Frage im Expertenforum Logopädie an Leonie Franz:

Hoher Gaumen

Leonie Franz

 Leonie Franz
Logopädin

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Frage: Hoher Gaumen

Mumpel

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Hallo! Mein Sohn ist 3 Jahre alt und hat schon immer einen hohen Gaumen. Dies wurde bereits mit 3 - 4 Monaten im Zuge einer Stillberatung festgestellt. Zudem hat er ein stammes Lippenbändchen und ggf auch zu kurze Zungenbändchen. Aktuell ist es so, dass er durch den Mund atmet, am Daumen lutscht (wir versuchen, es sanft abzugewöhnen) und er einen starken zurückliegenden Unterkiefer hat (lutschoffener Biss?). Wobei es bei ihm eigentlich etwas anders aussieht als der typische lutschoffene Biss. Die Sprachentwicklung ist in Ordnung. Wegen der Mundatmung haben wir bald Kontrolltermin beim HNO. Letztes Jahr im Sommer sowie bei der Kontrolle im Januar wurden vergrößerte Polypen festgestellt, die ja soweit ich es verstanden habe, einerseits die Nasenatmung behindern und andererseits auch durch die Mundatmung gefördert werden.  Ich fürchte, dass er keine physiologische Zungenruhenlage hat. Daher würde ich gerne eine myophunktionelle Therapie mit ihm machen bzw. ihn wenigstens durch einen Logopäden begutachten lassen. Der Kinderzahnarzt sieht leider keinen aktuellen Handlungsbedarf.  Ist das richtig, dass ein spitzen Gaumen in dem Alter noch in Ordnung ist? Ich dachte, dieser wäre immer pathologisch? Wenn er tatsächlich keine ordentliche Zungenruhelage hat, dann wird sich ja der Gaumen auch nicht richtig ausbilden, oder? Ist in ihren Augen eine Behandlung bzw. eine Begurachtung durch einen Logopäden sinnvoll? Aufgrund der vergrößerten Polypen wäre es doch auch sinnvoll zu schauen, ob diese ggf durch eine gestörte Mundmotorik zu Stande gekommen sind, oder? Da ja ggf mundmotorische Probleme eben auch das Daumenlutschen und seine anderen Probleme erklären könnten, wäre es mir schon wichtig, dass er ordentlich untersucht wird. Ich danke für Ihre Einschätzung.   


Leonie Franz

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Guten Abend! Ich werde meine Antwort etwas gliedern: 1) Ich fasse kurz zusammen. Sie beobachten bei ihrem Kind: - Verdacht auf orale Restriktion - Lutschhabit am Daumen - fliehendes Kinn - Mundatmung - Polypen - pat. Zungenruhelage (vermutlich mit viszeralem Schluckmuster) 2) Die Funktion bestimmt die Form. Wie sie bereits vermuten, kann es Zusammenhänge zwischen orofazialen Funktionen und Zahn- & Kieferfehlstellungen geben. Es bestehen jedoch auch Zusammenhänge zwischen einem Lutschhabit (an Daumen oder Schnuller) und der Mundatmung/ pat. Zungenruhelage. Was nun "zuerst" da war ist jetzt natürlich schwer zu beurteilen. Da sie beschreiben, dass mit 3-4 Monaten bereits der Verdacht einer oralen Restriktion bestand, liegt der Verdacht nahe dass sich die daraus resultierende orofaziale Dysfunktion gefestigt hat. (Wenn diese damals wirklich sauber diagnostiziert wurde) 3) Der logopädische Behandlungsbedarf kann vom Kinderarzt, dem Zahnarzt oder auch dem HNO-Arzt festgestellt werden. Vielleicht hilft ihnen diese Info. Außerdem gitb es Zahnärzte, die speziell auf dem Gebiet der oralen Restriktionen fortgebildet sind. Viele Grüße Leonie Franz


Mumpel

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Vielen Dank für Ihre Antwort! In meiner Heimatstadt gibt es leider keinen entsprechend fortgebildeten Zahnarzt, zumindest ist keiner bekannt. Wir waren mit ihm bei einer fortgebildeten Zahnärztin, ca. 2 h weg, aber da war er leider schon zu alt, um es so zu trennen (da war er schon 6 Monate und ziemlich mobil/agil, wegen Corona war es vorher nicht möglich - war ja alles nicht so einfah mit Terminen und so). Ich habe nun zumindest eine Logopädin gefunden, die entsprechend weiter gebildet ist (ca. 45 Fahrtzeit) und da steht er auf der Warteliste. 


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