Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Fernsehsucht

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Fernsehsucht

Cherubimx

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Liebe Frau Ubbens, Mein Kind viereinhalb Jahre und ist TV süchtig. Es fing bereits mit der Pandemie an als sie fast 3 war, dass wir ihr Youtube Clips zum anschauen gaben. Ich hatte gerade mein 2. Kind geboren, schwere Geburtsverletzunhen hatte ich und dazu die Spielplätze und alles andere öffentliche Leben war geschlossen. Ich versuchte viele Eltern zu kontaktieren damit die Kinder vielleicht im Hof spazieren oder spielen. Aber die Angst war verständlicherweise sehr groß. Ich dachte das ändert sich wenn sie in den KiGa kommt aber leider nicht. Sie ist ein kluges und liebes Mädchen. Schnappt sich auch sinnvolle Sachen auf. Aber ich habe den Eindruck dass sie nur noch damit glücklich wird. Sie lacht minutenlang mit den Clips und Oddbods-Quatsch. Ihren KiGa findet sie sehr langweilig (sie geht bis mittags). Ihre Erzieher sagen sie ist beliebt und spielt mit den meisten Kindern. Aber merkwürdig finde ich dass sie jeden Morgen weinte wenn sie in den KiGa muss, weil sie es langweilig findet - wie sie sagt. Sie ist immer sehr behütet, langzeitgestillt, bedürfnisorientiert erzogen. Da passt das irgendwie nicht mit dem Fernseher :( Sie ist generell auch sehr sportlich (zu muskulös sogar laut Kinderarzt (Veranlagung)). Es wohnen weit und breit keine Kinder im Dorf. Mit ihrem kleinen Bruder findet sie leider zu wenig Gemeinsamkeit (fast 2). Ich muss wirklich sehr kreativ und trickreich sein um sie vom TV wegzulocken. Der KiGa hat wegen Corona seit fast 2 Monaten zu. Bei diesem Wetterlässt sich nicht viel unternehmen. Sie sagt sie möchte mit vielen Kindern spielen, sie sei immer alleine. Egal auf welchen Spielplatz wir fahren, es ist sehr leer. Ich habe generell auch den Eindruck dass die Kinder „heutzutage“ viel verschlossener sind und nicht mehr soviel mit „anderen“ Kindern spielen. Vielleicht fehlt ihr einfach ein fester Freund. Dann stehen wir auf dem Spielplatz und jedes Kind spielt alleine in der Ecke. Was manchmal völlig in Ordnung ist. Aber doch wirklich für uns nicht viel Sinn macht. So kommen wir nach Hause und das erste was sie macht: sie läuft zum Fernseher. Angebote für Kinder mit 4 Jahren sind irgendwie sehr wenig, weil ich auch noch ein kleineres Kind hab, passt es dann auch von den Interessen nicht. Ich gebe mir sehr große Mühe. Phasenweise sind wir 30 km weit gefahren (jeden Tag) für Dinoparks und Sportveranstaltungen und und uns. Spätesten die Rückfahrt schlafen sie dann ein. Und sind dann die halbe Nacht wach. Es ist alles so kühl geworden, die Menschen, die Eltern, die Lebensfreude fehlt. Die Stimmung … Wir gehen zum Turnen und basteln jeweils einmal die Woche. Das sind knapp 2 Stunden. Meine Mutter sagt immer wenn es sie glücklicher macht dann soll sie doch schauen. Auch in ihrer Zeit sei es verpönt gewesen wenn Kinder stundenlang TV geschaut haben. Ihre KiGa Freundin wohnt knapp 20 km entfernt. Beispiel: Ein „Spontaner“ Spielplatz Besuch: Knapp 1 Stunde Vorbereitung, Geheule, Gejammere, und wenn wir da sind spielt sie auf allen Geräten.. Ich spiele praktisch alles mit. Ihr kleiner Bruder hat ein mega Spaß. Sie dagegen „arbeitet“ nur alle Geräte schnell ab. Wenn wir dann zuhause sind: Hände waschen umziehen sofort läuft sie zur Fernbedienung und schimpft dass es zuhause viel wärmer und kuscheliger ist und sie will nie wieder raus. Wir hatten neulich Besuch über Nacht von meiner alten Freundin (andere Stadt) sie hat 2 gleichaltrige Jungs. Sie hatten so ein Spaß alle zusammen. Keine Minute hat sie an der Fernseher gedacht. Was mach ich falsch? Auch wenn ich jeden Tag mit ihr was unternehmen (was eigentlich zeitlich unmöglich ist, Homeoffice, Haushalt). Was soll ich den jeden Tag draußen machen? Wir sind nicht geimpft (ich stille noch, bin aber schon Inder abstillphase) deshalb kommen wir auch nicht überall rein. Danke für Ihren Rat und Tipps. LG


