Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

immer gereizt-nie Zeit für mich

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: immer gereizt-nie Zeit für mich

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Liebe Frau Schuster, können Sie mir vielleicht ein paar tipps geben, wie ich meinem Sohn (4 Jahre) und meinem Mann deutlich machen kann, daß ich mehr Zeit nur für mich brauche? Ich weiß, das Forum ist eigentlich nur für Erziehungsfragen zuständig, aber Ihre Antworten sind immer pragmatisch und hilfeorientiert und in die anderen Foren paßt mein Beitrag auch nicht so recht. Ich arbeite auf einer 3/4 Stelle, mein Mann arbeitet halbtags und wir hatten eigentlich vereinbart, daß wir immer alles gerecht aufteilen wollen, was an gemeinsamer Arbeit anfällt und vor alle die Erziehung unseres Sohnes. Nun sieht mein Alltag aber so aus, daß ich völlig geschafft von der Arbeit komme, unterwegs noch eingekauft habe und sofort alles auf mich einstürmt. Die Wohnung sieht grauslig aus, mein Mann will sofort über die Rechnungen reden, die heute gekommen sind (oder sonstige kleine Probleme), mein sohn will vom Kindergarten erzählen beide reißen mir die Einkaufstüten aus der Hand, nehmen sich was, lassen den Rest herumliegen, haben dann keine Lust mehr "richtig" gemeinsam zu abend zu essen. Ich räume in der Wohnung herum, ärgere mich, daß mein Mann wieder GAR NICHTS getan hat und bin die böse schlechtgelaunte Mutter. Mein Mann ist der Gute, weil er denkt, Kinderbetreuung bedeute nur, ununterbrochen mit unserem Kleinen zu spielen (der das natürlich toll findet). Alles, was eben auch noch sein muß, bleibt an mir hängen; auch Gespräche fruchten nicht. Da sieht er immer alles ein, es läuft ein paar Tage gut und dann hat sich das alte System wieder eingespielt und ich habe nicht die Kraft, jeden dritten Tag diese anstrengende Diskussion zu führen. Ich habe früher immer viel Zeit für mich gehabt,und immer schon lieber ein Wochenende mit lesen, einsamen Spaziergängen, musikhören verbracht, als mich mit Freunden zu treffen. Jetzt fehlt mir das so sehr... Aber ich kann nicht einmal eine viertelstunde allein im Bad sein, ohne daß jemand reinkommt. Ich arbeite in einem Großraumbüro, stelle mich zur Hauptzeit an supermarktkassen an und wenn ich nach hause komme ist die Wohnung ein unübersichtlicher Haufen Kram mit zwei lärmenden Kindern (inclusive meinem Mann) darin. Ich habe das Gefühl gar nicht mehr ich selbst zu sein. Für einen Urlaub allein haben wir derzeit kein Geld, es ist auch eigentlich nicht das, was ich will. Ich will in einer halbwegs aufgeräumten Wohnung eine Stunde täglich für mich allein sein, aber derzeit ist ja nicht mal der Zustand des Aufgeräumtseins zu erreichen (obwohl ich nicht sehr pingelig bin). Ich kann mich nicht entspannen, wenn dauernd jemand um mich herumwuselt und ich kann mich auch nicht entspannen, wenn vor dem Bett 5 Joghurtbecher mit je einem Löffel drin stehen, Klamotten auf dem nassen Badboden liegen, die Pfandflaschen immer NEBEN der dafür vorgesehenen Kiste landen etc.... Ich bin nur noch gereizt und darunter leidet natürlich auch meine Familie, aber die beiden kommen mir inzwischen so vor, als hätten sie sich beide gegen die "böse Mami" verschworen. Ich weiß nicht mehr weiter...


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Hallo Karen Um wirklich erst einmal neue Kraft zu schöpfen, damit Sie überhaupt reagieren können, rate auch ich Ihnen zu einer (Mutter-Kind-)Kur. Haben Sie Niemanden aus der Verwandtschaft und hat der Arzt eine Kur befürwortet, können Sie sich selbst für diese Zeit Ihrer Abwesenheit eine Haushaltshilfe im Bekanntenkreis suchen oder Ihre Krankenkasse stellt eine Hilfe. Die Kosten werden von der Kasse auch übernommen (bis zu 6Std. täglich, meines Wissens). Da es ja nicht nur darum geht, Ihren Sohn mal für eine Weile "aus den Füßen" zu haben, sondern in 1.Linie um eine angemessene Arbeitsaufteilung zwischen Ihnen und Ihrem Mann, sollten Sie versuchen, wie bei einem Stundenplan richtige Zuständigkeiten festzulegen. So kann Ihr Mann z.B. für`s Putzen zuständig sein, während Sie die Wäsche übernehmen usw. Auch halte ich es für sinnvoll, Ihren Mann davon zu überzeugen, dass er mit Ihrem Sohn nachmittags an einem Schwimmkurs o.Ä. teilnehmen sollte, da sicherlich Beiden die Bewegung gut tut und das Kind möglichst viele Kontakte zu Gleichaltrigen braucht um ein angemessenes Sozialverhalten entwickeln zu können. Nutzen Sie dann diese Zeit um für sich ganz allein da zu sein und nicht für den Haushalt. Halten Sie sich konsequent an das Ergebnis des entsprechenden (sachlichen und freundlichen) Gespräches, das Sie sehr selbstbewußt mit Ihrem Mann führen sollten. Da Sie bislang immer "funktionierten", ist es ihm vielleicht gar nicht bewußt, wie es in Ihrem Innern aussieht.- Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo Karen, in einigen Punkten geht es mir auch wie Dir, gerade das Alleinsein fehlt mir. Hast du vielleicht die Möglichkeit, die beiden mal übers Wochenende zu den Großeltern zu schicken? Ich habe meine sogar mal eine ganze Woche "verschickt" (zu meinen Eltern), danach ging es uns allen wieder besser ;-) Liebe Grüsse


