Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Johanniskraut und Neurexan in der Stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Johanniskraut und Neurexan in der Stillzeit

Meike1011

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Hallo Herr Dr. Paulus, meine Tochter ist 7 Monate alt und es hat sich eine leichte postpartale depression bei mir eingeschlichen, wegen der ich nun auch eine Therapie mache… meine Frage: Kann ich Johanniskraut und neurexan in Kombination einnehmen, auch wenn ich meine Tochter noch nachts und tagsüber 1-2 mal stille? Viele Grüße!


Dr. Wolfgang Paulus

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Neurexan ist ein homöopathisches Präparat. Angesichts der Verdünnung kommt in der Muttermilch eh so gut wie nichts an. Johanniskrautpräparate sind bei leichteren Formen von Depressionen sehr beliebt, da sie wegen ihrer pflanzlichen Herkunft als „natürliche“ Produkte gelten und ohne Rezept erhältlich sind. Allerdings ist die Datenlage zum Übergang in die Muttermilch bzw. auf den Säugling sehr begrenzt. Ein Fallbericht beschreibt die dreimal tägliche Anwendung eines Johanniskrautpräparates in der Stillzeit (Jarsin 300, Lichtwer Pharma AG, Berlin). Nach achtwöchiger Einnahme wurden über einen Zeitraum von 18 Stunden die Konzentrationen von Hypericin und Hyperforin in Muttermilch und kindlichem Plasma gemessen. Hyperforin konnte lediglich in niedriger Konzentration in der Muttermilch registriert werden, im kindlichen Plasma waren weder Hyperforin noch Hypericin nachweisbar. Mögliche sonstige Wirkstoffe wurden bei den Analysen nicht berücksichtigt. Langzeitstudien in der Stillzeit fehlen leider bislang (Klier et al 2002). Eine weitere Studie dieser Arbeitsgruppe ergab einen geringen Übergang von Hyperforin in die Muttermilch, so dass die Säuglinge gewichtsadaptiert 1 bis 2,5% der mütterlichen Dosis aufnahmen (Klier et al 2006). In einer Kasuistik beginnt eine stillende Mutter die Einnahme von Johanniskrautextrakt 300 mg pro Tag am 20.Tag postpartal. Eine Auswirkung auf den Säugling stellte man nicht fest (Grush et al 1998). In einer Studie wurden 33 depressive Mütter unter Therapie mit Johanniskrautextrakt mit einer Kontrollgruppe von 101 depressiven Müttern ohne Medikation sowie einer Gruppe von 33 gesunden Müttern verglichen. In der behandelten Gruppe fielen fünf Kinder mit Koliken bzw. Lethargie auf, im Gegensatz zu jeweils einem Fall in den beiden anderen Gruppen. Eine ärztliche Behandlung wurde jedoch nicht erforderlich. Unterschiede in der Gewichtsentwicklung im ersten Lebensjahr traten nicht auf (Ernst 1999). Obwohl die mit der Milch aufgenommene Wirkstoffmenge für das Kind keine Gefahr darstellen dürfte, muss darauf hingewiesen werden, dass für die Stillzeit keine umfangreichen Studien vorliegen. Nach einer Metaanalyse treten keine relevanten Serumspiegel beim Säugling unter therapeutischen mütterlichen Dosen der synthetischen Antidepressiva Nortriptylin, Paroxetin und Sertralin auf.


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Homöopathische Präparate (z. B. Vertigoheel®) sind bei üblicher Dosierung in Schwangerschaft und Stillzeit aufgrund ihrer starken Verdünnung jederzeit akzeptabel. Johanniskrautpräparate sind bei leichteren Formen von Depressionen sehr beliebt, da sie wegen ihrer pflanzlichen Herkunft als „natürliche“ Produkte gelten und ohne Rezept erhältlich sind. Allerdings ist die Datenlage zum Übergang in die Muttermilch bzw. auf den Säugling sehr begrenzt. Ein Fallbericht beschreibt die dreimal tägliche Anwendung eines Johanniskrautpräparates in der Stillzeit (Jarsin 300, Lichtwer Pharma AG, Berlin). Nach achtwöchiger Einnahme wurden über einen Zeitraum von 18 Stunden die Konzentrationen von Hypericin und Hyperforin in Muttermilch und kindlichem Plasma gemessen. Hyperforin konnte lediglich in niedriger Konzentration in der Muttermilch registriert werden, im kindlichen Plasma waren weder Hyperforin noch Hypericin nachweisbar. Mögliche sonstige Wirkstoffe wurden bei den Analysen nicht berücksichtigt. Langzeitstudien in der Stillzeit fehlen leider bislang (Klier et al 2002). Eine weitere Studie dieser Arbeitsgruppe ergab einen geringen Übergang von Hyperforin in die Muttermilch, so dass die Säuglinge gewichtsadaptiert 1 bis 2,5% der mütterlichen Dosis aufnahmen (Klier et al 2006). In einer Kasuistik beginnt eine stillende Mutter die Einnahme von Johanniskrautextrakt 300 mg pro Tag am 20.Tag postpartal. Eine Auswirkung auf den Säugling stellte man nicht fest (Grush et al 1998). In einer Studie wurden 33 depressive Mütter unter Therapie mit Johanniskrautextrakt mit einer Kontrollgruppe von 101 depressiven Müttern ohne Medikation sowie einer Gruppe von 33 gesunden Müttern verglichen. In der behandelten Gruppe fielen fünf Kinder mit Koliken bzw. Lethargie auf, im Gegensatz zu jeweils einem Fall in den beiden anderen Gruppen. Eine ärztliche Behandlung wurde jedoch nicht erforderlich. Unterschiede in der Gewichtsentwicklung im ersten Lebensjahr traten nicht auf (Ernst 1999). Obwohl die mit der Milch aufgenommene Wirkstoffmenge für das Kind keine Gefahr darstellen dürfte, muss darauf hingewiesen werden, dass für die Stillzeit keine umfangreichen Studien vorliegen. Nach einer Metaanalyse treten keine relevanten Serumspiegel beim Säugling unter therapeutischen mütterlichen Dosen der synthetischen Antidepressiva Sertralin und Paroxetin auf.


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