Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Homozygotes Faktor 5 Leiden in SS und Urlaub

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Homozygotes Faktor 5 Leiden in SS und Urlaub

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Hallo Dr. Bluni, ich wusste schon lange vor der Schwangerschaft, das bei mir ein erhöhtes Thromboserisiko besteht, allerdings hatte ich noch keine. Im Dezember war ich beim Spezialisten und gestern habe ich das Ergebnis bekommen - ich habe ein homozygotes Faktor 5 Leiden. (Ich bin in der SSW 21) Leider habe ich erst für Ende nächster Woche einen Termin beim Arzt bekommen können und mein FA ist momentan nicht erreichbar. Natürlich schiessen mir jetzt jede Menge Gedanken durch den Kopf. Wird meine SS jetzt automatisch als Risikoschwangerschaft eingestuft? Stimmt es, dass ich mich die restliche Schwangerschaft mit Heparin spritzen muss? Wissen Sie ob das Einfluss auf das Baby, die Entwicklung oder die Geburt haben kann? Ausserdem haben wir bereits vor einem Jahr eine USA reise geplant, die wir in 4 Wochen antreten wollten. Jetzt bin ich mir unsicher, ob ich das überhaupt werde machen können. Da ich bisher aber keinerlei Beschwerden hatte meinte mein Arzt bisher, ich könne ohne bedenken fliegen. Was halten Sie davon? Vielen Dank für eine Antwort!


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Vienna, 1. mit einem homozygoten Faktor V-Mangel wird die Schwangerschaft berechtigterweise als Risikoschwangerschaft klassifiziert. 2. diese Mutation (ein Austausch eines Eiweißes) in einem wichtigen Gerinnungsfaktor des Blutes wird auch als Faktor V-Mangel oder APC-Resistenz bezeichnet und sie kommt einer angeborenen Thromboseneigung gleich. Hierdurch kann eine körpereigener Hemmstoff der Gerinnung (das aktivierte Protein C = APC) nicht mehr ausreichend am Faktor V binden und dies führt so zu einer verstärkten Gerinnbarkeit des Blutes. Die Störung liegt auf dem Chromosom (Teil der Erbanlage) Nr. 1. Da alle Chromosomen beim Menschen in doppelter Form vorliegen, kann entweder nur ein Chromosom betroffen sein (heterozygoter Träger) oder beide Chromosomen (homozygoter Träger). In gewissen Situationen (Pille, Schwangerschaft) kann diese Störung eine besondere Bedeutung gewinnen, als nämlich hiermit ein erhöhtes Thromboserisiko verbunden ist. Unter Berücksichtigung einer solchen Gerinnungsstörung wäre dann in Anlehnung an die Empfehlungen der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) zu erörtern, ob und ab wann man der Schwangeren, neben Kompressionsstrümpfen auch einen so genanten "Blutverdünner" (niedermolekulares Heparin) verordnet, um das Thrombose- und Embolierisiko zu minimieren. Dazu würde dann ggf. auch der Zeitraum des Wochenbettes (etwa 6 Wochen nach der Entbindung) gehören. Am sinnvollsten ist es hier, dass die Frage einer Blutverdünnung mit einem erfahrenen Hämostaseologen abgestimmt wird. Meines Wissens - bitte dieses aber nochmals vor Ort individuell besprechen! - bietet der alleinige, heterozygote Defekt ohne Thrombose in der Vorgeschichte ein niedriges Risiko nach der Klassifikation: Man würde aber einen Blutverdünner für die Zeit des Wochenbettes empfehlen. Heterozygote Merkmalsträger weisen ein ca. 5 -10fach erhöhtes Thromboembolierisiko auf, homozygote Merkmalsträger ein 80 - 100faches Risiko. 3. fehlende Beschwerden und Risikofaktoren vorausgesetzt ist das Fliegen auch in der Schwangerschaft erlaubt. Dieses gilt auch für die Frühschwangerschaft, wobei das zweite Schwangerschaftsdrittel sicher am unbedenklichsten ist. Immer wieder geäußerte Hinweise auf mögliche negative Auswirkungen haben sich in keiner der großen Studien bestätigen können. Dieses bezieht auch Langstreckenflüge mit ein. Wenn es aus frauenärztlicher Sicht auf Grund etwaiger Risiken oder Ereignisse in der Schwangerschaft Einwände gibt, sollte vom Fliegen selbstverständlich abgeraten werden. Bei Langstreckenflügen bitte an die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Magnesium, viel Bewegung und evt. Kompressionsstrümpfe denken. Patientinnen in Terminnähe - laut Reglement der Lufthansa ab der abgeschlossenen 35.SSW, - und solche mit einer Risikoschwangerschaft, sollten nicht mehr fliegen bzw. bedürfen eines ärztlichen Attestes. Relative Kontraindikationen für das Fliegen wären z.B. -Flug in Terminnähe -Neigung zu Fehl- oder Frühgeburten in der Vorgeschichte -Starker Nikotinabusus -ausgeprägte Anämie -Herzkreislauferkrankungen -Angst beim Fliegen -mehr als 120.000 Flugkilometer pro Jahr Bei Reisen in das außereuropäische Ausland und in die USA bitte daran denken rechtzeitig eine zusätzliche Auslands-Krankenversicherung abzuschließen, da die Gesetzliche Krankenversicherung hier keine Kosten übernimmt und die meisten Privaten Kassen auch nur den in Deutschland üblichen Satz. 4. da bei Ihnen das Thromboserisiko deutlich erhöht ist, wird es sehr wahrscheinlich sinnvoll sein, Ihnen von einer solchen Flugreise abzuraten. VB


