Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Partusisten in der SS

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Partusisten in der SS

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrte Frau Höfel, ich habe in der SS von 30. - 36. SSW Partusisten (+ Bryophyllum auf Anraten meiner Hebamme) eingenommen, wegen Frühwehen und drohender Frühgeburt in SSW 30. Da habe ich beim 1-wöchigen KKH-Aufenthalt auch die Lungenreifeinjektion bekommen. Meine Tochter kam Ende 37. SSW komplikationslos und gesund zur Welt. Nun ist sie 13 Monate alt und nicht aus akutem Grund, aber weil ich mir schon von Anfang an Sorgen / Gedanken mache, ob die Einnahme von Partusisten in der SS ungünstige Einwirkungen aufs Kind haben kann, frage ich Sie das. Ist Ihnen da etwas bekannt? Ist etwas bekannt, ob Partusisten bei Kind Hyperaktivität oder Unausgeglichenheit o.ä. auslösen kann? Oder evtl. andere Spätfolgen? Ich wollte dies eigentlich immer verdrängen, aber der Gedanke lässt mich seit 13 Monaten nicht los. Meine Tochter ist im Vergleich zu anderen gleichaltrigen Kindern sehr anstrengend, duldet es zB nicht, sich mal 5 min allein zu beschäftigen, quengelt und schreit, wenn sie nur mal zum Essen in den Hochstuhl soll, ich kann keine 15 min mal was im Haushalt machen und sie zu diesem Zwecke mal ins Laufgitter setzen o.ä. (Frei läuft sie noch nicht.) Ich muss tatsächlich die komplette Zeit, in der sie wach ist, bei ihr sein. Ich meine damit nicht, dass ich dies nicht gern tu o.ä., aber ich frage mich immer, wie das Mütter mit mehreren Kindern schaffen sollten, angesichts des Verlangens nach Aufmerksamkeit meiner Tochter. Ich habe, außer wenn sie schläft, KEINE freie Minute. Ist das normal? Danke und LG


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe rosenrot, Fenoterol (z. B. Partusisten) ist das in Deutschland am weitesten verbreitete wehenhemmende Medikament. Bei Anwendung bis zur Geburt können beim Neugeborenen kurzfristig (ein paar Wochen) Tachykardie (schnelle Herzfrequenz) und Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) auftreten. Langzeitschäden konnten bislang nicht nachgewiesen werden. Das was Sie beschreiben, erscheint mir auf den ersten Blick eine Frage von Konsequenz (liebevoll, aber deutlich) zu sein. Ihr Kind will beim Essen nicht im Hochstuhl sitzen? Dann würde bei mir das Essen ausfallen. Punkt. Klar, das ist nervig und anstrengend, das durchzuziehen, aber die einzige logische Konsequenz. Ohne Schreien, lediglich immer wieder sagen: Du möchtest essen? Gerne! Ich setze Dich jetzt in den Hochstuhl, sonst gibt es kein Essen. Bei Theater: Du möchtest nicht essen? Okay! Dann spiel weiter! Ist es möglich, in die Küchentür ein Türgitter zu machen? Dann kann das Kind in den Flur, Sie durch das Türgitter sehen - und Sie können gefahrlos in der Küche hantieren! DAS muss bei einem 13 Monate alten Kind möglich sein! Wie gesagt - auch da ist liebe volle Konsequenz gefragt! Liebe Grüße Martina Höfel


Mitglied inaktiv

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Hallo, ich kann Dich vielleicht ein wenig beruhigen: Ich habe in der SS kein Partusisten bekommen und mein Sohn kam genau am ET spontan zur Welt. Er ist auch ein Kind, dass ständig Aufmerksamkeit fordert. Das ist einfach normal, es gibt Kinder, die so sind. Es wird auf jeden Fall besser: Inzwischen ist er 2,5 und kann sich auch mal 10 Minuten allein beschäftigen. Aber auch nicht dann, wenn ich das möchte, sondern manchmal ganz von selbst, manchmal erfordert es auch intensive Überzeugungsarbeit meinerseits. Ihn hatte ich bevor er laufen konnte viel auf dem Rücken, da kann man dann schon mal ein paar Kleinigkeiten erledigen. Folglich finde ich Deine Tochter völlig normal. Ich habe übrigens noch ein zweites Kind. Meine Tochter ist jetzt 15 Monate und völlig anders als mein Sohn. Sie konnte sich von Anfang an sehr lange alleine beschäftigen. Das ergänzt sich also gut. Man kann normalerweise auch gut mit zwei Kindern gleichzeitig spielen. Außerdem ist es auch so, dass sich die Kinder auch mal zusammen beschäftigen. Ich finde insofern nicht, dass meine beiden zusammen wesentlich anstrengender sind als mein Sohn allein. Hat Deine Tochter viel Kontakt zu anderen Kindern oder auch anderen Erwachsenen? Das hat bei meinem Sohn immer viel geholfen, um ihn ausgeglichener sein zu lassen. Er braucht einfach viel Kontakt zu anderen Menschen. LG Linda


Mitglied inaktiv

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Soweit ich weiß, wird Partusisten als "Stressor" für das Baby im Bauch diskutiert - laut Studien und Erfahrungsberichten der "Münchner Sprechstunde für Schreibabys" (Frau M. Papousek) besteht ein Zusammenhang mit dem häufigeren Auftreten von "Schreibabys" nach Partusisten-Behandlung. Kinder, die (diagnostiziert im Schulalter, vorher nicht möglich!!) an Hyperaktivität leiden, scheinen außerdem überzufällig häufig ehemalige Schreibabys gewesen zu sein. Noch fehlen allerdings Studien, die den Zusammenhang extra über lange Zeit untersuchen. Deine Tochter KANN nicht hyperaktiv sein, weil wir sonst davon sprechen müßten, daß alle Kinder zwischen 1-3 hyperaktiv sind. Das ist normal und phasenabhängig anders. Die (psychischen) Gründe für vorzeitige Wehen sind vielleicht wichtiger bei der Frage, warum ein Kind direkt nach der Geburt unruhiger ist bzw. ein sog. Schreibaby wird (Wessel-Kriterien "mind. 3 Std. an 3 Tagen pro Woche über einen Zeitraum von 3 Wochen"). Dazu kommt dann eine Einnahme von Partusistens. Die betroffenen Mütter von Schreibabys haben während der SS gehäuft über psych. Streß berichtet (Mobbin, Partnerkonflikte, mangelnde Unterstützung, Umzug, Hausbau...). Falls Du weiterhin das (verständliche) Bedürfnis hast, über diese Fragen zu sprechen, wende Dich am besten an eine (der von Frau Papousek vergleichbare) Eltern-Kind-Sprechstunde (bis zum Alter von 2-3 Jahren des Kindes möglich, zahlt die Kasse). Adresse findest Du hier: www.trostreich.de viel Erfolg!


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