elis01
Guten Tag, Ich habe eine vielleicht etwas sonderbare Frage. Mein Sohn (1. Klasse) erzählt von einem Mitschüler, der ein anders Kind aufgefordert hat, ein drittes Kind zu schlagen. Das aufgeforderte Kind kam dem nach. Bereits im Kindergarten ist schon das gleiche passiert. Was mich dabei noch mehr besorgt, ist, dass der "Anstifter" offenbar nicht selber schlägt, sondern dies erledigen lässt. Es is ein ruhiger und kräftiger Junge, der viel älter wirkt. Daher "gehorchen" ihm andere Kinder anscheinend. Die Eltern sind gut situiert und legen Wert auf Wertevermittlung, zumindest ihrem Erzählen nach. Können Sie mir sagen, warum Kinder sich so verhalten, anstatt das Problem selber zu lösen? was könnte dem zugrunde liegen. Ist ihnen schon einmal untergekommen, dass Eltern ihr Kind zu so einem Verhalten motivieren? Vorstellbar ist alles.. Mir ist das extrem unheimlich, und natürlich bin ich auch um meinen Sohn besorgt, so dass ich darüber nachdenke, die Lehrkraft zu informieren. Danke vorab.
Liebe elis01, Eltern motivieren Kinder nicht zu solch einem Verhalten. Dem Kind geht es auch nicht darum, dass ein Problem gelöst wird. Vielmehr geht es den Kindern, die andere anstiften darum, besser dazustehen, als die ausführende Person bzw. sich daran zu erfreuen, die Macht über andere zu haben. Hierfür sucht sich der Anstifter zwei "Opfer": Ein Kind, das schlägt und ein Kind, das geschlagen wird. LehrerInnen bekommen i.d.R. recht schnell mit, wie das Machtgefüge unter den Kindern abläuft und handeln bestenfalls entsprechend. Viele Grüße Sylvia
Ashey
Hallo Elis! Ich selbst arbeite in der Familienberatung und möchte einfach mal antworten. Warum Kinder so agieren, kann man aus der Ferne erstmal nicht sagen. Da gibt es eine Vielzahl von möglichen Gründen. Vielleicht verhalten sich die Eltern in anderen Situationen ebenso, dass sie die Verantwortung nicht selbst übernehmen und andere die Aufgaben "ausführen" lassen. Kinder sind da meist ein guter Spiegel und nehmen die Eltern in dem Alter nun mal sehr als Vorbild. Das kann schon im Umgang mit den Kindern liegen, wenn bei der Erziehung die Eltern z.B. eher passiv sind und die Verantwortung gerne auf andere übertragen. Es kann auch einfach sein, dass er für das "Hauen" von anderen bestraft wird und es einfach seine persönliche Lösungskompetenz ist, um die Strafe zu umgehen, wenn ihn jemand anders ärgert. Es kann auch sein, dass der Junge sein Machtmotiv ausleben möchte. Das erlebt man häufig bei Kindern aus sehr autoritären Familien, in denen die Kinder sich selbst den Eltern "unterordnen" müssen und ihre eigenen Bedürfnisse nicht ausleben können. Diesen Kindern geht es dann häufig einfach darum "Kontrolle" über andere zu gewinnen um das Gefühl der Kontrolllosigkeit (was sie Zuhause vermittelt bekommen) zu kompensieren. Wie gesagt, es gibt eine Vielzahl an möglichen Gründen, die kann man gar nicht alle aufzählen. In diesem Alter steht aber in aller Regel keine "böse Gesinnung" dahinter. Das nächste Problem ist, dass man als Außenstehender nicht ganz so viel Einfluss nehmen kann. Schön wäre es vielleicht, wenn die Klassenlehrer in solchen Fällen das ganze mal in der Klasse ansprechen würden und thematisieren, dass derjenige, der andere zum "Hauen auffordert" genauso die Verantwortung trägt und dass andere Schüler, wenn sie so etwas mitbekommen, dazu was sagen bzw. eine Lehrperson verständigen. Der Vorteil bei dieser Anstiftung ist ja, dass zwischen der Anstiftung und der Tat in der Regel etwas mehr Zeit liegt, als würde derjenige direkt selbst hauen. Ob die Eltern gut situiert sind, hat erstmal relativ wenig zu sagen. Gewalt in Familien gibt es über alle Schichten hinweg. Und auch wenn sie sagen, dass sie sehr viel Wert auf Wertevermittlung legen, weiß man noch lange nicht, welche Werte vermittelt werden und auf welche Weise. In der Beratung sehen wir extrem häufig, dass die Eltern von ihren Kindern bestimmte Verhaltensweisen einfordern, an welche sie sich selbst nicht halten. "Hauen" ist eines der Beispiele. Den Kindern wird nicht selten per "Klaps" versucht beizubringen, dass man andere nicht hauen darf. Dass Kinder diese "Wertevermittlung" dann nicht sonderlich ernst nehmen, versteht sich von selbst. Die Lehrkraft zu informieren erscheint mir in jedem Falle sinnvoll. Wie gesagt alleine deswegen, damit es in dem Klassenverband angesprochen wird. Weniger in Form von "der böse xy macht" sondern in dem Sinne von "wie verhalte ich mich, wenn jemand anderen zu Taten anstiftet". Auch um die Kompetenz der anderen Kinder zu fördern "nein" zu sagen. Das ist auch das Einzige, was sie ihrem Sohn erklären können. Dass ein solches Verhalten nicht richtig ist, dass derjenige, der andere anstiftet ebenso die Verantwortung trägt und dass man hier einfach "nein" sagen kann. Ich kann Ihre Besorgnis sehr gut nachvollziehen, aber die mögliche Einflussnahme hält sich hier leider immer sehr in Grenzen. Wichtig ist es immer, diese Kinder auf ihre eigene und persönliche Verantwortung hinzuweisen. Das verstehen sie im Grundschulalter eigentlich schon sehr gut. Ich hoffe, ich konnte ihnen ein wenig weiterhelfen.
elis01
Vielen Dank, das hiflt mir schon weiter. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ja, ich bin mir sicher, dass es diesem Jungen zwar materiell an nichts mangelt, allerdings aber auch, dass die Erwartungen seiner Eltern sehr hoch sind, dass was "aus ihm wird" und er vor allem mal viel Geld verdient. Wer gibt damals im Alter von 5 schon als Berufswunsch Millionär an.. Insofern kann ich mir bei diesen Eltern schon vorstellen, dass es mit der freien Entfaltung nicht so weit her ist. Dass er einfach funktionieren muss. Ich werde die Lehrerin bei Gelegenheit darauf ansprechen, ob sie diese Anstiftungen auch auch beobachtet hat. Meinem Sohn kann ich dann nur raten, sich an die Lehrerin zu wenden, aber er sagt auch immer, er will "in sowas" nicht hineingezogen werden. Viele Grüsse
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