Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Meine Tochter wird von Kindergartenfreundin manipuliert

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Meine Tochter wird von Kindergartenfreundin manipuliert

acunia

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Sehr geehrte Frau Ubbens, Meine Tochter (6) geht seit sie 3 ist in den Kindergarten und war seit jeher ein sehr schüchternes Mädchen. Zu Beginn (1.) Jahr hat sie den anderen Kindern nur zugeschaut und auch nicht wirklich bei Spielen usw. mitgemacht, was ja keine Seltenheit ist.. im 2. Jahr hat sich das ein wenig gebessert, sie hatte aber nach wie vor keine Freunde und hat sich auch oft geweigert, in den KIGA zu gehen. Im 3. Jahr (ihr kleiner Bruder wurde geboren) fand sie eine rumänische Freundin, welche auch sehr schüchtern war (und auch keine Freunde hatte) sie ging dann ganz gerne in den KIGA und die beiden schlossen sich zusammen. Es entwickelte sich eine Freundschaft und es fand auch privater Kontakt statt, dabei fiel mir auf, dass die Mutter sehr negativ ist und eigentlich alles schlecht sei, angefangen vom Kindergarten bis über die Kleinstadt, sie fühlt sich ausgeschlossen usw. Da das Mädchen älter war, profitierte meine Tochter viel von der Freundin, malte z.B. wunderschön und beide tauten auf und spielten viel miteinander. Die kleine Schwester des rumänischen Mädchens fing nun auch an, in den KIGA zu gehen und die drei waren nun ständig beisammen. Heuer kam das ältere Mädchen in die Schule und die jüngere Schwester (4) hängt sich nun total an meine Tochter. Ich hab mir zu Beginn nichts dabei gedacht, jedoch mein Kind hat mir dann doch einiges erzählt, was mir zu denken gab... sie lässt mein Kind nicht mit anderen spielen, sonst "ist sie nicht mehr ihre Freundin" sie mag dieses und jenes nicht und wenn ihr etwas nicht durchgeht, fängt sie zu weinen an. Die Kindergartenhelferin (hat neu angefangen) erzählte mir beim Abholen täglich andere "Neuigkeiten"... mein Kind wollte mitspielen, doch ihre Freundin zog sie von den anderen weg... sie dachte, mein Kind wäre auch Ausländerin, da sie nichts rede (das hat mich auch erschreckt!) das rumänische Mädchen sage ihr Schimpfwörter ins Ohr, welche meine Tochter zu den anderen sagt, das rumän. Mädchen verhält sich nicht sozial, teilt nicht, versteckt Spielzeuge u. Dreiräder und gibt sie den anderen Kindern nicht mehr....Die anderen Kinder grenzen sie deshalb aus und natürlich auch meine Tochter, da sie ja ihre "Freundin" ist... Wenn die Pädagogin mit dem Mädchen schimpft oder es massregeln will, erzählt das Mädchen gleich alles ihrer Mutter, welche dann wie eine Furie in den KiGa rast und der Pädagogin die "Hölle heiß macht" und sich beschwert (dies weiß ich von einer ehemaligen Mitarbeiterin, auch hat mir diese erzählt, dass die Pädagogin heilfroh ist, dass meine Tochter mit dem Mädchen spielt, damit alle zufrieden sind und es keine Beschwerden gibt. Ich habe nun diesbezüglich auch schon Gespräche mit der Pädagogin geführt, zu Beginn hat sie alles abgewiegelt, das wär halt so, die Kinder suchen sich ihre Freunde selbst aus, die passen eh gut zusammen, da sie beide nichts reden (!!) da könne man nichts machen...usw. ich solle froh sein, dass meine Tochter eine Freundin habe, da sie ja so schüchtern sei, und meine Sorge, dass sie nächstes Jahr zur Schule kommt und ich den Eindruck habe, sie würde ausgegrenzt und entwickle sich zurück, tat sie mit "ihre Tochter wird schon Freunde finden in der Schule" ab.... Ich bat um ein weiters Gespräch mit Pädagogin und Leiterin - ich habe das manipulative Verhalten und die Ausgrenzung angesprochen- es wurde vereinbart, dass täglich ein Rollenspiel zur Integration meiner Tochter stattfindet und dass diese gestärkt werden solle. Das Gespräch fand vor 2 Wochen statt. Vor ein paar Tagen durfte ich zum Geburtstag meiner Tochter einen Tag mit ihr im KiGa verbringen, wieder konnte ich beobachten, dass mein Kind mit niemandem spielt, außer mit dem rumän. Mädchen... ich wollte sie mit einem Rollenspiel zu den anderen Kindern locken und konnte beobachten, dass das rumän. Mädchen davonlief und mein Kind sagte "sie mag das nicht, mit anderen Kindern" und wollte deshalb auch nicht mitspielen. Als es gegen Mittag darum ging, dass die Bauecke aufgeräumt werden musste, lief die Freundin meiner Tochter davon und weigerte sich, mitzuhelfen. Meine Tochter mache das angeblich auch jetzt so, teilte mir die Helferin mit. Ich war entsetzt, dass mein Kind dieses schlechte Verhalen auch angenommen hatte... ich ging zu dem Kind und sagte ihr, sie solle mithelfen aber keine Reaktion und angeblich würde das bei ihr nichts bringen (sie versteht jedoch sehr gut deutsch) Zum Geburtstag hab ich mehrere Kinder eingeladen, die mit meiner Tochter zur Schule gehen werden, ich habe mich total gefreut, wie lieb sie miteinander gespielt haben, keine Spur von Ausgrenzung... am nächsten Tag hab ich sie dann wieder gefragt, mit wem sie gespielt habe - sie antwortete - nur mit ihrer Freundin... Meine Frage: was soll ich in diesem Fall machen? Wäre es gut, meine Tochter in die andere Gruppe zu geben, damit sie auch mit anderen spielt? Wenn ich mein Kind anspreche, auf das Verhalten ihrer Freundin, meint sie nur, ich solle ihr die Freundin nicht wegnehmen, sonst habe sie gar niemanden :-( Soll ich den Dingen einfach ihren Lauf lassen oder weiter Druck auf die Pädagogin machen? Eigentlich wäre das doch ihre Aufgabe gewesen, zu schauen, dass kein Kind ausgegrenzt wird, oder kann man da wirklich nichts dagegen tun? Es müsste doch auch das rumänische Mädchen integriert werden, das kann doch nicht die Aufgabe meiner Tochter sein, die Integration zu übernehmen (den Eindruck habe ich jedoch sehr stark!!) Mir kommt auch vor, dass sich meine Tochter irgendwie "zurückentwickelt" (gibt es das überhaupt?) sie verhält sich wieder trotzig, wie ein Kleinkind, zeichnet auch nichts mehr,nur irgendwelches Gekritzel. Dabei war ich so stolz auf sie, weil sie schon einzelne Wörter schreibt ... sie nimmt auch wieder Gegenstände vom KiGa mit nach hause, weil das mache ihre Freundin auch so... Ich wäre wirklich sehr dankbar für eine Antwort, wie ich nun weiter vorgehen soll!


