Frage im Expertenforum Kinderzahngesundheit an Dr. med. dent. Jacqueline Esch:

Fehlstellung

Dr. med. dent. Jacqueline Esch

Dr. med. dent. Jacqueline Esch
Zahnärztin spezialisiert auf Kinderzahnheilkunde

zur Vita

Frage: Fehlstellung

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Unser Tochter (10 Monate) hat bislang zwei Zähne unten und die beiden oberen Schneidezähne. Sie beißt mit den unteren über die oberen, also genau verkehrt herum. Ihr Vater hat auch diese Fehlstellung, die man angeblich nicht behandeln konnte und beißt sich des öfteren auf die Lippe. Kann ich hier schon was unternehmen? Danke im voraus.


Dr. Jacqueline Esch

Dr. Jacqueline Esch

Beitrag melden

Hallo, jetzt brauchen sie noch nichts machen: Bei der Wahl des richtigen Zeitpunkts für die Einleitung apparativer kieferorthopädischer Maßnahmen sollten als Grundsätze gelten: Das Wachstum des Gesichtsschädels sowie die mit Zahnwechsel und Zahndurchbruch einhergehenden Veränderungen müssen für die Therapie optimal genutzt werden. Die Belastung der Patienten und ihres Umfelds sollte möglichst gering sein. Behandlungsaufwand und -effekt sollten in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Die Dauer der Behandlung, d.h. die Phase der aktiven Therapie und der anschließend erforderlichen Retention, soll so kurz wie möglich gehalten werden. Wird eine Behandlung sehr früh begonnen, sollte geprüft werden, ob sie ohne Unterbrechung bis zur Beendigung des Zahnwechsels bzw. des Wachstums durchgeführt werden muss. In vielen Fällen ist eine Behandlung in 2 Phasen sinnvoll: In der 1. Phase werden gravierende (z.B. wachstumsbeeinträchtigende) Anomalien mit einfachen Geräten im Milch- oder frühen Wechselgebiss weitgehend korrigiert. Diese 1. Phase sollte nach 1 Jahr, maximal aber nach 2 Jahren beendet sein. Nach einer Pause können in einer 2. Phase ggf. noch erforderliche Korrekturen erfolgen. Hierfür bietet sich die Zeit gegen Ende bzw. nach Abschluss des Zahnwechsels an. Für die Wahl des richtigen Zeitpunkts ist das chronologische Alter von untergeordneter Bedeutung. Entscheidend sind vielmehr das dentale und das skelettale Alter sowie der Charakter der Dysgnathie. Da eine kieferorthopädische Betreuung in der Regel erst nach Abschluss des Zahnwechsels, d.h. nach Durchbruch der 2. Molaren, beendet werden kann, wird die Therapie bei Patienten mit verzögerter Dentition später einzuleiten sein als bei Frühzahnern, um die Gesamtbehandlungszeit nicht zu sehr auszudehnen. Für die optimale Behandlung einer Reihe von Dysgnathien (z.B. Rückbiss, Unterentwicklung des Oberkiefers) ist anhaltendes Wachstum unerlässlich. Andererseits können ungünstige Wachstumseinflüsse zu einer Verstärkung der Anomalie, einer Erschwerung der Behandlung und einer Verschlechterung der Prognose beitragen (z.B. bei Progenie, skelettal offenem Biss etc.). Kenntnisse über Stand und Ablauf der skelettalen Entwicklung sind in beiden Fällen für die zeitliche Planung einer kieferorthopädischen Therapie von grosser Bedeutung. Bei extremen Dysgnathien, einer deutlichen Tendenz zur Verstärkung oder Konsolidierung derselben sowie einer erkennbaren Wachstumsbeeinträchtigung sollte durch präventive oder frühtherapeutische Maßnahmen versucht werden, die Progredienz der befürchteten Entwicklung aufzuhalten. (Beispiele: extreme Frontzahnstufe mit Einlagerung der Unterlippe, Milchgebissprogenie, extrem frontal offener Biss mit anhaltendem Zungenhabit, progener, lateraler oder distaler Zwangsbiss mit Gefahr der artikulären Fixierung). Frühbehandlung im Milchgebiss Kieferorthopädische Therapiemaßnahmen im Milchgebiss sind selten erforderlich, da ausgeprägte Zahnfehlstellungen und Gebissanomalien in dieser frühen Phase der Gebissentwicklung nicht so häufig vorkommen wie im späten Wechselgebiss bzw. im permanenten Gebiss. Auch kann sich ein zu früher Behandlungsbeginn im Sinne einer unnötigen Verlängerung der Behandlungsdauer sowie einer vermeidbaren Belastung des Patienten nachteilig auswirken. Die Indikation einer kieferorthopädischen Behandlung im Milchgebiss besteht daher in der Regel nur bei ausgeprägten skelettalen Dysgnathien, die zur Progredienz neigen, eine Wachstumshemmung zur Folge haben können oder deren erfolgreiche Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt erschwert bzw. unmöglich scheint, wenn sich diese durch prophylaktische Maßnahmen (z.B. Einschleifen von Milchzähnen bzw. Abgewöhnung von Habits oder Fehlfunktionen) nicht entscheidend beeinflussen lassen. Zu diesen Dysgnathien zählen beispielsweise: die Milchgebissprogenie (mit makrogener Wachstumstendenz), die Rücklage des Unterkiefers (Retrogenie) mit extrem vergrösserter Frontzahnstufe (z.B. > 10 mm), der laterale Kreuzbiss mit Gefahr einer Wachstumshemmung des Oberkiefers,wenn präventive Maßnahmen, wie Einschleifen, nicht zum Erfolg führen würden, ausgeprägte Formen des lateralen bzw. progenen Zwangsbisses mit Gefahr einer Wachstumsbeeinträchtigung, extreme Formen des frontal offenen Bisses, traumatisch bedingte Kieferanomalien (z.B. Folgen von Gelenkfrakturen) sowie Fehlentwicklungen bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten bzw. syndromalen Erkrankungen (z.B. Morbus Down, Pierre Robin- Syndrom u.a.), die sich meist schon seit der Geburt in interdisziplinärer Betreuung befinden. Therapiemaßnahmen im Milchgebiss werden sinnvollerweise in einem Alter eingeleitet, in dem eine Abdrucknahme ohne grössere Schwierigkeiten möglich ist und eine ausreichende Kooperationsbereitschaft seitens des Kindes besteht, d.h. in den meisten Fällen nicht vor dem 4. Lebensjahr. Liebe GRüße