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Hallo Vienna Ich habe im Dezember in der Schwangerschaft eine Oberschenkelvenenthrombose bekommen.Meine FA schickte mich zum Hämatologen der mich sofort in die Klinik einwies.Da war aber noch keine Rede von Faktor V leiden.Das habe ich dann erst im Januar erfahren.Danach hieß es 2x am Tag Heparin spritzen.Es war eine riesen Überwindung für mich.Die Schwangerschaft wurde von diesem Zeitpunkt viel enger überwacht,schon um eventuelle Beinträchtigungen auszuschließen.Alle zwei Wochen wurde Doppler gemacht um unterversorgungen sofort zu entdecken.Aber da war alles in Ordnung.Ich musste alle vier Wochen zur Blutkontrolle.Dann kam der Entbindungstermin.Aufgrund eines Diagnostizierten Herzfehlers sollte mein Sohn per KS geholt werden.Dabei spiele dann wieder der Faktor V eine rolle.Da Einblutungen im Rückenmark möglich waren kam nur eine Vollnarkose in Betracht.So wie der Anesthesist mir alles erklärt hat kommen Spinal oder PDA nicht in Betracht. Und ich habe nur die Heterozygote Form. Danach hieß es weiter spritzen um das Risiko niedrig zu halten.Mein Sohn wird nächste woche ein Jahr alt und ich spritze immer noch Heparin weil in den Tabletten Laktose enthalten ist und ich eine Laktoseresintolleranz habe. Es ist nicht einfach mit Faktor V zu leben vor allem weil es immer dazu kommen kann das man eine Lungenembolie oder eine Thrombose bekommt. Wenn du noch Fragen hast kannst du mir gern schreiben. Viele Grüße Tina


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Vielen Dank für die ausführlichen Antworten! Hat mir jetzt schon mal weitergeholfen. Ich werde jetzt mal in Ruhe abwarten, was ich nächste Woche in der Hämatologie noch erfahre. Hallo Tina! Danke für deinen Beitrag! Vor allem die Sache mit der PDA ist ja interessant! Gut zu wissen... Ich hatte ja zum Glück noch keine Thrombose. Und hoffe diese Erfahrung bleibt mir erspart. Mein FA hat mich eben noch zurück gerufen und meinte auch, also spritzen müssen werde ich mich auf jeden Fall. Ich soll morgen nocheinmal die Hämatologin anrufen. Jetzt muss ich erst mal ins Bett - letzte Nacht hab ich vor Schreck kaum geschlafen :-) Danke nochmal!


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Hallo Vienna Was mir auch noch eingefallen ist.Es ist nicht ausgeschlossen das dein Kind die APC Resistenz (Faktor V)von dir vererbt bekommt. Ich habe es leider auf meinen Sohn vererbt.Da er mit vier Monaten am Herzen operiert wurde war es notwendig das zu überprüfen und er hat sie auch.Ob mein großer Sohn sie auch hat stellt sich in kürze heraus. Das Spritzen an und für sich ist nicht schlimm aber gewöhnungsbedürftig. Ich habe mich auch dabei schwergetan. Tina


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