Becki
Hallo, meinem Freund ist gestern Abend eine Energiesparlampe im Schlafzimmer heruntergefallen. Nicht vollständig zerbrochen, aber ein Teil der Lampe war halt kaputt. Bin ungefähr nach einer Minute aus dem Zimmer raus. Mein Freund hatte die Lampe mit bloßen Händen angefasst und in den Mülleimer in der Küche geworfen. Hab ihn dann dazu gebracht, sie wieder aufzunehmen und aus der Wohnung zu verbannen. Er hat dann zwischenzeitlich noch seine bettdecke, das Fenster etc. mit ungewaschenen Händen angefasst. Ich saß derweil im Wohnzimmer (mit offener Küche) am geöffneten Fenster. Nachdem ich mich etwas belesen habe, wusch er sich endlich die Hände, lüftete und holte ein Klebeband zum Aufsammeln. Nach einer Stunde lüften bin ich dann ins Schlafzimmer und hab mich hingelegt. Die Fenster waren die Nacht über insgesamt 5,5 stunden auf. Danach wurde es mir zu kalt. Ich bin in der 14. Woche schwanger. Meinen Sie ich muss mit Schäden durch das Quecksilber rechnen? Bin wirklich sehr ängstlich. Viele Grüße Becki
Liebe Becki, hier sprechen Sie sicherlich ein sehr pikantes Thema an, aber auf diesem Auge war und ist die EU-Kommission, die den Entschluss zur Verbannung der alten Glühlampe fällte, sicherlich blind, was auch an einer wohl optimalen Lobbyarbeit der Industrie liegt. Fakt ist, dass einer Studie des Bundesumweltministeriums zufolge die Belastung mit Quecksilber in der Umluft schon ohne Ruptur der Lampe höher ist und beim Zerbrechen offensichtlich schon bedeutende Mengen austreten können. Inwiefern dieses aber Auswirkungen auf das Ungeborene hat - was sonst bei Quecksilber der Fall sein kann - dazu liegen meines Wissens noch gar keine Daten vor. Wir gehen im Moment davon aus, dass das nicht zu erwarten ist, aber hier wird sicher unser Experte, Dr. Paulus in seinem Forum unter der Adresse http://www.rund-ums-baby.de/medikamente-in-der-schwangerschaft/ viel kompetenter etwas zu sagen können. VB Quelle http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3964.pdf ("ENERGIESPARLAMPEN IN DER DISKUSSION", Herausgeber: Umweltbundesamt, Dezember 2010, letzter Abruf: 28.9.2012)
Christoph63
Liebe Becki, sehr geehrter Herr Dr. Bluni, die Quelle zum Dokument des Umweltbundesamtes ist korrekt angegeben, aber der Inhalt steht in Widerspruch zu dem, was Dr. Bluni schreibt. Fakt ist: Eine intakte Energiesparlampe emittiert kein Quecksilber. Das Quecksilber ist hermetisch im Glas eingeschlossen. Einige (nicht alle!) Energiesparlampen können - wie andere Elektrogeräte auch, z.B. TV-Geräte - sog. leichtflüchtige organische Verbindungen (VOC) absondern. Diese stellen in den bei Lampen gemessenenen Quanitäten keine Risiken dar. Sie sind jedoch schlichtweg unerwünscht, weil es sich um potentielle Schadstoffe handelt, weshalb stark riechende Lampen (oder andere Elektrogeräte) einen Produktmangel aufweisen und reklamiert werden sollten. Mit Quecksilber hat das nichts zu tun. Eine zerbrochene Energiesparlampe enthält je nach Modell und Alter maximal 5 Milligramm Quecksilber, aber in der Regel enthält eine moderne Energiesparlampe nur 2-3 Milligramm. (zum Vergleich: die früher üblichen Quecksilberthermometer enthielten 800 bis 1000 Milligramm!). Wenn eine Energiesparlampe zebricht, wird nur der Teil der Quecksilberfüllung spontan freigesetzt, der als Gas in der Lampe enthalten war. Das Gas braucht die Lampe zum Leuchten. Der größere Teil (mehr als 90%) liegt jedoch in metallischer Form vor und ist als eine Art Depot in der Lampe. Quecksilber ist ein flüssiges Metall und verdampft bei Raumtemperatur sehr langsam. Deshalb ist es wichtig, zu allererst zu lüften - das verdünnt das spontan freigesetzte Quecksilbergas in der Raumluft auf ein unkritisches Niveau. Und dann im zweiten Schritt räumt man die Lampenbruchstücke gründlich weg, beseitigt also das Depot. Übrigens ist Quecksilberdampf schwerer als Luft, "sackt" also tendenziell auf Bodennähe ab. Der Raum ist nicht schlagartig voller Quecksilberdampf. Anhaftungen an Händen sind wenig relevant (Hände waschen). Bei Anhaftungen an Metallen wie Aluminium kann sich theoretisch eine Metallverbindung (Legierung) bilden, aber in der Praxis ist das auch nicht von Bedeutung. Wie gesagt: Die Menge des freigesetzten Quecksilbers ist sehr sehr gering. Tipp: Verwende Energiesparlampen in Glühbirnenform mit einem sogenannten Splitterschutz und Amalgamtechnik (ohne Flüssigquecksilber), die werden z.B. von der Firma Megaman hergestellt. Diese Lampen haben eine dünne Haut aus Silikon, die beugt dem Zerbrechen der Lampe vor und vereinfacht das Aufräumen. Wenn du vermeiden möchtest, dass dein ungeborenes Baby mit Quecksilber in Kontakt kommt, dann vermeide den Verzehr von Seefisch wie z.B. Thunfisch. Da kann deutlich mehr Quecksilber enthalten sein als in Lampen.
Christoph63
Ergänzend sollte ich noch erwähnen, dass die von dir, Becki, geschilderten Lüftungsphasen völlig ausreichend sind. Man geht nach Tests davon aus, dass bereits 20 Minuten ausreichen, um mögliche Quecksilberdämpfe nach einem Lampenbruch ausreichend zu verdünnen. Das Lüften ist die Beschleunigung dessen, was nach 2-3 Tagen auch ohne Lüften passiert. Wenn das Schlafzimmer Teppichboden hat, kannst du auch noch mal saugen und danach den Beutel wegwerfen. In der Literatur wird unterschiedlich pro und contra Staubsauger diskutiert. Ich würde zuerst manuell grobere Stücke, Scherben und Staub entfernen (Klebebandmethode) und dann staubsaugen. Quecksilberdampfverwirbelungen durch den Staubsauger sind wenig relevant, wenn man dabei lüftet. Bei glattem Boden würde ich einige Lagen feuchtes Zewa nehmen, drüberwischen und gut ist's.