Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Kind nässt und kotet wieder ein

Dr. med. Andreas Busse

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Frage: Kind nässt und kotet wieder ein

Luvanir

Lieber Herr Busse, unser Sohn hat im Mai entschieden, dass er keine Windel mehr möchte. Im Juni haben wir dann tatsächlich die Windel komplett weggelassen. Eine Woche lang gab es noch Unfälle in der Krippe, danach hat es super geklappt und Unfälle waren die absolute Ausnahme. Im Juli ist er dann drei geworden. Im August kam sein Geschwisterchen zur Welt. Auch da (und vorher während längerer Krankenhausaufenthalte von mir) hat es absolut problemlos geklappt.  Im September ging er dann in den Kindergarten. Dort gab es dann von Anfang an Probleme mit dem Einnässen, es gab aber auch bessere Tage und zu Hause (bzw einfach außerhalb des Kigas, also auch bei Ausflügen, im Auto usw) hat es immer noch geklappt. Irgendwann gab es auch da vermehrt Probleme und bis zu 5 Unfälle im Kiga. Die Erzieherinnen haben ihm dann Windeln angezogen vor zwei Wochen. Meist direkt wenn er kommt oder nach dem ersten Unfall. Wir haben dann auch privat wieder Windeln angezogen, wenn es ohne schwierig gewesen wäre. Was immer problemlos geklappt hat war der Stuhlgang. Seit Sonntag geht der jetzt aber auch wahlweise in die Hose oder Windel. Und das bis zu fünfmal am Tag. Daher trägt er jetzt weitgehend wieder Windeln, es war so einfach nicht tragbar. Die will er sich aber nicht wechseln lassen, wenn er Stuhlgang drin hat (zum Teil wehrt er sich körperlich gegen das saubergemacht werden). Auch will er immer mal wieder keine Windel, weil er ja schon groß ist. Wenn wir das versuchen geht es aber recht schnell schief. Hat er die Windel an, geht er aber gar nicht mehr aufs Klo (es sind Pants, er könnte also, will aber dann nicht). Wir sind völlig verzweifelt, weil es nur immer schlimmer statt wieder besser wird. Beim Kinderarzt uns Urologen wurden bzgl. Dem Einnässen organische Ursachen ausgeschlossen. Wir sollen wieder kommen, wenn das Problem noch besteht wenn er 5 Jahre alt ist. Bis dahin halten wir das aber nicht aus. Wir alle sind wütend, traurig, verzweifelt und am Resignieren. ich weiß auch nicht, wie er so überhaupt je wieder sauber werden soll. Windeln weglassen können wir ja nicht, auch nicht wenn er will. Fünfmal unterwegs einkoten ist einfach mehr, als irgendwie leistbar ist. Ich weiß also auch gar nicht, wie wir den Absprung aus dieser Situation finden sollen. Mit dem Einnässen ging das alles noch, damit hatten wir uns arrangiert. Aber das jetzt ist einfach zu viel. So trau ich mich mit ihm nicht mehr aus dem Haus und ich überlege, ihn auch aus dem Kindergarten zu nehmen. Damit ging ja die ganze Misere los... Was könnten wir noch versuchen? Woran könnten wir merken, dass er doch wieder soweit ist? Was mache ich, wenn er partout keine Windel will bzw diese auch nicht gewechselt haben möchte? 


Liebe L., die wichtigste Erkenntnis ist: die kompetente Beherrschung von Blase und Darm ist eine Entwicklung, die jedes Kind individuell erreicht. Und jeder Ehrgeiz, Drängen und das ganze so wichtig nehmen, sind kontraproduktiv! Die Lösung kann also nur sein, die Luft aus dem Thema zu nehmen, sich in Gelassenheit zu üben. Und mit Ihrem Sohn zu vereinbaren, dass er in Zukunft so lange "Spezialunterhosen" tragen darf wie er möchte. Und selber entscheiden, wann er auf die Toilette geht oder seine Geschäfte in die Windel erledigt. Sicherheitshalber sollte nur der Kinderarzt ausschließen, dass es zur Verstopfung durch Einhalten des Stuhlgangs gekommen ist und "Überlaufstuhl" passiert. Alles Gute!


Luvanir

Lieber Herr Busse, danke für Ihre Antwort. Es ging alles von ihm aus, wir haben keinerlei Töpfchentraining, Druck o.ä. gemacht und er hat sich immer gemeldet, wenn er auf Toilette musste. Wir hätten das eben aufgrund der anstehenden Änderungen (Geschwisterchen, Kindergarten) auch von uns zu diesem Zeitpunkt gar nicht forciert, wenn es nicht so klar von ihm gekommen wäre. Er war in dieser Fähigkeit auch in schwierigen Situationen sehr souverän (lange Autofahrten, Besuche, Freizeitpark, zwei schwangerschaftsbedingte Krankenhausaufenthalte von mir etc.). Für uns ist es daher unverständlich, wie er diese Fähigkeit jetzt wieder zeitweise komplett verlieren konnte. Seit wir dem Kiga nachgegeben haben und er vermehrt Windeln trägt, wurde es nur noch schlimmer. Vorher gab es noch kiga-freie Tage an denen es recht gut weiterhin geklappt hat. Hat er jetzt erstmal eine Windel an, geht er grundsätzlich nicht mehr auf Toilette. Auch das Einkoten kam jetzt erst in einer Phase, in der er weitgehend Windeln trug. Im Kiga ist er das einzige Kind, das noch nicht trocken und sauber ist (wir dachten ja bei Kiga-Eintritt, dass er sauber und trocken wäre...). Ich glaube, da geht er damit auch einfach unter.  Für ihn sind Pants auch einfach nur Windeln, keine Trainingshöschen oder Spezialunterhosen. Manchmal will er sie auch einfach nicht haben (weil er ein "großer Junge" ist). Sind sie dran, werden sie benutzt. Sind sie voll, wehrt er sich mit Händen und Füßen und will sie nicht wechseln lassen. Unterwegs ist das daher auch fast unmöglich. Wir können ihn aber auch schlecht stundenlang in seinem Stuhlgang sitzen lassen bzw. jedes Mal warten, bis die Windel ausgelaufen ist.  Die Kinderärztin meinte im September, wie sollen das aussitzen und ihm auf keinen Fall Windeln anziehen. Das hieß es auch erst aus dem Kiga. Dort wurde das ständige Umziehen dann aber wohl doch zu lästig. Wir sind uns also unsicher, was für ihn der richtige Weg ist. Sollen wir ihm jetzt wirklich gegen seinen Willen immer Windeln aufzwingen und ihn schlussendlich unter körperlicher Gewalt wickeln? Das fühlt sich für uns auch nicht richtig an. Und es zeigt ja auch nur, dass wir aufgegeben haben und seinen Fähigkeiten gar nicht mehr vertrauen. 


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