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Ich kann dich auch sehr sehr gut verstehen, mir fehlt die Zeit in der ich einfach mal alleine zuhause bin auch sehr. Ich hab meinen Zwerg vor 2 Wochen für eine Woche bei "Oma" einquartiert und es hat mir !richtig! gut getan. Wenn du die Möglichkeit nicht hast, fahr übers Wochenende in ein nettes Hotel und nimm dir ein gutes Buch mit und lass es dir gut gehen. Muß ja nicht gleich ein 5* Hotel sein. Viele haben ganz interessante Wochenendangebote. Wenn ich von meinen beiden Männern die Nase voll hab und meine Ruhe haben will, fahr ich in die Stadt, geh bummeln und was leckeres essen. Ich wünsch dir eine entspannte Woche!


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Hallo Karen, als ich deinen Bericht gelesen habe,dachte ich erst ich lese meine alte eigene Geschichte.Mittlerweile habe ich aber meine Männer in den Griff bekommen. Meinem Mann habe ich seine Schmutzwäsche ganz einfach in sein Bett gelegt,Socken die links waren sind nach dem Waschen auch wieder so in den Schrank gekommen,Werkzeug und andere Dinge die sonst noch so im Haushalt herumlagen kamen in einen großen Pappkarton,damit er sein Zeug dann auch suchen mußte,wenn er es brauchte. Einkaufen fahren wir nur noch zusammen(es ist zwar oft ärgerlich wegen der zusätzlich gefahrenen Kilometer)aber es hilft. Läßt mein Sohn (3 Jahre 8 Monate) Joghurtbecher herumstehen bleiben diese stehen bis er sie wegräumt und wenn ich ihn dazu vom Spielen holen muß.Seine herumliegenden Spielsachen die er aus Wut nicht wegräumt landen in einer großen Mülltüte und verschwinden für eine gewisse Zeit,denn ich biete mich abends nicht 10mal zum aufräumen an. es hat ca. 2 Wochen gedauert bis sie gemerkt haben,was Sache ist,aber wir sind auch nur Menschen.Da Mama nun mehr Zeit hat und auch bessere Laune,macht alles viel mehr Spaß,und es bleibt genug Zeit für gemeinsame Spielzeit,die wir umsomehr nutzen können. lg Toni


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Hallo Karen. Mir geht es genauso wie dir. Du könntest fast mein Leben beschreiben, aber mein Mann ist fast nie zuhause, da er Reisebusfahrer ist. Aber ich war gerade für 8 Tage mit zum Bodensee, denn ich mußte mal raus aus dem Alltag. Der Kleine(2 Jahre geworden) war bei Oma, die haben sich gefreut und ich habe mich mit meinem Mann erholt. Ich würde dir auch mal raten etwas Zeit für dich zu nehmen, mir hat es so gut getan, ich bin jetzt auch viel besser drauf. Am WE werde ich Tanzen gehen, der Kleine bleibt liebend gerne bei Oma und Opa und Tanten. Alles Gute für dich. Michaela


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Hallo, ich bin der gleichen Meinung, wie die Mütter vor mir. Was mir noch dazu zusätzlich einfällt: Könntet Ihr vielleicht Eure Arbeitsschwerpunkte anders einteilen? Ich meine, vielleicht könntest du 1/2-tags und Dein Mann ganztags arbeiten. Dann hättest Du evtl. mehr Einfluss auf Deinen Sohn, dein Mann wäre "aufgeräumt" und Du könntest Dir nach - oder während -der Hausarbeit sicherlich eine "Frei-Zeit" einteilen. Liebe Grüße Brigitte


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Hast denn schon mal deinem Mann deutlich gesagt, was dir *stinkt*? Männer können es nicht riechen, wenn frau ein Problem hat. Man muss sie mit der Nase drauf stossen.


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Hallo Karen, Du hörst Dich so an, als ob Du ganz dringend einer Mutter-Kind-Kur bedarfst, wegen ganz großer psychischer Erschöpfung. Versuch es doch mal, vielleicht hast Du ja sonst auch weitere körperliche Beschwerden (oder sogar Deine Kinder - wie z.b. Heuschnupfen oder so)! Red doch auf jeden Fall mal mit Deinem Arzt darüber. Da lernt man nämlich auch alle möglichen Entspannungstechniken und kann auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen - vielleicht haben die ja in Bezug auf Verständigung mit Deinem Mann nen Tipp haben. Ich drück Dir ganz feste die Daumen und schick Dir ganz viel Kraft. Lumpinchen


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Ich habe letztendlich meinem Mann einfach diesen Beitrag und die Antworten gezeigt, und da war er dann schon sehr betroffen (allerdings habe ich auch nichts anderes geschrieben, als ich immer sage, aber schwarz auf weiß wirkt es wohl anders). Wir haben jetzt abgemacht, daß wir uns alle 14 Tage eine Putzhilfe leisten und er jeden Tag mindestens eine halbe Stunde bevor ich komme aufräumt. außerdem habe ich jetzt den Samstagmorgen für mich allein, weil er dann mit Kind den Großeinkauf erledigen will (so muß ich nach dem Büro zumindest nicht mehr in den supermarkt). Damit kann ich erstmal leben, mal sehen, wie es sich entwickelt... vielen lieben Dank für eure Antworten


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