Frage im Expertenforum Kinderarzt an Miriam Althoff:

Check up Krankenhaus... Ich brauch Hilfe

Miriam Althoff

 Miriam Althoff
Assistenzärztin der Kinder- und Jugendmedizin
Antwortet am Donnerstag

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Frage: Check up Krankenhaus... Ich brauch Hilfe

Lana2289

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Guten Morgen,  Meine Kleine ist 4,5 Monate alt. Seit  Tagen und Wochen schläft sie gar nicht mehr.  Tagsüber evt insgesamt eine Stunde. Nachts mittlerweile auch nur noch 2/3 Stunden. Egal was ich versuche, ob Tragen, stillen, singen, umher laufen, Spaziergang, schlafplatzwechsel, mal mit Schlummer Licht.... nichts hilft. Dann gab es eine Nacht da hat sie plötzlich 11 Stunden am Stück geschlafen. Wirklich ich werde verrückt. Ich bin am Ende mit der Kraft.  Mein Mann und ich würden sie gerne im Krankenhaus mal checken lassen, weil wir von Anfang an die Schlaf Problematik, Essens Problematik ( d.h. Sie wollte alle 30 bis 40 Mon gestillt werden, hat Flasche und Co zusätzlich verweigert... auch Muttermilch aus der Flasche), sodass ich die Kleine auch nicht mal bei Oma oder so abgeben konnte. War direkt Theater.  In meiner Familie gibt es viele neurologische Erkrankungen. Sie zeigt auch einen Nystagmus im Liegen ab und zu.  Erste Zähnchen sind auch schon  zu sehen.  Meine Frage: Da unser Kinderarzt uns nicht ernst nimmt und die die ich angefragt habe mir Termine ab April nächsten Jahres anbieten... kann ich ein Krankenhaus deswegen aufsuchen? Wenn ja über die Notaufnahme oder kann ich dort einen Termin machen?  Danke für Ihre schnelle Antwort 


Miriam Althoff

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Hallo Lana, ich kann Ihre Belastung sehr gut verstehen. Das ist unfassbar anstrengend, wenn man nie mal kurz Zeit für sich hat und ständig nur versucht, ein Kind zum schlafen zu bringen. Man muss auch wirklich sehr aufpassen, dass die Eltern dabei nicht psychisch in eine negative Spirale kommen. Insofern sollte man das auf jeden Fall ernst nehmen. Nun aber zur Beruhigung (und zugleich vielleicht etwas unbefriedigend für Sie): in aller Regel steckt "nichts" dahinter außer einer Regulationsstörung. Mit "nichts" meine ich, dass es sich nicht um organische Ursachen handelt. Da Ihre Tochter aber bereits älter als drei Monate ist und mehrere Regulationsstörungen (schlafen und essen) vorliegen, besteht auf jeden Fall die Indikation zur weiteren Abklärung. Bitte sprechen Sie nochmal mit Ihrem Kinderarzt, schildern die Situationen und erklären Sie, dass Sie Hilfe brauchen. Natürlich gehört Ihre Tochter einmal körperlich untersucht und in der Entwicklung überprüft (das hat der Kinderarzt aber hoffentlich zu U3 und U4 gemacht). Ich denke aber, dass Sie dann die benötigte Hilfe eher in einer Schreiambulanz oder einer psychosomatischen Ambulanz für Kindern finden, als in einer "normalen" Kinderklinik. Dort gibt es meist nicht die Kapazitäten und das entsprechend geschulte Personal. Hier im Forum können Sie sich auch an Frau Dr. Dotzauer, unsere Schlafexpertin, wenden. Bis die Dinge hoffentlich bald anlaufen kann ich Ihnen nur viel Durchhaltevermögen wünschen und Ihnen all das raten, was Sie vermutlich ohnehin schon tun: Ihre Tochter bei Anzeichen von Müdigkeit versuchen, zum schlafen zu bringen, um Übermüdung zu vermeiden. Vielleicht können Sie sie in den Kinderwagen legen und mit ihr spazieren gehen, um Sie mal nicht am Körper zu haben und damit sie sich langsam daran gewöhnt. Diese Nacht, in der Ihre Tochter 11 Stunden am Stück geschlafen hat, waren wahrscheinlich auch starker Übermüdung geschuldet. Versuchen Sie, den Tag zu strukturieren, feste Schlaf- und Essenszeiten einzuführen und vermeiden Sie ständige Strategiewechsel. Legen Sie Ihre Tochter z.B. in einem abgedunkelten Raum ins Bett, setzen sich zu ihr, legen die Hand auf, singen vielleicht etc. und sollte das nicht klappen, nehmen Sie sie nicht nach 10 Minuten in die Trage, dann nach weiteren 10 Minuten in den Kinderwagen usw. Die ständigen Wechsel führen zu einer weiteren Überreizung. Es muss insgesamt möglichst viel Ruhe einkehren. Wie ich es verstehe, stillen Sie noch voll. Versuchen Sie, möglichst beide Seiten zu stillen, damit Ihre Tochter möglichst satt ist und damit nicht mehr ständig trinken möchte. In dem Alter können Sie zudem mit der Beikosteinführung beginnen, vielleicht hat Ihre Tochter ja daran Spaß und Interesse. Da besteht nicht der Konflikt mit Brust und Flasche sozusagen. Und: wenn Sie nicht mehr können, dann lassen Sie Ihre Tochter kurzzeitig an einem sicheren Ort (z.B. Babybett) und verlassen kurz das Zimmer, um einmal durchzuatmen. Versuchen Sie zudem, sie vielleicht zumindest mal für eine Viertelstunde beim Papa oder der Oma zu lassen und zumindest mal kurz das Haus zu verlassen. Es ist ganz wichtig, dass Sie Ihre psychische Gesundheit nicht aus den Augen verlieren! Ich wünsche Ihnen alles Gute und sende viel Kraft! Viele Grüße!


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

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Liebe L., ich verstehe sehr gut, dass besonders der Schlafmangel, der viele Eltern von Babys betrifft, Sie sehr belastet und zermürbt. Was Sie beschreiben, ist aber sicher keine Erkrankung, die man in der Klinik abklären und beheben könnte. Viele junge Babys tun sich schwer damit, abzuschalten und in den Schalf zu finden. Eltern versuchen dann alles mögliche und unmögliche und erreichen mit diesem Aktionismus leider oft das Gegenteil des Erwünschten. Weniger ist mehr, das gilt hier ganz besonders. Legen Sie Ihre Tochter bitte immer dann, wenn sie anfängt, müde und quenglig zu werden, umgehend im abgedunkelten Schlafzimmer in ihr Bett. Und setzen sich dann nur leise redend oder singend daneben, halten vielleicht ruhig Ihre Hand darauf, tun aber sonst nichts bis sie zur Ruhe findet. Auch wenn das lange dauert. Abends nach der letzten Mahlzeit dann genauso. Und bitte holen Sie sich ganz praktische Hilfe gegenseitig, von der Familie, Freunden, Nachbarn, Babysitter,....... die Ihre Kleine mal für ein paar Stunden übernehmen, spazierengehen,.......damit Sie ein Nickerchen machen können. Ideal wäre der Besuch einer speziellen Sprechstunde für Babys mit Schlaf- und Schreistörungen. Ihr Kinderarzt kennt sicher eine Anlaufstelle. Alles Gute!


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