der Planung, spätestens sofort nach Feststellung der Schwangerschaft, von einem diabetologisch erfahrenen Internisten und einem mit diabetologischen Problemen vertrauten Gynäkologen gemeinsam betreuen lässt. Wichtigstes Ziel der Prophylaxe und Behandlung ist eine normoglykämische (normale Zuckerwerte) Diabeteseinstellung. Dieses Ziel ist erreicht, wenn die Blutglukosewerte vor den Mahlzeiten unter 90 mg/dl, eine Stunde nach dem Essen unter 140 mg/dl, zwei Stunden danach unter 120 mg/dl liegen. In der ersten Schwangerschaftshälfte soll das HbA1c im oberen Normbereich, später im unteren Normbereich stoffwechselgesunder Schwangerer liegen (Normbereich mit 4,8 bis 6,0 %). Das Therapiekonzept des Gestationsdiabetes sieht als erste Stufe eine Ernährungsberatung vor. In 90% der Fälle genügt diese Ernährungsumstellung (bei der übrigens kaum eine Patientin Hungergefühl hat), um das Therapieziel zu erreichen. Gleichzeitig sollte eine ausreichende Bewegung der Schwangeren sichergestellt sein. Bereits ein halbstündiger Spaziergang nach dem Essen kann die Blutzuckerwerte deutlich senken. Eine Indikation zu einer Insulintherapie kann sich ergeben, wenn Schwangere trotz Ernährungsumstellung noch ein pathologisches Blutzuckertagesprofil (wie oben angegeben) aufweisen oder, wenn sich im Ultraschall unabhängig von den Blutzuckerwerten Hinweise auf eine fetale Makrosomie (Kind deutlich zu schwer für das Schwangerschaftsalter) ergeben. Zur Ernährungsumstellung ist folgendes zu sagen: Empfohlen wird eine Ernährung, die eine für die Bedürfnisse der Schwangerschaft adäquate Kalorienmenge und Zusammensetzung enthält. Der Kalorienbedarf für eine Schwangere im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) beträgt ca. 30 kcal/kg Körpergewicht. Bei Frauen mit einem Body-Mass-Index von größer 27 kg/ Quadratmeter Körperoberfläche am Beginn der Schwangerschaft sollte die Kalorienmenge auf 25 kcal/ kg Körpergewicht reduziert werden. Die Kostverordnung soll von einer ausgebildeten Fachkraft nach Kohlenhydrat-Einheiten (KE) quantifiziert werden. Weiteres besprechen Sie bitte mit den Experten vor Ort. Auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf können Sie dazu eine sehr informative Broschüre für Betroffene downloaden. Die Adresse finden Sie weiter unten bei den Quellenangaben. VB Quellen: http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/ redaktion/news/EbLL_GDM_ENDFASSUNG_2011_01_28_E1.pdf (Evidenzbasierte Leitlinie zu Diagnostik, Therapie u. Nachsorge des Gestationsdiabetes. Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Stand:2011. Letzter Abruf:5.2.2011) http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/redaktion/mittei lungen/leitlinien/PatL_Schwangerschaft_2008.pdf (Diabetes und Schwangerschaft - Patientenversion der Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Stand:2008. Letzter Abruf:5.2.2011) http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/087-001.html (AWMF-Leitlinie 087-001 der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin „Empfehlungen für die strukturellen Voraussetzungen der perinatologischen Versorgung in Deutschland“, Stand:1.9.2005, letzter Abruf:31.1.2011) http://www.diabetes-heute.uni-duesseldorf.de/download/DDFI_B roschuere_Schwangerschaft.pdf (Informationsbroschüre für Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes. Deutsche Diabetes-Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Stand: 2004, letzter Abruf:31.1.2011)


Romacel

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Ich verstehe gar nicht, was an deinen Werten zu hoch sein soll? ich habe gestern den test gemacht, da sagte man mir, der Nüchternwert soll unter 5,0 sein, der Wert nach einer Stunde unter 10 und den nach 2 Stunden weiß ich jetzt gar nicht, den hat man bei mir weggelassen, weil alles schon zu hoch war. Oder versteh ich da jetzt was falsch, bin ja noch ganz "frischer" Diabetiker?


hankek

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Danke für die Antwort...auch wenn sie nicht so wirklich meine Frage beantwortet, vielleicht ist der Arzt für die Ernährung der bessere Ansprechpartner. an Romancel: ja, das hatte ich gestern auch noch im Internet gefunden. D.h. im Endeffekt hatte ich nie einen richtig schlechten Wert und war dennoch im Krankenhaus und soll nun Insulin bekommen....die brauchen wohl Geld! ^^


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