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

allo, meine Tochter ist gerade 6 Jahre alt geworden. Die ersten Milchzähne bekam sie bereits mit 5 Monaten. Mit 4 Jahren hatte sie dann schon Milchzahnverlust, die neunen Zähne kamen immer sofort nach. Nun hat sie schon 8 neue Zähne. Dadurch hat sich bei ihr der Kiefer verändert und die oberen Zähne stehen nach vorn. ( zahnüberstand ? ) Jetzt k ...

Liebe Frau Esch und Frau Freundorfer, meine Tochter wird im September 3 Jahre alt. Inzwischen nimmt sie ihren Nuckel nur noch nachts, und tagsüber wenn sie krank ist oder sich mal beruhigen muss. Insgesamt denke ich, dass sie tagsüber überwiegend also mindestens 10 Stunden Nuckelfrei ist und nachts verliert sie ihn ja auch und schläft ohne weite ...

Hallo Frau Dr. Esch, meine Tochter, 27. Monate, hatte einen ganz argen überbiss vom Schnuller. Sie hatte ihn zwar von Geburt an, aber eigentlich hauptsächlich zum schlafen. Aber ok......nun hat mein "großes Mädchen" ganz super und ohne Probleme, kurz nach ihrem zweiten Geburtstag, den Schnuller an den Nikolaus abgegeben. Seitdem ist mir aufgefa ...

Hallo, meine Tochter ist sechs Jahre und beißt sich mindestens zweimal in der Woche beim Kauen auf die Backe und zwar so arg das es jedes Mal blutet und ganz dick wird. Das Geschrei durch den Schmerz ist dann dementsprechend groß. Kann es sein dass das eine Zahnfehlstellung ist oder ist sie einfach nur zu schusselig um richtig zu kauen? Zähne sind ...

Kann man eine kieferfehlstellung auf dem Röntgenbild erkennen und sollte man die immer behandeln ?

Woran erkennt der Arzt eine kieferfehlstellung bei Kindern? Habe sehr Grösse Sorge dem ich hatte auch immer von aussen eine Top Verzahnung Klasse 1 Plötzlich ging es mit hws und gesichtsschmerzen los Das MRT hat nun diskusverlagerung ergeben und kieferfehlstellung Obwohl ich vor20 Jahren kieferorthopäde feste spange hatte. Arbeitet ein Arzt ...

Hallo war mit meinem Sohn(14) beim Kieferorthopäden die obere Zahnreihe ist absolut gerade aber leider ist der Eckzahn in zweiter Reihe bekommen. Unsere Zahnärztin meinte ziehen aber erstmal den Kieferorthopäden fragen. Der sagte jetzt Eckzahn zieht man nicht und er erstellt jetzt einen Plan evtl. einen anderen Zahn ziehen oder zwei oder versuchen ...

Guten Abend, mein Sohn ist nun 13 Monate alt und im Moment kommen unten und oben die Eckzähne. Mit diesen hat er dann insgesamt 8 Zähne. Es sieht so aus, als würden seine unteren Schneidezähne vor den oberen stehen - er also einen Vorbiss hat. Kann man eine Fehlstellung der Zähne bereits jetzt schon feststellen oder kann sich das noch verändern ...

Sehr geehrte Frau Esch,  bei uns in der Familie gibt es eine Diskussion, ob eine Behandlung der Zahnfehlstellung notwendig ist. Mein Patenkind ist 3 Jahre und 2 Monate alt und kommt von seinem Schnuller nicht weg. Dadurch hat sich eine starke Zahnfehlstellung entwickelt, welche das Kauen fast unmöglich macht. Sein Wortschatz ist für das Alte ...

Hallo Frau Dr. Esch, Meine Tochter ist 1 jahr alt und hat gerade 6 Zähne. Oben 4 unten 2. Die oberen mittleren Schneidezähne sind jetzt vollständig da. Erst kamen die beiden äußeren Schneidezähne. Die äußeren stehen etwas weiter nach vorne als die mittleren. Ist sowas normal. Verwächst sich das noch?  Muss ich auf irgendwas aufpassen? Einmal ...