bettina 1981
Sg Fr Dr., Was ist Ihnen über die Ursache von Schreibabys bekannt? Wie viel "Schuld" haben da die Eltern bzw welche Auswirkung hat Stress in der Schwangerschaft dabei? Kann man Schreibabys durch bestimmte Maßnahmen verhindern? Unsere große war wohl ein schreibaby. Wir haben aber keine diagnose bekommen, weil ländliche gegend, kinderarzt u stillberaterin immer gesagt haben: babys weinen halt. Sie hat aber in den ersten 3 monaten täglich ab ca 16 h bis zu 6 std zu brüllen begonnen, trotz stillen nach bedarf/dauerstillen, familienbett, tragetuch .... alle guten ratschläge befolgt u es hat keinen unterschied gemacht. Es wurde dann immer besser. Sie ist bald 3 j u noch immer braucht sie zeit, manchmal strampeln, manchmal toben um aufregung zu verarbeiten. Sie braucht auch am abend sehr feste rituale, da sie sonst durchdreht u nicht einschläft. Unsere zweite (1j) ist da ganz anders. Die mochte das tragetuch nicht, beruhigte sich am besten, wenn man sie kurz ablegte, weinte nur, wenn es offensichtlich einen grund gab. Sie ist auch jetzt ein ausgeglichenes, optimistisches kind, das schnell.in rage gerät mit schreianfällen, wo sie blau anläuft, aber beruhigt sich genauso schnell wieder. Ich hab das gefühl, dass das angeboren ist. Mein umfeld erklärt jetzt aber, dass das daran liegt, dass man beim zweiten viel entspannter ist und das überträgt sich aufs kind. Beim ersten hätten wir viel "theater" gemacht, deswegen ist sie so nervös geworden u das haben wir ihr anerzogen, deswegen ist sie noch immer eine "diva". Ich hatte in der ersten Schwangerschaft Stress wegen der Beziehung, bis zu panikattacken (unbehandelt). In der zweiten war der stress anders, aber die zweite SS war sehr schmerzhaft u ich bin oft auf 180 gewesen wegen der großen. Und nach der Geburt der zweiten war es für mich auch schwer, weil ich da zwei kinder unter zwei jahre hatte, also von entspannt sein und das zweite rennt nur mit, war gar keine rede. Mich ärgern solche aussagen sehr, aber ich mach mir trotzdem gedanken, ob ich hätte etwas anders machen können. Vielen dank! Liebe grüße
Dr. Meike Bentz
Liebe Bettina! oh. mich ärgern diese Kommentare auch und ich selbst bin mit meinen ehemaligen "two under two" in dieser Diskussion nicht ganz neutral (-; Aber lassen Sie mich raten, es handelt sich dabei nicht um Eltern ehemaliger Schreikinder, oder? Die Betroffenen wissen nämlich, wie verletztend solche Aussagen sein können, schließlich hat man viel mehr auf sich nehmen müssen, als Eltern "normaler" Säuglinge und meist noch lange mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Daher zum Mitschreiben: Eltern von Schreibaby sind nicht weniger feinfühlig oder kompetent im Umgang mit Ihren Kind als andere Eltern und verfügen mehrheitlich über eine gut abgestimmte, intuitive Kommunikation. Wer das im Orginal nachlesen will: St. James-Roberts, Conrroy & Wilsher, 1998 sowie Papoušek, 1996, zusammengefasst dargestellt in Papoušek et. al., 2010). Was sich beobachten lässt, sich maladaptive Interaktionsmuster beim Beruhigen und Schlafenlegen, doch hier stellt sich die Frage, was war zuerst da - Henne oder Ei? Haben diese Muster zum Schreien geführt o.u. führte das Schreien dazu, dass Eltern alle Mögliche und eben auch Unmögliche machen, um Ihr Kind zu beruhigen? Wer will es Eltern, die unter massiven Schlafentzug und völliger Erschöpfung leiden verübeln, wenn Sie um des lieben Frieden willen, eben auf dem Pezziball neben dem laufenden Staubsauger durch die Nächte sich schuckeln, obwohl dies daszu führt, dass die Kleinen immer mehr überreizen. In der Säuglings- und Kleinkindforschung ist man sich einig: man geht von einer Ursachentrias aus, d.h. es liegen Ursachen beim Kind (z.B. Unreife), bei den Eltern (z.B. psychische Probleme, Paar- und Rollenkonflikte) und bei der Interaktion zwischen Eltern und Kind (etwa wie oben beschrieben). Welche faktoren wie im Einzelfall zu gewichten sind, ist natürlich nicht zu ermitteln. Hinzu kommt, dass die Forschung sich nur über einen Teil der Ursachen wirklich einig ist. Hierzu zählen u.a. Ängste, Depressionen und Stress während der Schwangerschaft, nach neuen Studien insbesondere im ersten Trimeon. Wenn es also eine Präventionsmöglichkeit gibt, ist es wohl am ehesten die gute Betreuung der Mutter während der Schwangerschaft, die die Behandlung von psychischen Problemen mit einschließt sowie den Abbau von Partnerschaftskonflikten. Doch auch dies sollte nicht zu Schuldegfühlen führen - keine Mutter sucht sich mit Absicht eine belastete, angst- und konfliktbeladene Schwangerschaft aus. Leider haben wir nicht immer alles in der Hand. Sicher, sind die meisten Eltern beim zweiten Kind etwas entspannter, aber wäre dies die alleinige Ursache dürften ja keine Zweit- und Drittgeborenen Schreikinder werden. Sie werden es aber, wenngleich etwas seltener. Also, lassen Sie sich bitte nicht einreden, sondern freuen Sie sich über Ihre Kinder und den guten Weg, den Sie und Ihre Familie miteinander gefunden haben! Herzlichst, Ihre Meike Bentz
bettina 1981
Beim zweiten kind haben wir damit gerechnet, dass es so wird, wie beim ersten, also, dass es mal drei monate nur brüllerei gibt. Und trotz der erwartungshaltung, war alles anders.
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