Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Rotaviren-und Sechsfachimpfung

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: Rotaviren-und Sechsfachimpfung

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Lieber Herr Dr. Heininger, bei meinem Kind (2 Monate) stehen demnächst die ersten Impfungen an. Dazu hätte ich bitte noch einige ergänzende Fragen: 1. Rotaviren: a) Bestehen (abgesehen von der Anzahl der Impfdosen) Unterschiede zwischen den Rotavirenimpfstoffen, insb. hinsichtlich Verträglichkeit und Nebenwirkungen? Ich weiß leider nicht, welcher bei uns in Ö geimpft wird. b) Was sind denn Nebenwirkungen, mit denen man rechnen muss? (Eine Freundin berichtete z.B. von langwieriger Verstopfung - ist das typisch?) c) Ich zitiere mal die Nebenwirkungsmeldungen, die ich im Netz gefunden habe: "Eine weitere schwere Nebenwirkung, die der RotaTeq-Hersteller Merck in den USA in den Beipackzettel aufnehmen musste, ist das Kawasaki-Syndrom. Es handelt sich um eine hochfieberhafte Erkrankung mit Lymphknotenschwellungen und Entzündungen der Blutgefäße, die bei bis zu 10% der Patienten zu schweren und lebensbedrohlichen Herzkomplikationen führen kann. Das Risiko für ein Kawasaki-Syndrom nach der Impfung mit RotaTeq liegt nach den Ergebnissen der Zulassungsstudie bei 1:9000 (FDA 2007). 11 Fälle wurden zwischen Februar 2006 und Juli 2007 dem amerikanischen Meldesystem VAERS gemeldet (GEIER 2008). Bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gingen bis Januar 2009 drei Meldungen zu Kawasaki-Syndromen nach RotaTeq ein. Sie waren jeweils innerhalb von ein bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung aufgetreten; einer der Säuglinge ist daran verstorben (PEI 2009 ). Auch nach Rotarix wurden Kawasaki-Syndrome beobachtet (AT 2008,11). Der Impfstoff Rotarix fiel in Zulassungsstudien auf durch eine erhöhte Sterblichkeit in den 30 Tagen nach der Impfung, unter anderem auf Grund von Lungenentzündungen (FDA 2008). Beide Rotavirus-Impfstoffe führen vermehrt zu Krampfanfällen (AT 2008)." Klingt ja besorgniserregend. Sind Ihnen diese Studien bekannt? 2. Sechsfachimpfung a) Zeitpunkt: Wir haben derzeit einen Impftermin, bei dem unser Zwerg schon fast 5 Monate alt wäre. (Zeitfenster 3. bis 5. Monat). Da scheiden sich ja die Geister: Die einen meinen, möglichst früh impfen, dann heißt es wieder eher spät ... Ist der eher späte Termin (im Herbst) ein Problem, wenn man im Sommer mit Baby an die Adria fährt? Müsste die Impfung vorher erfolgen? (Das wär dann nämlich sehr früh ...) b) Impfstoff: Vor einigen Jahren bekam ein Mädchen in Ö nach einer Sechsfachimpfung ein Hirnödem, und mW. gab es auch in D derartige Fälle. (Derartiges hatte man von den Fünffachimpfungen nicht gehört.) Wie sicher sind denn nun die Sechsfachimpfstoffe? Wurden sie mittlerweile verändert/verbessert? Man will sein Kind ja nicht gefährden, aber ohne Impfschutz geht ja wohl auch nicht... Ist Aufsplitten u.U. eine Lösung - gibt's überhaupt geeignete Impfstoffe? (Die Anzahl der Piekser ist hier wohl nur ein untergeordnetes Argument.) Gibt's insb. noch die Fünffachimpfung, die es vor ca. 10 Jahren gab? Entschuldigen Sie bitte die Länge, aber man macht sich halt viele Gedanken und will nur das Beste für sein Kind! Liebe Grüße und herzlichen Dank! Tinetta


