Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Aggressives Inklusionskind in der Klasse

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Aggressives Inklusionskind in der Klasse

sigute

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Guten Tag, leider hat meine Tochter (9 Jahre, 3. Klasse) mit einem Inklusionskind (leicht geistig behindert) Probleme. Und zwar, wenn ihm was nicht passt, schreit er sie letzte Zeit (seit Monaten schon) an und beleidigt mit übelsten Schimpfwörtern (Hu…., Schla… etc.) sowie droht sie zu töten. Das auch mit anderen Kindern. Ich finde das nun nicht mehr in Ordnung gar besorgniserregend und weiß nicht, wo ich den Rat suchen soll: bei seiner Mutter, Klassenlehrerin oder Schuldirektor oder sonst noch jemanden? Könnten Sie mir bitte hierzu einen Rat geben? Vielen Dank schon mal. Liebe Grüße


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Sigute, wie meine Vorrednerin schon schrieb, ist die Klassenlehrerin der erste Ansprechpartner. Ggf. fragen Sie bei den Elternvertretern nach. Gibt es weitere Kinder, die sich gestört fühlen und ein gemeinsames Gespräch mit der Klassenlehrerin wäre sinnvoll? Viele Grüße Sylvia


Banu28

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Bin selbst Lehrerin, daher mein Rat: Du solltest zuerst immer mit der Klassenlehrehrerin sprechen. Zugleich kannst Du die Elternpflegschaftsvorsitzenden ansprechen. Diese können ihrerseits die Lehrerin auch noch einmal ansprechen. Sie weiß dann, dass Du nicht die Einzige bist, die das Verhalten des Inklusionskindes stört. Der Rektor oder die Rektorin erfährt sowieso rasch von dem Problem, weil solche Dinge in der Pause im Lehrerzimmer täglich besprochen werden. Inklusionskinder, die zu verhaltensauffällig sind und die Klasse daher stark belasten (wie etwa bei heftigen Aggressionen oder bedrohlichen Verbalattacken) können auf eine Förderschule verwiesen werden. Dies ist aber ein etwas längeres Prozedere und geht nicht von heute auf morgen, vor allem wenn dessen Eltern es nicht wollen. Möglich ist es aber durchaus. Dazu ist es wichtig, dass die Eltern der betroffenen Kinder (also Du) immer wieder aktiv für ihre eigenen Kinder eintreten, die durchaus Schaden nehmen können, wenn sie sich z. B. ständig latent bedroht fühlen. Ein Kind sollte sich in der Grundschule wohlfühlen und angstfrei lernen dürfen. Manchmal (!) ist es so, dass weder das Inklusionskind noch die anderen Kinder von dieser Integration profitieren. Denn die normale Regelschule hat nicht den Personalschlüssel, um ein solches Kind ausreichend zu betreuen und zu fördern. Meist kommt ja nur wenige Stunden pro Woche eine Sonderschullehrerin, während der meisten Zeit aber ist die Klassenlehrerin allein. Und zeitlich absolut überfordert damit, diesem Kind wirklich gerecht zu werden, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Diese Kinder laufen meist nur irgendwie mit. Inklusion kann eigentlich nur dann gut funktionieren, wenn immer mindestens zwei Lehrkräfte in der Klasse sind, von denen eine eine Spezialausbildung haben sollte. Das ist aber in Deutschland Wunschdenken. So werden beide Seiten allein gelassen - die Integrationskinder ebenso wie die anderen. Liebe Grüße


sigute

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Hallo Banu, vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort, sie hat mich gestärkt und ich habe mit der Klassenlehrerin gesprochen. Sie hat sich bedankt und hat versprochen sich drum zu kümmern. Es bleibt abzuwarten. LG und schöne Sommerferien


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