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Cherubimx, Sie sind die Mutter. Sie sind der "Chef". Sie sagen, wann und wie lange geguckt werden darf. Bestenfalls schaffen Sie ein Ritual. Beispielsweise darf immer direkt vor oder nach dem Abendessen eine halbe Stunde ferngesehen werden. Nach einer kleinen Weile wird Ihrer Tochter klar, dass vorher fragen keinen Sinn macht, da der Fernseher ja sowieso ausbleibt. Achten Sie darauf, dass die Fernbedienung für Ihre Tochter nicht greifbar ist, damit sie sich den Fernseher nicht alleine einschalten kann. Tablet, Handy etc. sollten außer Sichtweite gelegt werden, damit diese Geräte nicht die Begierde wecken. Ihre Tochter freut sich über das Spielen mit anderen Kindern. Ermöglichen Sie ihr gerne, sich regelmäßig mit anderen Kindern zu verabreden. Fragen Sie sie, mit wem sie gerne mal spielen möchte. Rufen Sie die Eltern an und fragen nach, ob das jeweilige Kind Lust hat, zum Spielen vorbeizukommen oder Spielbesuch bekommen mag. Viele Grüße Sylvia


Mamamaike

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Hallo, sei mir nicht böse, aber ein vierjähriges Kind kann doch nicht selbst seinen Fernsehkonsum bestimmen. Unzufriedenheit ist oft mit Langeweile verbunden, und die ist wichtig für Kreativität - etwas, dass durch (exzessiven) Fernsehkonsum stark behindert wird. Sucht trifft es ganz sicher. Du musst das (für die nächste Zeit) unterbinden und aushalten, dass sie unzufrieden ist. Geht raus, in den Garten, falls da, in den Wald. Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur ungeeignete Kleidung. (Ich rede jetzt nicht vom Sturm.) Bedürfnisorientiert bedeutet ja nicht, dass man dem Kind in allen Bedürfnissen nachkommen muss, sondern dass die Eltern die kindlichen Bedürfnisse im Blick haben, auch wenn das Kind das noch nicht kann. Ich glaube nicht, dass Du ein "Freizeitfeuerwerk" zünden musst, um es Deiner Tochter "recht zu machen". Sie hat sicherlich Spielzeug, mit dem sie spielen kann, und Du hast sicherlich auch einen Haushalt, wo sie altersgerechte Aufgaben übernehmen kann (im Sinne einer gemeinsamen Beschäftigung, nicht Heranführen an Hausarbeit). Du hast Deine Mutter erwähnt: Kann sie Dir vielleicht eine Entlastung sein, indem sie die Tochter/die Kinder beschäftigt? Backen, vorlesen, spielen? Gibt es sonst jemanden, der Dich unterstützen kann? Es ist sicherlich nicht einfach in eurer Situation, aber ganz sicher möglich, etwas zum Besseren zu ändern. Viele Grüße


cube

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TV oder Tablet sind halt "Bespaßung/Berieselung" ohne, dass man selbst etwas tun muss. nahezu jedes Kind nimmt das dankend an! Und nahezu jedes Kind wird zickig, bockig, ist gelangweilt etc, wenn man die Bespaßungsmaschinen ausschaltet. Da wird nur eins helfen: konsequent den Konsum begrenzen. Ja, sie wird toben, heulen etc - da müsst ihr beide dann durch. Du musst auch nicht ständig den Clown geben, damit sie sich nicht langweilt. Sie soll ja genau wieder an den Punkt kommen, wo sie sich selbst etwas überlegen muss, um sich nicht zu langweilen. Und genug Zeit haben zu merken, wieviel Spaß andere Dinge machen. Von selbst! wird kaum kein Kind in dem Alter selber TV oder Tablet weglegen. Dafür musst du sorgen und das Genöle auch aushalten. Es vergeht wieder :-)


Yvon

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Hallo, ich stimme meinen Vorrednerinnen voll zu, du bist in der Pflicht, den Fernsehkonsum deiner Tochter auf ein sinnvolles Maß zu begrenzen, da sie das selbst noch nicht kann. Erwähnen wollte ich noch, dass Stillen überhaupt kein Grund ist, die Impfung aufzuschieben, ich bin selbst in der Stillzeit mehrfach geimpft worden.


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