Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Gonokokken/Silbernitrat-Augentropfen

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Gonokokken/Silbernitrat-Augentropfen

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Lieber Herr Dr. Bluni, ich erwarte mein zweites Kind im Juli und bin verwirrt wegen der Silbernitrat-Tropfen nach der Geburt. Beim ersten Kind sagte man uns, dass man darauf verzichten kann, wenn vorher durch einen Abstrich eine Gonorrhoe ausgeschlossen wird. Desweiteren würden die Tropfen im Auge brennen und könnten ihrerseits zu Entzündungen führen. Nun sind wir umgezogen und haben sowohl neue Ärzte als auch neue Hebammen um uns herum und bekommen ganz andere Infos: Meine Gynokologin meint, dass Gonokokken - Erreger unterhalb der Zelloberfläche lägen und so bei einem Abstrich gar nicht unbedingt nachgewiesen werden können. Während der Geburt könnten sie sich allerdings durch das "rissige" Gewebe ihren Weg bahnen und dann zu einer Infektion führen. Desweiteren seien in naher Vergangenheit in England wieder gehäuft Fälle von Gonokokken-Erblindung bekannt geworden. Meine Hebamme dementierte dies nicht und sagte (obwohl sie zu Beginn der Info-Veranstaltung meinte, die Tropfen seien überflüssig), dass die Tropfen ruhig gegeben werden sollten (sie hätte es bei ihren Kindern auch gemacht), da sie ganz bestimmt nicht in den Augen brennen würden und keinerlei Nebenwirkungen hätten. Was denn nun?! Kann man Gonorrhoe nun sicher durch einen Abstrich nachweisen oder nicht? Eine andere Hebamme schrieb mir, dass der Test nur richtig gemacht werden müsse. Wie ist es denn richtig?! Und wie schmerzvoll und voller Nebenwirkungen sind die Silbernitrat-Tropfen ? Für eine Antwort wäre ich ihnen sehr verbunden! Freundliche Grüße, "Dodo1"


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Dodo, die sogenannte Credesche Augenprophylaxe mit Silbernitrattropfen sollen eventuell sich von der Mutter auf das Kind übertragene Keime wie die Gonokokken ("Tripper")abgetötet werden, da diese sowohl zu schweren Entzündungen in schlimmen Fällen sogar zur Erblindung führen könnten. Die gesetzliche Vorschrift zur Durchführung der Credéschen Prophylaxe mit Silbernitrat (1 %) ist aufgehoben, so daß sie nur im Einverständnis mit den Eltern vorgenommen werden darf. Dennoch wird eine möglichst frühe postnatale Durchführung bei allen Neugeborenen überwiegend empfohlen. Sofern man nicht ganz darauf verzichtet, gibt es wohl Untersuchungen mit Jodverbindungen als 2,5% Lösungen. Hier muss man aber vorher mit der entsprechenden Klinik sprechen. Aus heutiger Sicht muß die Crédesche Prophylaxe allerdings differenziert betrachtet werden. Zum einen ist die Irritation an den Augen von Silbernitrat nicht unerheblich, zum anderen besteht keine oder nur einer stark verminderte Wirkung gegen Chlamydia trachomatis. Dieser Erreger kann ebenfalls eine Entzündung an den Augen verursachen. Das Vorgehen in den deutschen Kliniken ist sicher überwiegend nicht so, dass man, in dem Fall, wo die Eltern auf die Silbernitrattropfen verzichten, einen Gonokokkenabstrich empfehlen. Dieses wäre mir völlig neu. Wenn die Eltern ganz sicher gehen möchten, kann man einen solchen Abstrich mit einem Spezialabstrichträger entnehmen lassen. VB


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