Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Bluni, war gerade eine Woche im KH, Diagnose: Schwangerschaftscholestase. Ich bin jetzt in der 27+4 SSW. Die Therapie lautet Ursofalk-Tabletten. Leider bessert sich bei mir der Juckreiz durch die Tabletten nicht, obwohl GOT, GPT u. Bilirubin wieder im Normalbereich liegen. Kann es noch eine andere Ursache für diesen starken Juckreiz geben? Bzw. was kann man noch dagegen tun (außer vorzeitige Entbindung)? Vielen Dank für Ihre Antwort.
hallo, diese Frage, ob doch vielleicht etwas anderes die Ursache ist, kann sicher am besten durch Ihre Ärzte vor Ort gestellt werden. Es gibt in der Schwangerschaft eine recht hohe Anzahl, unspezifischer Hautveränderungen, in unterschiedlichster Ausprägung, die in der Regel nur symptomatisch behandelt werden und auf das Kind keinen Einfluss haben. Und die Psyche kann hier sicher eine Rolle spielen. In einigen Fällen können bestimmte Hauterscheinungen aber schon typische, schwangerschaftsbedingte Ursache haben, wie z.B. eine Cholestase. Dieses würde der Hautarzt/ärztin oder der Frauenarzt/ Frauenärztin dann sicherlich erkennen. Ein Juckreiz in der Schwangerschaft ohne erkennbare Ursache außer der Gravidität selbst wird in unterschiedlicher Intensität bei 20% der Schwangeren beobachtet. Er beginnt nicht selten im 3. Monat, um sich dann langsam bis zum Ende der Schwangerschaft zu steigern, meistens auf das Abdomen (Bauch) beschränkt. Hiervon ist auf jeden Fall abzugrenzen ein Juckreiz, der auf eine schwangerschaftsspezifische (Haut)erkrankung oder eine allgemeine, nicht schwangerschaftsspezifische Hauterkrankung zurückzuführen ist. Deren gibt es zahlreiche, wobei man dies von hier aus natürlich nicht beurteilen kann, sondern das kann nur der Frauenarzt/Frauenärztin bzw. der Hautarzt. In einigen Fällen muss man hier auch bestimmte Blutwerte der Leber bestimmen. Sofern man keine klinischen Ursachen findet kann man folgendes empfehlen bei trockener, juckender Haut: Die Haut sollte möglichst vor Austrocknung geschützt werden. Dabei hilft das Duschen, auch mal ohne Seife oder mit einer milden Waschlotion. Die Haut sollte gerade nach einem Bad oder Dusche am besten mit einer Feuchtigkeitslotion eingerieben werden, um sie vor Austrocknung zu schützen. Die Schwangerschaftscholestase (ICP) wird in Mitteleuropa bei 0,1 bis ein Prozent der Schwangerschaften beobachtet. Sie manifestiert sich vorwiegend im letzten Schwangerschaftsdrittel und ist mit der Entbindung prinzipiell voll reversibel. Die orale Gabe von Ursodesoxycholsäure bessert den Juckrezi und die mütterlichen Leberwerte bei der Schwangerschaftscholestase. Die Schwangerschaftscholestase ist – wie schon angeführt - nach der Entbindung rasch (innerhalb von 24 bis 48 Stunden) reversibel und hat abgesehen von Juckreiz und begleitender Symptomatik für die Schwangere einen gutartigen Charakter. Somit ist die Entbindung die kausale „Therapie“ der Schwangerschaftcholestase. Bei Zeichen für fetalen Stress beziehungsweise Verschlechterung des fetalen Zustandes ist die vorzeitige Geburtseinleitung indiziert. Dieses kann auch ein Kaiserschnitt sein. VB