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo Tinetta, ich verstehe Ihre Ueberlegungen sehr gut. Eine Vorbemerkung: für die Sicherheit (und Unbedenklichkeit) der Impfstoffe, wie auch für alle anderen Medikamente, sind staatliche Zulassungsbehörden zuständig. Weder für die beiden Rotavirus-Impfstoffe noch für den 6-fach-Impfstoff sind bislang aufgrund der von Ihnen erwähnten Einzelfallbeobachtungen Einschränkungen oder gar Rücknahmen vom Markt veranlasst worden. Zu Ihren Fragen im Detail: "1. Rotaviren: a) Bestehen (abgesehen von der Anzahl der Impfdosen) Unterschiede zwischen den Rotavirenimpfstoffen, insb. hinsichtlich Verträglichkeit und Nebenwirkungen? Ich weiß leider nicht, welcher bei uns in Ö geimpft wird." Nein. "b) Was sind denn Nebenwirkungen, mit denen man rechnen muss? (Eine Freundin berichtete z.B. von langwieriger Verstopfung - ist das typisch?)" Diese Informationen finden Sie ausführlich im jeweiligen Beipackzettel (fragen Sie bei Ihrer Kinderärztin/-arzt). Langwierige Verstopfung gehört nicht dazu. "c) Ich zitiere mal die Nebenwirkungsmeldungen, die ich im Netz gefunden habe: "Eine weitere schwere Nebenwirkung, die der RotaTeq-Hersteller Merck in den USA in den Beipackzettel aufnehmen musste, ist das Kawasaki-Syndrom. Es handelt sich um eine hochfieberhafte Erkrankung mit Lymphknotenschwellungen und Entzündungen der Blutgefäße, die bei bis zu 10% der Patienten zu schweren und lebensbedrohlichen Herzkomplikationen führen kann. Das Risiko für ein Kawasaki-Syndrom nach der Impfung mit RotaTeq liegt nach den Ergebnissen der Zulassungsstudie bei 1:9000 (FDA 2007). 11 Fälle wurden zwischen Februar 2006 und Juli 2007 dem amerikanischen Meldesystem VAERS gemeldet (GEIER 2008). Bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gingen bis Januar 2009 drei Meldungen zu Kawasaki-Syndromen nach RotaTeq ein. Sie waren jeweils innerhalb von ein bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung aufgetreten; einer der Säuglinge ist daran verstorben (PEI 2009 ). Auch nach Rotarix wurden Kawasaki-Syndrome beobachtet (AT 2008,11). Der Impfstoff Rotarix fiel in Zulassungsstudien auf durch eine erhöhte Sterblichkeit in den 30 Tagen nach der Impfung, unter anderem auf Grund von Lungenentzündungen (FDA 2008). Beide Rotavirus-Impfstoffe führen vermehrt zu Krampfanfällen (AT 2008). Klingt ja besorgniserregend. Sind Ihnen diese Studien bekannt?" Das sind nicht alles Studienergebnisse, sondern Auswertungen von Meldungen. Ja, diese sind mir bekannt. Dies alles wurde bislang als Koinzidenz (=zufälliges Zusammentreffen) von den Behörden bewertet. Sollten sich die Fälle häufen und letztendlich doch ein Zusammenhang zur Impfung klar werden (was man ja nie kategorisch ausschliessen kann), so wird man reagieren. Wenn Ihnen die Sachlage jetzt schon besorgniserregend erscheint, wie Sie schreiben, können Sie ja auf die Impfung bei Ihrem KInd verzichten. Ich würde es aber vorher mit der Kinderärztin/-arzt besprechen. "2. Sechsfachimpfung a) Zeitpunkt: Wir haben derzeit einen Impftermin, bei dem unser Zwerg schon fast 5 Monate alt wäre. (Zeitfenster 3. bis 5. Monat). Da scheiden sich ja die Geister: Die einen meinen, möglichst früh impfen, dann heißt es wieder eher spät ... Ist der eher späte Termin (im Herbst) ein Problem, wenn man im Sommer mit Baby an die Adria fährt? Müsste die Impfung vorher erfolgen? (Das wär dann nämlich sehr früh ...)" Auch das sollten Sie mit Kinderärztin/-arzt besprechen. Ich persönlich, ganz allgemein, stehe hinter den Empfehlungen des frühen Impfbeginns mit der Argumentation, dass dann auch früher Impfschutz besteht. Die Empfehlungen wurden ja mit Ueberlegung erarbeitet und nicht ex cathedra willkürlich festgelegt. "b) Impfstoff: Vor einigen Jahren bekam ein Mädchen in Ö nach einer Sechsfachimpfung ein Hirnödem, und mW. gab es auch in D derartige Fälle. (Derartiges hatte man von den Fünffachimpfungen nicht gehört.) Wie sicher sind denn nun die Sechsfachimpfstoffe? Wurden sie mittlerweile verändert/verbessert? Man will sein Kind ja nicht gefährden, aber ohne Impfschutz geht ja wohl auch nicht... Ist Aufsplitten u.U. eine Lösung - gibt's überhaupt geeignete Impfstoffe? (Die Anzahl der Piekser ist hier wohl nur ein untergeordnetes Argument.) Gibt's insb. noch die Fünffachimpfung, die es vor ca. 10 Jahren gab?" Ja, die 5fach-Impfung gibt es noch. Wiederum sehe ich persönlich keinen Vorteil in der Aufsplittung, aber Nachteile (mehr Injektionen, mehr Begleitsubstanzen, mehr Termine...). Die 6fach-Impfung (er gibt nur mehr einen Impfstoff, früher gab es 2 - der andere wurde wegen eines möglichen Qualitätsproblems, d.h. einer möglichen Einschränkung der Langzeitschutzwirkung gegen Hepatritis B vom Markt genommen - Sie sehen also, die Behörden reagieren wenn nötig) wurde nicht verändert und es betsand auch kein Grund dazu, nachdem sich die von Ihnen erwähnten Fälle nicht häuften, trotz weiterhin millionenfacher Verwendung des Impfstoffes. Letztendlich sind alle medizinischen Massnahmen und Empfehlungen, so auch Impfungen, eine Frage des Vertrauens in die Fachleute. Das "Netz" ist ein weites Feld und unterliegt bezüglich des Wahrheitsgehalts keiner Qualitätskontrolle, jeder kann schreiben was er will (was ja auch gut so ist, nur muss man das wissen und berücksichtigen...). Alles Gute!


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