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Acunia, auf jeden Fall muss ein weiteres Gespräch mit der KiGa-Leitung her. Es sollte gemeinsam ein Förderplan erstellt werden. Lassen Sie Protokoll schreiben. Die Erzieher sollen in dem Gespräch den Gruppenalltag mit Ihrer Tochter beschreiben und auch die Interaktionen mit der rumänischen Freundin. In das Gespräch gehört auch rein, wie die Erzieher sich das weitere Vorgehen im Gruppengeschehen vorstellen. Machen Sie anschließend einen Termin für 2 Wochen später aus, um die Veränderungen zu besprechen. Hat sich etwas getan und was muss jetzt passieren. Gespräche im geringen Abstand mit der Leitung zusammen ist meiner Meinung nach die beste Lösung. Es zwingt die Erzieher zum Handeln oder zu der Erkenntnis, dass alles womöglich doch nicht so "schlimm" ist. In den meisten Kitas finden im letzten Kindergartenjahr spielerische Förderprogramme statt, die nur für die baldigen Schulkinder sind. Gibt es bei Ihnen so etwas? Nimmt Ihre Tochter daran teil und wie ist ihr Verhalten in der Kleingruppe mit den Gleichaltrigen? Ihre Tochter wird sich nicht "zurückentwickeln". Sie hat derzeit andere Interessen oder andere Sorgen. Das gilt es in der Tat herauszufinden. Geht Ihre Tochter zum Sport, Schwimmen, Musikkurs oder ähnliches am Nachmittag, wo sie Kontakt zu anderen Kindern außerhalb der Kita hat? Darüber können sich auch gut Freundschaften schließen lassen und Sie sehen, wie sich Ihre Tochter ohne die rumänische Freundin verhält. Viele Grüße Sylvia


acunia

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Sehr geehrte Frau Ubbens, vielen Dank für die sehr schnelle und kompetente Antwort! Also das von ihnen vorgeschlagene Gespräch gab es bereits vor 2 Wochen, es wurde ein Protokoll aufgenommen, daß nun täglich spielerisch versucht wird, meine Tochter an die anderen Kinder heranzuführen. Es wurde aber kein Termin für ein Folgegespräch ausgemacht.. ich hab jetzt immer das Gefühl, wenn ich beim Abholen etwas anspreche, daß ich "nerve" bzw. ich solle nicht soviel Druck machen... ich seh immer nur, daß mein Kind mit dem rumän. Mädchen spielt. Soll ich also auf ein Folgegespräch pochen? Für die Vorschulkinder werden lediglich so "Arbeitsblätter" gemacht, das ist einmal die Woche eine halbe Stunde, weiteres ist mir nicht bekannt. Und beim Turnen sind die Großen von den Kleinen getrennt und auch da mußte ich bemerken, daß meine Tochter bei den Kleinen mitgeturnt hat, weil ihre Freundin das so wollte. Soll ich ansprechen, daß mein Kind mehr gefördert werden soll? Ich hab eben das Gefühl, daß das Personal ohnehin überfordert ist und keine Zeit bleibt, außertourlich etwas mit den Kindern zu veranstalten...


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Acunia, pochen Sie auf regelmäßige Folgegespräche ("Entwicklungsgespräche"). Fragen Sie nicht jeden Mittag nach, sondern gedulden Sie sich auf evtl. 14-tgl. festgelegte Termine. Förderung Ihrer Tochter muss von Ihnen aus privat erfolgen. Nachmittags zum Turnen, Musik, ... Viele Grüße Sylvia


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